Bethlehem: Weihnachten inmitten dunkler Zeiten

Hoffnung auf Frieden in Nahost :Bethlehem: Weihnachten inmitten dunkler Zeiten

ZDF-Reporterin Anne Brühl

von Anne Brühl

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Zum ersten Mal seit Beginn des Gaza-Kriegs erstrahlt wieder ein Weihnachtsbaum in Bethlehem. Vor allem palästinensische Christen feiern rund um die Geburtskirche.

Katholische Geistliche ziehen am Heiligabend in einer Prozession neben der Geburtskirche.

Nach Stille und Protesten steht in Bethlehem wieder der Weihnachtsbaum. Es wird fast wie gewohnt gefeiert trotz brüchiger Waffenruhe. Ein Moment der Hoffnung.

24.12.2025 | 1:30 min

Der Heilige Abend in Bethlehem beginnt laut und fröhlich. Pfadfindergruppen marschieren durch die Altstadt, Musikgruppen mit Trommeln und Dudelsäcken spielen Weihnachtslieder: an dem Ort, an dem nach christlicher Überlieferung Jesus geboren wurde. Bis zu 40.000 Menschen hatten die Behörden in der Stadt erwartet. Zu Beginn der Feierlichkeiten sind es eher ein paar Tausende.

Junge Familien, Jugendliche - Ältere, die meisten sind Christen aus Bethlehem und dem Westjordanland. Ein paar vereinzelte sind auch aus Israel angereist. Lubna ist extra aus Jaffa gekommen, auch sie ist Christin und hofft auf Frieden:

Dies ist der Ort, von dem aus der Frieden in die Welt getragen und verbreitet werden soll. Deshalb wünsche ich mir Frieden für diese Region.

Lubna, Christin aus Jaffa

"Damit alle Menschen in Frieden zusammenleben," erklärt sie weiter. Georgette hat ihren Mann und ihre zwei kleinen Kinder mitgebracht. Sie ist Christin, in Bethlehem zu Hause und einfach nur froh.

Schaltgespräch mit ZDF-Korrespondentin Anne Brühl

Es gibt Hoffnung an diesem Heiligen Abend, doch von Frieden ist die Region noch weit entfernt. ZDF-Korrespondentin Anne Brühl berichtet aus Bethlehem.

24.12.2025 | 1:14 min

Palästinenserin: Bethlehem wie ein Gefängnis

Für ihre Töchter, sagt sie, sei es das erste richtige Weihnachtsfest, weil in den letzten beiden Jahren die Feierlichkeiten sehr viel kleiner ausfielen - aus Solidarität mit den Palästinensern in Gaza und dem Krieg dort. Sie sagt aber auch: Bethlehem ist wie ein Gefängnis.

Seit dem 7. Oktober 2023, dem Überfall der Hamas auf Israel, ist es für Palästinenser fast unmöglich nach Israel einzureisen - für viele ist an der Mauer Schluss, mit der Israel seit Jahren schon einen Großteil der Palästinensergebiete abgeriegelt hat.

Deutlich weniger Pilger in Bethlehem als vor dem Krieg

Gerade zu Weihnachten ist Bethlehem ein Ort, der sonst auch viele christliche Pilger aus dem Ausland anzieht. Sie fehlen in diesem Jahr fast völlig. Ein paar vereinzelte Ordensschwestern und - brüder haben sich vor der Geburtskirche versammelt. Mona ist mit einer französischen Pilgergruppe gekommen - auch wenn sie sich vorher genau überlegt hat, ob das nicht zu gefährlich sein könnte, weil der Frieden in der Region ein instabiler ist, der ausgehandelte Waffenstillstand in Gaza immer wieder gebrochen wird.

Mona hat sich ganz bewusst entschieden für diese Reise - aus Solidarität mit den Palästinensern. Als Christin, sagt sie, könne sie den Kontext nicht ausblenden.

SGS Sievers Pizzaballa

Er habe sich bei seinem Besuch im Gazastreifen macht- und hilflos gefühlt, sagt Pierbattista Kardinal Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem. "Wir müssen etwas tun."

25.07.2025 | 6:07 min

Patriarch von Jerusalem hatte schon in Gaza gefeiert

Der Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, setzt schon mit seiner Ankunft in Bethlehem ein Zeichen. Sein erstes Statement gibt er direkt hinter der Mauer ab, mit der Israel schon lange vor dem Krieg in Gaza einen Großteil der Palästinensergebiete abgeriegelt hat.

Nach zwei Jahren der Dunkelheit brauchen wir Licht. Wir wissen, dass die Probleme noch immer bestehen. Aber wir müssen ein neues Kapitel aufschlagen und nach vorne schauen.

Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Patriarch von Jerusalem

Von den Christen in Gaza, mit denen er den 4. Advent gefeiert hatte, bringt er Grüße mit nach Bethlehem. Um Mitternacht feiert er in der Katharinenkirche, gleich neben der Geburtsgrotte, die Weihnachtsmette.

Hoffnung auf Frieden in Nahost

Als sich die Nacht über Bethlehem senkt, erklingen zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder arabische Weihnachtslieder. Ein Augenblick zum Innehalten für viele Zuschauer. Denn danach geht das Fest weiter, mit dem sie in Bethlehem so etwas wie den Rückgang zur Normalität signalisieren wollen.

Überschwemmungen treffen Zelte von vertriebenen Palästinensern nach starken Regenfällen im Gazastreifen

Die israelischen Angriffe auf Gaza halten an. Auch starke Regenfälle und kalte Temperaturen verschlechtern die Situation für Hunderttausende Vertriebene, die in Zeltlagern leben.

21.12.2025 | 2:34 min

Zurück zu einer Welt ohne den Überfall der Hamas auf Israel, ohne den Gaza-Krieg. "Feliz Navidad", "Jingle Bells" - es ist eine bunte Mischung internationaler Weihnachtshits, die über den Manger Platz schallt - von Stiller Nacht ist an diesem Abend in Bethlehem keine Spur. Dafür ist Hoffnung spürbar, trotz aller Wiedrigkeiten. Die Hoffnung, dass auch an diesem Weihnachten wieder die Botschaft des Friedens von Bethlehem ausgeht.

Über das Thema berichteten mehrere Sendungen, u.a. die heute-Sendung in dem Beitrag "Weihnachten kehrt nach Bethlehem zurück" am 24.12.2025 um 19:00 Uhr.

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