Sturmtief "Byron" fegt über Kriegsgebiet:Überschwemmungen verschärfen Lage im Gazastreifen
Nach starken Regenfällen spitzt sich die humanitäre Lage in Gaza weiter zu. Zahlreiche Notunterkünfte sind überflutet worden. Die Sorge vor Infektionskrankheiten wächst.
Am Donnerstag sorgten heftige Regenfälle und starke Winde durch den Wintersturm "Byron" für eine lebensbedrohliche Lage in einigen Gebieten in Nahost.
11.12.2025 | 0:42 minIm durch den Krieg verwüsteten Gazastreifen spitzt sich die ohnehin verzweifelte Lage vieler Menschen nach andauernden Regenfällen zu. Augenzeugen und Berichten zufolge wurden Zeltlager für Binnenvertriebene überflutet. Das seit Dienstag wütende Unwetter soll noch bis Freitag anhalten.
Hunderttausende Palästinenser haben im mehr als zwei Jahre dauernden Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas ihr Zuhause verloren und leben in provisorischen Unterkünften. Seit dem 10. Oktober herrscht eine Waffenruhe. Bei einzelnen Zwischenfällen gibt es aber weiterhin Tote im Gazastreifen. Die heftigen Regenfälle bedeuten nun eine weitere Katastrophe für die Menschen vor Ort. Eine Klinik im Gazastreifen teilte mit, dort sei ein Baby an Unterkühlung gestorben.
Wasser dringt in Notunterkünfte ein
Ein verzweifelter Vater berichtete der Deutschen Presse-Agentur (dpa), seine Kinder hätten in durchnässten Sachen geschlafen und vor Kälte gezittert, nachdem das Zeltlager in der Stadt Gaza überflutet worden sei. "Ich konnte nichts tun", sagte Raid Schamlach.
Palästinenser laufen nach starken Regenfällen über eine Straße in der Stadt Khan Younis im Süden des Gazastreifens.
Quelle: epaDie 33 Jahre alte Amal Schabat, die in einem anderen Viertel der Stadt ausharrt, sagte der dpa, die Familie mit fünf Kindern versuche derzeit, Wasser mit einem Eimer aus ihrem Zelt zu holen. Wegen des eindringenden Regens sei ihr Bettzeug völlig durchnässt. "Wir müssen Gaza dringend wieder aufbauen. Wir können uns nicht vorstellen, noch jahrelang in diesen zerfetzten Zelten zu leben", betonte die Palästinenserin.
Der 47 Jahre alte Ali Scharab berichtete der dpa, er harre mit seinen vier Kindern in dem zerstörten Haus der Familie in der Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets aus. Das Gebäude sei wegen des Regens überflutet. "Es könnte jeden Moment über mir und meinen Kindern zusammenbrechen." Seine Frau sei bei einem israelischen Luftangriff getötet worden, sagte der Palästinenser. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Starker Regen verschärfte schon Ende November die Lage im Gazastreifen.
28.11.2025 | 2:14 minSorge vor Infektionskrankheiten im Gazastreifen
Das Sturmtief namens "Byron" bringt derzeit in Israel und den Palästinensergebieten kühlere Temperaturen, viel Regen und starken Wind. Menschenrechtsgruppen und medizinisches Personal im Gazastreifen äußerten laut Bericht der Zeitung "Haaretz" die Sorge, dass die Überschwemmung der Lager mit Müll und Abwasser das Risiko für Infektionskrankheiten zusätzlich erhöhe.
Bereits jetzt gebe es einen deutlichen Anstieg der Fälle von Unterkühlung bei Kindern, so der Direktor des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza, Mohammed Abu Salmija.