Die Krise im Gazastreifen hält an - trotz Waffenruhe

Trotz Waffenruhe:Angriffe, Kälte, Hunger: Die Krise im Gazastreifen hält an

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Offiziell gilt eine Waffenruhe in Gaza, trotzdem sind die Menschen nicht in Sicherheit. Kampfhandlungen, Kälte und Hunger gehören weiterhin zum Alltag.

Ein Mann hält eine Leiche in den Händen

Israels Armee hat laut palästinensischen Angaben trotz Waffenruhe erneut Palästinenser im Gazastreifen getötet. In der Stadt Gaza starben fünf Menschen, darunter Kinder.

20.12.2025 | 0:23 min

Trotz Waffenruhe und der offiziell für beendet erklärten Hungersnot bleibt die Lage im Gazastreifen angespannt. Mindestens fünf Menschen, darunter auch Kinder, starben am Freitagabend beim Beschuss einer Flüchtlingsunterkunft in der Stadt Gaza, wie ein Sprecher des von der islamistischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes mitteilte. Bei dem Gebäude handele es sich um eine ehemalige Schule.

Israels Armee erklärte zu dem Vorfall, das Feuer auf mehrere verdächtige Personen eröffnet zu haben. Sie hätten sich jenseits der Waffenstillstandslinie aufgehalten. Das Militär habe Kenntnis von Berichten über Opfer im Umfeld und prüfe noch die Einzelheiten. Die Streitkräfte würden jeden Schaden bedauern, der unbeteiligten Personen zugefügt worden sein könnte.

Vertriebene Palästinenser erhalten Mahlzeiten, die von einer Wohltätigkeitsorganisation im Lager Nuseirat verteilt werden, während die Nahrungsmittelkrise aufgrund von Beschränkungen für humanitäre Hilfslieferungen in Deir al-Balah, Gaza, am 13.12.2025 weiter anhält.

Im August hatten die UN für Teile des Gazastreifens eine Hungersnot ausgerufen. Jetzt kommen wieder mehr Hilfslieferungen an, trotzdem bleibt die Versorgung der Menschen kritisch.

19.12.2025 | 0:29 min

Seit Beginn der Waffenruhe am 10. Oktober gibt es immer wieder tödliche Zwischenfälle im Gazastreifen. Das israelische Militär behält es sich vor, Kommandeure der Hamas gezielt zu töten oder mutmaßliche Stellungen der Miliz anzugreifen. Israel und die Hamas werfen sich gegenseitig immer wieder Verstöße gegen die Waffenruhe vor. 

Notunterkünfte ohne Schutz vor Regen und Kälte

Mit dem Waffenstillstand sind einige der zwei Millionen Bewohner des Gazastreifens in ihre alten Häuser zurückgekehrt - sofern davon etwas übrig geblieben ist. Mehr als 80 Prozent der Gebäude im Gazastreifen sollen beschädigt oder zerstört sein, berichtete Stefan Schlösser aus dem ZDF-Studio in Tel Aviv. Immer wieder würden einstürzende Gebäude die Bewohner unter sich begraben.

Ein Großteil der Bevölkerung im Gazastreifen lebe aber weiterhin in Notunterkünften - oft unter Plastikplanen, die kaum Schutz vor Regen und Kälte bieten. Heftige Regenfälle und Stürme hatten vergangene Woche Tausende Zelte in verschiedenen Gebieten des Gazastreifens überschwemmt. Mehrere Menschen kamen ums Leben.

Daily life in Nuseirat Refugee Camp

Im Gazastreifen kämpfen Tausende Menschen in notdürftigen Zelten gegen Kälte und Sturm. Noch regiert die Hamas und ist nicht bereit, ihre Waffen abzugeben.

18.12.2025 | 3:36 min

Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sei seit dem Waffenstillstand wieder besser geworden, so Schlösser. 600 Lastwagen am Tag dürften die Grenze wieder passieren. Die Hamas habe allerdings einen großen Schwarzmarkt geschaffen, sagte Andrzej Gasiorowski von der Hilfsorganisation Gain Israel dem ZDF. Ein großer Teil der Lkw komme nicht am dafür vorgesehenen Ort an.

Hungersnot laut UN beendet - aber Lage "fragil"

Am Freitag erklärten die UN die im August für Teile des Gazastreifens ausgerufene Hungersnot zwar für beendet. Die Bevölkerung sei aber weiterhin stark von Mangelernährung und Ernährungsunsicherheit betroffen. Nur die grundlegendsten Bedürfnisse würden gedeckt.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres nannte die Fortschritte "gefährlich fragil". Zwar hätten weit mehr Menschen Zugang zu überlebenswichtigen Lebensmitteln, jedoch wachse der Bedarf schneller, als Hilfe eintreffen könne. 

Flüchtlingslager Gaza überschwemmt, helle Zeltdächer

Vergangene Woche sorgten heftige Regenfälle und starke Winde durch den Wintersturm "Byron" für eine lebensbedrohliche Lage in einigen Gebieten in Nahost.

11.12.2025 | 0:42 min

Auch die Beobachtungsstelle Integrated Food Security Phase Classification (IPC) warnte vor der Gefahr eines Rückschlags. Bei einer Wiederaufnahme der Kämpfe und einem Stopp der Hilfslieferungen könnte im schlimmsten Fall der gesamte Gazastreifen bis Mitte April 2026 von einer Hungersnot bedroht sein.

Quelle: dpa, AFP, Reuters, ZDF
Über dieses Thema berichteten mehrere Sendungen, etwa ZDFheute Xpress im Beitrag "Tote bei israelischem Militäreinsatz in Gaza" am 20.12.2025 um 12:15 Uhr sowie im Beitrag "Hungersnot im Gazastreifen für beendet erklärt" am 19.12.2025 um 18:46 Uhr, außerdem das gemeinsame Mittagsmagazin von ARD und ZDF am 18.12.2025 ab 12:00 Uhr.

Aktuelle Nachrichten zum Gazastreifen

  1. Vertriebene Palästinenser erhalten Mahlzeiten, die von einer Wohltätigkeitsorganisation im Lager Nuseirat verteilt werden, während die Nahrungsmittelkrise aufgrund von Beschränkungen für humanitäre Hilfslieferungen in Deir al-Balah, Gaza, am 13.12.2025 weiter anhält.

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