Gaza: Hungersnot laut UN beendet - weiter Mangelversorgung

Weiter Mangel und Ernährungsunsicherheit:UN erklären Hungersnot im Gazastreifen für beendet

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Im August hatten die UN für Teile des Gazastreifens eine Hungersnot ausgerufen. Jetzt kommen wieder mehr Hilfslieferungen an, trotzdem bleibt die Versorgung der Menschen kritisch.

Ein belebter Markt in Gaza-Stadt, im Vordergrund ein Stand mit frischem Obst und Gemüse.

Die UN haben die im August ausgerufene Hungersnot im Gazastreifen für beendet erklärt. Laut UN-Experten ist die Situation aber weiterhin kritisch, Gaza bleibt ein "Notfallgebiet".

19.12.2025 | 0:29 min

Die UN haben die im August im Gazastreifen ausgerufene Hungersnot für beendet erklärt. Die Ernährungssicherheit im Gazastreifen habe sich verbessert. So gelte in keinem Gebiet mehr eine Hungersnot gemäß der IPC-Skala (Integrated Food Security Phase Classification) zum Hungermonitoring, erklärten die zuständigen UN-Experten am Freitag.

Doch trotz des Friedensplans und der verstärkten Hilfslieferungen bleibe die Lage in dem Gebiet "weiterhin kritisch", hieß es.

Weiterhin Mangelernährung in Gaza

Der bewaffnete Konflikt sei stark zurückgegangen, hieß es in dem Bericht. Die Versorgung habe sich verbessert. Die UN stuft den gesamten Gazastreifen aber trotz eines "besseren Zugangs für humanitäre und kommerzielle Lebensmittellieferungen" weiterhin als "Notfallgebiet" ein. Die Bevölkerung des Gazastreifens sei weiter stark von akuter Mangelernährung und Ernährungsunsicherheit betroffen:

Obwohl humanitäre Hilfe, inklusive Nahrungsmittelhilfe, zugenommen hat, werden nur die grundlegendsten Bedürfnisse zum Überleben abgedeckt.

Integrated Food Security Phase Classification

Den UN-Experten zufolge werden bis Mitte April voraussichtlich noch immer rund 1,6 Millionen Menschen in dem Palästinensergebiet von einer "krisenartigen" Ernährungsunsicherheit betroffen sein.

Daily life in Nuseirat Refugee Camp

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18.12.2025 | 3:36 min

Israel: Bericht ignoriert "beträchtliche Menge an Hilfsgütern"

Die israelische Regierung reagierte kritisch auf den UN-Bericht. "Angesichts der überwältigenden und unmissverständlichen Beweise musste sogar IPC zugeben, dass es im Gazastreifen keine Hungersnot gibt", erklärte der israelische Außenamtssprecher Oren Marmorstein im Onlinedienst X. Dennoch sei der Bericht "bewusst verzerrt": Darin werde die "beträchtliche Menge an Hilfsgütern ignoriert", die tatsächlich in den Gazastreifen gelangten. Der Bericht stütze sich lediglich auf UN-Hilfslieferungen, die jedoch nur "20 Prozent aller Hilfsgüter-Lastwagen" ausmachen würden.

Die Hilfsorganisation Oxfam bezeichnete die humanitäre Lage im Gazastreifen als weiterhin "erschreckend und vermeidbar" und warf der israelischen Regierung vor, Hilfslieferungen von internationalen Organisationen zu blockieren. Oxfam verfüge "über Hilfsgüter im Wert von 2,5 Millionen Dollar, darunter 4.000 Lebensmittelpakete, die in Lagerhäusern direkt hinter der Grenze lagern. Die israelischen Behörden lehnen alles ab", erklärte der Kampagnenchef der Organisation, Nicolas Vercken.

Die deutsche Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger beklagte, dass der Hunger im Gazastreifen trotz der Waffenruhe und leicht verbesserten Zugangs zu humanitärer Hilfe "allgegenwärtig" bleibe.

75 Prozent der Bevölkerung leiden unter akutem Hunger, der Rest kämpft mit chronischer Nahrungsmittelknappheit.

Aktion gegen den Hunger

Ausbleibende Ernte, extreme Wetterbedingungen und beschädigte Infrastruktur verschlimmerten demnach die Situation.

Palästinenser fahren in einem Karren, der von einem Fahrzeug gezogen wird, durch eine überflutete Straße nach einem Unwetter in Gaza Stadt

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Quelle: dpa, AFP
Über dieses Thema berichtete ZDFheute Xpress um 18:46 Uhr im Beitrag "Hungersnot im Gazastreifen für beendet erklärt".

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