Porträt:Wie Katharina Kiel die Frauen-Bundesliga lenken will
von Frank Hellmann, Frankfurt
Katharina Kiel ist die erste Präsidentin des neu gegründeten Ligaverbandes der Frauen-Bundesliga. Die 33-Jährige, die in Windeseile die Karriereleiter hochkletterte, im Porträt.
Als Eintracht-Managerin immer noch mit dem DFB verbandelt: Die Frauen-Bundesliga-Chefin Katharina Kiel.
Quelle: dpaKatharina Kiel trägt gerne schwarze Kleidung. Was ein stimmiges Bild ergab, als sich die neue Präsidentin der Frauen-Bundesliga FBL e.V. in den schwarz getünchten Räumen von Eintracht Frankfurt in neuer Rolle vorstellte.
Kiel: Die Liga zukunftsfähig machen
"Ein sehr historischer Tag, der die letzten anderthalb Jahre nicht nur abrundet, sondern vor allem dieser Zeit eine Richtung gibt - und ein klares Zeichen für Aufbruch", sagte Kiel danach im ZDF.
Man wolle den Frauenfußball aktiv gestalten, die Liga zukunftsfähig machen. Die Gründung eines solchen Interessensverbandes sei kein Abschluss, "sondern der Anfang für eine starke, sichtbare und unabhängige Liga".
Machtfülle fast wie von Hans-Joachim Watzke
Wer ist diese Frau, die im Schnelldurchgang an eine solche Position gelangte? Die im niedersächsischen Northeim geborene Kiel vereint bei den Frauen nun eine Machtfülle, die der des DFL-Chefs Hans-Joachim Watzke für die Männer nahekommt.
Alle 14 Klubs der Frauen-Bundesliga beschlossen vor einer Woche die Zusammenarbeit mit dem DFB zu beenden. Stattdessen soll es einen eigenen neuen Ligaverband geben, welcher gestern gegründet wurde.
11.12.2025 | 1:29 minEintracht-Frankfurt-Vorstandschef Axel Hellmann nannte das mal - nicht ganz ernst gemeint - sogar einen "hervorragenden Vergleich". In Wahrheit habe Kiel einen anderen Führungsstil, findet Hellmann: "Sie ist extrem fachkundig, engagiert und mit den Klubs bestens vernetzt."
Katharina Kiel bis 2016 Bundesliga-Spielerin
"Ich kenne sie natürlich besser als andere", sagte Hellmann im ZDF-Gespräch. "Sie hat den Blick auf den gesamten Kosmos des professionellen Frauenfußballs gelegt."
Kiel spielte für den 1. FFC Frankfurt, SC Bad Neuenahr und die TSG Hoffenheim bis 2016 auf Bundesliga-Ebene, musste dann aber wegen ständiger Knieproblemen aufhören. Sport betreibt sie heute nur noch selten. Ihr Arbeitstag habe oft elf, zwölf Stunden, erzählen Wegbegleiter. Pausen gönne sie sich selten.
Mit DFL-Stipendium zur Managerin
Nachdem sie sich nach der Karriere selbstständig gemacht hatte, absolvierte sie mithilfe eines DFL-Stipendiums eine Ausbildung im Management. Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche wurde auf sie - die ehrgeizige Frau in dieser Ausbildung - aufmerksam, holte sie vor drei Jahren zunächst als Technische Direktorin zur Eintracht.
Nach der Vertragsverlängerung ist Kiel nicht nur bis 2029 gebunden, sondern ihr obliegt die strategische Gesamtsteuerung des Frauenfußballs beim hessischen Traditionsverein.
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07.12.2025 | 3:30 minOffene Fragen im Verhältnis zum DFB
Dass ihre erste Pressekonferenz nicht ganz so glatt lief, hatte einen einfachen Grund: Sie konnte und wollte dem DFB nicht die Tür nicht vor der Nase zuschlagen.
"Zum jetzigen Zeitpunkt können wir die Gemeinschaft nicht eingehen, weil noch offene Punkte zwischen uns und dem DFB stehen", erklärte sie:
Das Projekt mit dem DFB hat sich nicht zerschlagen.
Katharina Kiel, FBL-Chefin und Eintracht-Funktionärin
Sich in dieser Gemengelage neutral zu verhalten, war nicht ganz so einfach, denn eigentlich soll ja noch immer eine gemeinsame Gesellschaft mit dem Mutterverband gegründet werden. In einem Joint Venture wären der neue Ligaverband der Frauen und die DFB GmbH & Co. KG mit je 50 Prozent beteiligt.
In puncto Kommunikation muss Kiel noch zulegen, zumal ihr Fürsprecher Hellmann ankündigte, es sei bald nicht mehr seine Aufgabe, den Prozess zu beschreiben:
Sie muss sich in ihrem Präsidium einen Arbeitsplan zurechtlegen.
Eintracht-Vorstandschef Axel Hellmann über Katharina Kiel
Katharina Kiel doppelt gefordert
Das hat die neue Liga-Präsidentin schon getan. Allerdings ist sie auch bei Eintracht Frankfurt gefordert: Nach der krachenden Niederlage im Nachholspiel beim1. FC Nürnberg (3:5) droht der Anschluss an die Spitzengruppe der Frauen-Bundesliga verloren zu gehen.
Als wichtige Aufgabe nannte die Liga-Präsidentin die Verhandlungen über einen Medienvertrag ab der Saison 2027/2028, von dem sich die Vereine deutlich mehr Erlöse erhoffen. Kiel will nicht ausschließen, dass sich ihr Gremium vielleicht sogar selbst um die Vermarktung kümmert, denn: "Jeder Weg bringt Vor- und Nachteile mit sich."
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