Was Trumps 20-Punkte-Friedensplan für Gaza vorsieht

Treffen mit Netanjahu im Weißen Haus:Was Trumps 20-Punkte-Friedensplan für Gaza vorsieht

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Die USA haben ein 20-Punkte-Papier für ein Ende des Gaza-Krieges vorgelegt. Was der Plan vorsieht - und welche Punkte die noch fehlende Zustimmung der Hamas verhindern könnten.

Netanjahu im Weißen Haus

US-Präsident Trump hat am Abend in Washington den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu empfangen, um über eine Beendigung des Krieges im Gazastreifen zu sprechen.

29.09.2025 | 2:45 min

Das Weiße Haus hat einen neuen Plan für ein Ende des Krieges im Gazastreifen und die zukünftige Verwaltung des Palästinensergebiets vorgelegt. US-Präsident Donald Trump verkündete bei der Vorstellung des Plans, man sei "sehr nahe" dran, damit Frieden im Nahen Osten zu erzielen - und sprach von einem der "wahrscheinlich größten Tage der Zivilisation".

Sollten beide Seiten dem Trump-Papier zustimmen, ende der Krieg sofort, heißt es in Punkt 1. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stimmte dem Plan bereits zu. Die Hamas haben bislang eine Bestätigung oder Ablehnung des Plans noch nicht kommuniziert, ihr liege der Vorschlag noch nicht in schriftlicher Form vor.

Das sieht Trumps 20-Punkte-Plan vor:

Geiseln und Gefangene

Bis zu 72 Stunden nach der öffentlichen Zustimmung Israels verlangt der Plan, dass die Hamas alle Geiseln freilassen, darunter auch die Leichen der getöteten oder verstorbenen Geiseln. Erst danach werde Israel 250 Gefangene, die eine lebenslange Haftstrafe verbüßen, sowie 1.700 weitere Gefangene und alle inhaftierten Frauen und Kinder freilassen.

Für die sterblichen Überreste jeder israelischen Geisel werde "Israel die sterblichen Überreste von 15 verstorbenen Gazanern freigeben", heißt es. Ob Netanjahus Reaktion auf den Plan während der Pressekonferenz die 72-Stunden-Frist bereits eingeläutet hat, ist nicht klar.

Marietta Slomka spricht im Schaltgespräch mit Claudia Bates und Andreas Kynast über Trump und Netanjahu

Trump "spricht von einem historischen Tag", sagt US-Korrespondentin Bates. Netanjahu habe dem Plan "nur in Details widersprochen", sagt Reporter Kynast in Tel Aviv.

29.09.2025 | 4:10 min

Israelischer Truppenabzug aus Gaza

Der Plan sieht einen Abzug der israelischen Truppen vor. Dieser würde jedoch erst erfolgen, nachdem die Hamas entwaffnet wurde und internationale Sicherheitskräfte eingesetzt wurden, um die von den israelischen Streitkräften verlassenen Gebiete zu besetzen.

Israel würde auch eine "Präsenz in einem Sicherheitsbereich" aufrechterhalten - eine vage Formulierung, die bedeuten könnte, dass es eine Pufferzone im Gazastreifens entstehen könnte. Diesen Punkt könnte die Hamas ablehnen, die nicht alle Geiseln freilassen will, solange sie keine eindeutige Zusicherung erhält, dass Israels Truppen den Gazastreifen vollständig verlassen.

ZDFHeute Fallback Bild

US-Präsident Trump und der israelische Premier Netanjahu sprachen heute über ein Ende des Gaza-Kriegs. Trump legte dafür einen Plan vor. Andreas Kynast und Elmar Theveßen.

29.09.2025 | 2:40 min

Verwaltung des Gazastreifens

Für die Verwaltung des Küstengebiets sieht der Plan zwei Stufen vor: Zunächst soll ein technokratisches Komitee das Gebiet verwalten, das aus "qualifizierten Palästinensern und internationalen Experten" besetzt ist. Dieses Kommitee soll von einem neuen internationalen Übergangsgremium, von Trump als "Board of Peace" bezeichnet, angewiesen und überwacht werden.

Den Vorsitz dieses Gremiums will Trump selbst übernehmen, wie er vor Reportern erklärte. Zwar habe er "sehr viel zu tun", doch sei es auf Wunsch arabischer und israelischer Führungspersönlichkeiten wichtig, dass er diese Rolle ausübe. Auch der ehemalige britische Premierminister Tony Blair soll dem Gaza-Gremium angehören.

Dieses Konstrukt soll greifen, bis die "Palästinensische Autonomiebehörde (PLO) ihr Reformprogramm abgeschlossen hat [...] und den Gazastreifen sicher und effektiv wieder übernehmen kann". Dass die PLO letztendlich den Gazastreifen regieren soll, hatten Netanjahu und die Hardliner in seiner Regierung bisher vehemnt abgelehnt.

Von einer alleinigen Verwaltung des Gazastreifens durch die USA - wie Anfang des Jahres von Trump verkündet - ist in dem Papier keine Rede mehr.

Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu speaks to press after a meeting in the US Capitol in Washington, DC on Tuesday, July 8, 2025.

