Neunter Platzverweis des Mainzers:Dominik Kohr: Warum Rot nicht immer gleich Rot ist
von Peter H. Eisenhuth
Mit dem neunten Platzverweis seiner Karriere liefert Dominik Kohr den Kritikern neue Nahrung. Die Statistik des Mainz-05-Profi verdient allerdings eine reflektiertere Betrachtung.
Rot Nummer neun: Schiedsrichter Sascha Stegemann schickt Dominik Kohr im Spiel gegen die TSG Hoffenheim vom Platz.
Quelle: ddp | HMB Media/ClausDie Bilanz lässt sich nicht zu seinen Gunsten auslegen. Mit 102 Gelben Karten ist Dominik Kohr nur noch acht Verwarnungen von Rekordhalter Stefan Effenberg entfernt. Und seit seinem Foul am vergangenen Freitag gegen den Hoffenheimer Max Moerstedt, für das er die Rote Karte sah, übernahm er mit neun Platzverweisen die alleinige Führung in dieser Statistik.
Wenigstens nicht verloren: Mainz 05 stoppt mit dem 1:1 die Siegesserie der TSG Hoffenheim, verliert aber Dominik Kohr, der die neunte Rote Karte seiner Karriere kassiert.
24.11.2025 | 8:59 minKohr auf schmalem Grat
Wasser auf die Mühlen all derer, die den Profi des FSV Mainz 05 für einen rücksichtslosen Treter halten. "Raubein", ein Mann der "Brutalo-Fouls", einer, der Körperverletzungen seiner Gegenspieler bewusst in Kauf nimmt und aus dem Verkehr gezogen gehört - diesen Ruf wird Kohr nicht mehr los.
An diesem Ruf hat der 31-Jährige im Laufe von 316 Bundesliga-Spielen freilich lange gearbeitet. Kohr gilt als einer der kompromisslosesten Defensivspieler der Liga, damit wandelt er auf einem schmalen Grat, wie er selbst einräumt.
Foul an Moerstedt eine Grenzüberschreitung
Die meiste Zeit seiner Karriere hat er im Mittelfeld verbracht, als Sechser. "Gelbe Karten gab es da oft für taktische Fouls", sagt er. Als Innenverteidiger, zu dem er vor eineinhalb Jahren umschulte, "muss man schon eher aufpassen, da ist man einer Roten Karte näher und braucht viel Fingerspitzengefühl".
Die Balance zu finden, wann man wie einsteigen dürfe, sei ein Lernprozess, das komme mit der Erfahrung. In der Szene vom Freitag allerdings ließ er sie vermissen.
Kohr entschuldigt sich
Das Foul an Moerstedt, mit gestrecktem Bein gegen den Unterschenkel, war so hart wie sinnfrei. Denn der Zweikampf, in dem Kohr zu spät dran war, trug sich im Mittelkreis zu, Gefahr fürs Mainzer Tor ging von dieser Szene nicht aus.
Am Tag danach entschuldigte sich der 05er mit einem ausführlichen Post auf Instagram bei Moerstedt, der mit Abschürfungen und einem Bluterguss davongekommen war.
Olaf Thon fordert zwölf Spiele Sperre
Er habe den Hoffenheimer nicht treffen wollen und die Aktion zunächst auch nicht in ihrer Härte wahrgenommen, schrieb Kohr. "Als ich die TV-Bilder gesehen habe, bin ich selbst erschrocken, das hätte auch anders ausgehen können."
An den öffentlichen Urteilen bis hin zu Olaf Thons Forderung im "Kicker", Kohr bis zu zwölf Wochen zu sperren, änderte die Entschuldigung nichts.
Theoretisch könnte die Zahl der Kohrschen Platzverweise schon bei elf liegen. In der vorigen Saison hatte der Mainzer zwei Mal Glück, dass Tätlichkeiten während Spielunterbrechungen nicht geahndet wurden.
Nur ein Mal Rot wegen groben Foulspiels
Das Bild des brutalen Knochenbrechers bekommt allerdings Risse, wenn man sich die Vergehen, für die Kohr des Feldes verwiesen wurde. In nur drei der neun Fälle handelte es sich um Rote Karten, davon nur eine - die aktuelle - wegen groben Foulspiels.
Ansonsten eine Trikot-Notbremse (zu Eintracht-Zeiten gegen den 05er Levin Öztunali) sowie eine leichte Schulterberührung des Freiburgers Lukas Höler, die ebenfalls als Notbremse gewertet wurde.
Die bislang letzte Gelb-Rote Karte war eine Fehlentscheidung: Das Foul hatte sein Mitspieler Nadiem Amiri begangen.
Des Namens wegen bestraft?
Zur Wahrheit gehört außerdem, dass Dominik Kohr in den vergangenen Monaten auch die eine oder andere Gelbe Karte sah, ohne dass überhaupt ein Vergehen vorlag - womöglich schlicht auf Verdacht wegen seines Rufes.
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09.12.2024 | 8:52 minZum Beispiel vorige Saison beim 3:4 in Wolfsburg, als der vor ihm laufende Jonas Wind mit den Stollen im Rasen hängen blieb und über die eigenen Füße stolperte. Aber mit diesem Problem wird der Mainzer auch in Zukunft klarkommen müssen.
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