Waffenruhe weiter instabil:Lage in Gaza bleibt kritisch - Wintereinbruch verschärft Not
von Thomas Reichert
Die Winterstürme haben die Bevölkerung in Gaza schwer getroffen. Die größere Sorge aber ist, dass zu wenig Hilfe nach Gaza kommt - und die Waffenruhe kaum hält.
Starker Regen verschärft die Lage im Gazastreifen. Familien versuchen, ihre Habseligkeiten vor Schlamm und Wasser zu retten, während die Hilfsgüter weiterhin knapp sind.
28.11.2025 | 2:14 minIn dieser Woche kam der Winter nach Gaza. Heftige Regenfälle, Stürme und Überschwemmungen setzten zum Beispiel den Flüchtlingen und ihren zerbrechlichen Zelten in Al-Mawasi schwer zu.
Knöcheltief steht das Wasser, wo Mohammed Shuaib und seine Familie geschlafen haben. "Das Wasser ist direkt hereingeströmt", erzählt Shuaib.
Wir wissen nicht, wo wir jetzt schlafen sollen. Wir sind auf der Straße. Wir haben nichts. Wohin sollen wir gehen?
Mohammed Shuaib, Gaza-Bewohner
13.000 Zelte sind laut UN-Flüchtlingshilfswerk durch die Unwetter in den vergangenen Tagen zerstört worden. Nach zwei Jahren Bombardement durch Israels Armee sind Abwasserleitungen und Kläranlagen weitgehend zerstört. Die Überschwemmungen haben die Kanalisation zum Überlaufen gebracht.
Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas wird immer wieder gebrochen. ZDF-Korrespondent Thomas Reichart zur Lage im Gazastreifen und zu Trumps "Friedensplan".
28.11.2025 | 5:30 minWinterstürme in Gaza treffen auf erschöpfte Menschen
"Das Abwasser ist plötzlich über uns hinweggeschwemmt worden", sagt Khadija Abd al-Wahab. Sie zeigt auf das Zelt ihrer Schwester.
Es wurde komplett überflutet. Ihre Bettwäsche, ihre Habseligkeiten, alles wurde zerstört."
Khadija Abd al-Wahab
Beinahe jeder in Gaza wurde in den zwei Jahren Krieg irgendwann vertrieben, die meisten sogar mehr als einmal. Der Beginn der Winterstürme trifft auf eine Bevölkerung, die erschöpft ist und ohne die Mittel, sich vor den Unwettern zu schützen.
Krankenhäuser in Gaza sind an ihren Kapazitätsgrenzen, sagte Amar Mardini von der Hilfsorganisation Cadus im September.
16.09.2025 | 5:13 minUN: Israel erlaubt zu wenig Gaza-Hilfen
Zu Beginn der Waffenruhe im Oktober waren die Hoffnungen groß, dass sich die Versorgung verbessern würde, ein Wiederaufbau beginnen könne und die israelischen Angriffe ein Ende finden würden. Von diesen Hoffnungen ist wenig geblieben.
Am Donnerstag machte sich ein Hilfskonvoi der Ägypter bereit für die Fahrt in Richtung des großen Flüchtlingslagers von Al-Mawasi im Süden Gazas. Jene Region, die am härtesten von den Stürmen getroffen wurde. Säcke mit Mehl, Lebensmittelpakete und Fleisch haben sie geladen.
Nur wenige Wochen nach Beschließen der Waffenruhe, kam es wieder zu Gewalttaten im Gazastreifen.
29.10.2025 | 3:30 minWaffenruhe bleibt brüchig
Doch Israel erlaube immer noch zu wenig Hilfen nach Gaza, kritisieren die Vereinten Nationen. Zum Beispiel auch medizinische Güter. Kein einziges Krankenhaus in Gaza sei voll funktionsfähig, sagt Stéphane Dujarric, der Sprecher des UN-Generalsekretärs.
Wir fordern erneut einen ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe, damit die Teams alle Menschen erreichen können, die sie erreichen müssen.
Stéphane Dujarric, Sprecher des UN-Generalsekretärs
"Wir und unsere Partner können viel mehr tun, sobald die Beschränkungen für Hilfsgüter und Hilfsorganisationen aufgehoben werden", sagt Dujarric.
Auch die Waffenruhe bleibt brüchig. Eine sogenannte gelbe Linie trennt inzwischen Gaza: im Westen ein Gebiet, das die Hamas kontrolliert, und im Osten ein Gebiet, das Israel weiter besetzt hält.
Sechs Tage nach der Freilassung der letzten israelischen Geiseln sprechen wir über die aktuelle Situation in Gaza. Interviews und Einschätzung zur Lage bei ZDFheute live.
19.10.2025 | 31:18 minUN: Waffenruhe fast 400 Mal verletzt
Israel und die Hamas werfen sich gegenseitig die Verletzung der Waffenruhe vor. Ein UN-Expertengremium spricht von fast 400 Verletzungen der Waffenruhe durch Israel seit deren Beginn am 11. Oktober. Hunderte Palästinenser seien in dieser Zeit bei israelischen Angriffen getötet worden. Darunter sind nach Angaben von Unicef fast 70 Kinder.
Israel wirft umgekehrt der Hamas vor, dass Kämpfer immer wieder die gelbe Linie überschreiten und israelische Truppen angreifen würden. "Wir haben das verhindert mit großer Gewalt", so Israels Premierminister Benjamin Netanjahu. Israels Armee habe Vergeltung geübt, der Gegner habe für die Angriffe einen sehr hohen Preis gezahlt.
Zu dem hohen Preis zählten zuletzt auch wieder israelische Luftangriffe auf Gaza-Stadt und Chan Junis - mit Toten und Verletzten.
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