Ermordeter Premier: Zehntausende gedenken Rabin in Tel Aviv

Attentat vor 30 Jahren:Zehntausende gedenken Israels ermordeten Premier Rabin

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Am 4. November 1995 erschoss ein jüdischer Fundamentalist Ministerpräsident Izchak Rabin. In Tel Aviv gedachten am Freitag Zehntausende dem israelischen Politiker.

Israel Rabin 30. Jahrestag

Mit der Ermordung von Ministerpräsidenten Izchak Rabin starb auch die Idee von Frieden nach Jahrzehnten gewaltsamer Konflikte.

01.11.2025 | 2:37 min

30 Jahre nach dem Mord an Izchak Rabin haben Schätzungen israelischer Medien zufolge etwa 150.000 Menschen in Tel Aviv des früheren Ministerpräsidenten gedacht.

"Das waren andere Zeiten, als Führungskräfte noch Verantwortung übernahmen - in Worten und Taten. Verantwortung - genau das ist es, wonach sich Israel heute sehnt", sagte der frühere Generalstabschef Gadi Eisenkot unter dem Applaus der Teilnehmer auf dem zentralen Rabin-Platz.

Er spielte damit auf die Kritik vieler Israelis an Regierungschef Benjamin Netanjahu an, der eine Verantwortung für Fehler im Zusammenhang mit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 verneint.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hält eine Rede zur Eröffnung der Wintersitzung des israelischen Parlaments, der Knesset

Israels Premier Netanjahu hat "intensive Angriffe" auf den Gaza-Streifen angeordnet. Zuvor soll die Hamas laut israelischer Armee die Waffenruhe gebrochen haben.

28.10.2025 | 1:24 min

Im Zentrum von Tel Aviv hatte ein jüdischer Fanatiker Rabin am 4. November 1995 erschossen, um territoriale Zugeständnisse an die Palästinenser zu verhindern. In Israel werden Gedenkveranstaltungen stets nach dem Datum im hebräischen Kalender abgehalten.

Schüsse auf Rabin trafen auch den Friedensprozess

"Vor 30 Jahren, auf dem schrecklichen Höhepunkt einer hemmungslosen Hetzkampagne, ging Izchak Rabin die Treppe herunter, als ein verabscheuungswürdiger Attentäter drei Kugeln abfeuerte, den Premierminister ermordete und den Friedensprozess zerstörte", erklärten die Organisatoren der Gedenkveranstaltung, wie die Zeitung "Times of Israel" schrieb.

Oppositionsführer Jair Lapid äußerte sich ähnlich. "Die drei Kugeln, die hier auf dem Platz abgefeuert wurden, sollten nicht nur einen Anführer töten, sondern eine Idee auslöschen", sagte Lapid.

Anselm Stern im Schaltgespräch mit der heute

Israels Militär hat mit Angriffen auf den Gaza-Streifen begonnen. ZDF-Korrespondent Anselm Stern berichtet aus Tel Aviv.

28.10.2025 | 1:27 min

Zwei-Staaten-Lösung inzwischen in großer Ferne

Der 1993 vereinbarte Oslo-Friedensprozess mit den Palästinensern befand sich schon vor dem Attentat in der Krise. Dennoch markierte der Tod Rabins einen entscheidenden Einschnitt, der den Oslo-Friedensprozess politisch schwer beschädigte.

Die von Rabin angestrebte Zwei-Staaten-Lösung gilt inzwischen als nur noch schwer realisierbar und wird von Netanjahu abgelehnt. Dem Mordanschlag war rechtsextreme Hetze vorangegangen.

Die Vereinten Nationen fordern eine Zwei-Staaten-Lösung für Israel und die Palästinenser auf Grundlage der Grenzen von 1967. Sie sieht eine friedliche Ko-Existenz eines unabhängigen israelischen und eines palästinensischen Staats vor, der sich in den Grenzen von 1967 gründet.


Netanjahu wird immer wieder vorgeworfen, damals zu dem politischen Klima beigetragen zu haben, das die Tat wahrscheinlicher machte. So sprach er einen Monat vor dem Attentat bei einer Demonstration in Jerusalem, bei der Protestierende Plakate hochhielten, auf denen Rabin mit einer Nazi-Uniform dargestellt wurde. "Rabins Ermordung war die direkte Folge von Polarisierung und Aufstachelung", sagte Eisenkot.

Der heutige rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir zeigte kurz vor der Ermordung Rabins in einem TV-Interview ein von der offiziellen Limousine des Regierungschefs abgebrochenes Emblem und drohte: "Wir können Rabin erreichen."

Guido Steinberg

"Die Hamas will sich nicht entwaffnen lassen, die Israelis wollen die Hamas weiter bekämpfen", sagt Guido Steinberg, Nahostexperte, zu der gestörten Waffenruhe in Gaza.

29.10.2025 | 5:03 min

Unter Netanjahu ist Israel immer weiter nach rechts gerückt

Ein Jahr nach dem Tod Rabins wurde Netanjahu erstmals Regierungschef. Er hat die Geschicke des Landes seitdem mit nur kurzen Unterbrechungen geleitet.

Die israelische Gesellschaft ist währenddessen kontinuierlich nach rechts gerückt. Heute ist die am weitesten rechts stehende Regierung der israelischen Geschichte an der Macht.

Quelle: dpa

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