US-Präsident Trump empfängt heute den israelischen Premier Netanjahu im Weißen Haus. Beide wollen über ein Ende des Gaza-Kriegs sprechen. Elmar Theveßen mit den Einzelheiten.

29.09.2025 | 1:34 min

Menschen im Gazastreifen

Laut dem Plan soll niemand der Bewohner des Gazastreifens dazu gezwungen werden, Gaza zu verlassen. Dies steht im Kontrast zu vorherigen Ankündigungen der Trump-Regierung, die Bevölkerung des Gazastreifens - auf "freiwilliger" Basis - in anderen Ländern anzusiedeln. Man würde die Menschen "ermutigen" zu bleiben und Gaza wieder aufzubauen, heißt es nun.

Katja Storck, Notfallpflegerin bei "Ärzte ohne Grenzen". Im Hintergrund ein zerstörtes Haus im Gazastreifen.

Die israelische Offensive in Gaza-Stadt zwingt Hunderttausende zur Flucht. Eine Notfallpflegerin von Ärzte ohne Grenzen berichtet über die katastrophale Lage vor Ort.

29.09.2025 | 9:58 min

Entwicklung des Gazastreifens

Das Gebiet soll laut den Vorstellungen der USA zu einer "entmilitarisierten, terrorfreien Zone" werden, alle militärische Infrastruktur - darunter Tunnel und Anlagen zur Waffenproduktion - zerstört werden. Der Prozess soll von "unabhängigen Beobachtern" überwacht werden.

Zudem heißt es, ein Wirtschaftsentwicklungsplan werde durch eine Expertengruppe erstellt, "die bereits zur Entstehung einiger florierender moderner, wundervoller Städte im Nahen Osten" beigetragen habe. Weiter heißt es:

Es wird eine Sonderwirtschaftszone mit bevorzugten Zoll- und Zugangsgebühren eingerichtet, die mit den teilnehmenden Ländern ausgehandelt werden.

20-Punkte-Plan

Daniel Gerlach

Es gebe die "Gefahr einer militärischen Eskalation" in Iran, zumal die Aussagen Israels widersprüchlich seien, ob das Uran vernichtet worden sei oder nicht, so Daniel Gerlach, Nahost-Experte.

29.09.2025 | 5:14 min

Zukunft der Hamas

Sobald alle Geiseln zurückgegeben seien, werde den Hamas-Mitgliedern, "die sich zu friedlicher Koexistenz und zur Abgabe ihrer Waffen verpflichten", Amnestie gewährt, heißt es in dem Papier.

Die internationale Sicherheitstruppe würde die Entwaffnung der Hamas sicherstellen und für Ordnung sorgen. Außerdem würde sie palästinensische Polizisten ausbilden, damit diese die Polizeiarbeit übernehmen können.

Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu speaks to press after a meeting in the US Capitol in Washington, DC on Tuesday, July 8, 2025.

US-Präsident Trump empfängt heute den israelischen Premier Netanjahu im Weißen Haus. Beide wollen über ein Ende des Gaza-Kriegs sprechen. Elmar Theveßen mit den Einzelheiten.

29.09.2025 | 1:34 min

Eigener Staat Palästina

Der Plan geht nur am Rande auf die Frage der Gründung eines eigenen palästinensischen Staates ein. Von einer Zwei-Staaten-Lösung ist explizit keine Rede im Plan, laut ZDF-Korrespondentin Claudia Bates ein Entgegenkommen Trumps in Richtung Netanjahu.

Vielmehr heißt es, dass, wenn die PLO ausreichende Reformen durchgeführt habe und der Wiederaufbau im Gazastreifen vorangeschritten sei, "die Voraussetzungen für einen glaubwürdigen Weg zur Selbstbestimmung und Staatsgründung der Palästinenser endlich gegeben sein könnten".

Katja Storck, Notfallpflegerin bei "Ärzte ohne Grenzen". Im Hintergrund ein zerstörtes Haus im Gazastreifen.

Die Lage sei katastrophal, berichtet Notfallpflegerin Katja Storck von "Ärzte ohne Grenzen" aus dem Gazastreifen. Es gebe keine stabile Infrastruktur, um Patienten zu versorgen.

29.09.2025 | 9:58 min

Netanjahu stimmt Plan zu - und droht Hamas

"Ich unterstütze Ihren Plan, den Krieg in Gaza zu beenden", verkündete Israels Ministerpräsident Netanjahu vor Pressevertretern im Weißen Haus. Sollte sich die radikalislamische Hamas allerdings dem Plan verweigern, werde Israel den "Job beenden", fügte der Regierungschef mit Blick auf den israelischen Militäreinsatz in dem Küstenstreifen hinzu.

Trump zeigte sich optimistisch, dass sie zustimmen werde. Sollte die Hamas den Vorschlag jedoch ablehnen, habe Israel seine volle Unterstützung, sie zu zerstören, sagte Trump.

Nahost-Konflikt
:Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

Israel geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor. Die humanitäre Lage dort spitzt sich zu. Netanjahu weitete den Einsatz dennoch aus. Mehr im Blog.
Ein israelisches gepanzertes Fahrzeug bewegt sich in einem Gebiet im Gazastreifen, vom Süden Israels aus gesehen.
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Quelle: dpa, AP

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