DFB-Pokal: RWE gegen BVB - wenn die Freundschaft mal ruht
Ruhrpott-Derby im DFB-Pokal:RWE - BVB: Wenn die Freundschaft mal ruht
von Heiko Buschmann
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Einträchtig flattern in etlichen Essener Gärten die Fahnen von Rot-Weiss und die des BVB nebeneinander im Wind. Im DFB-Pokal sind die freundschaftlich verbundenen Klubs nun Gegner.
Zwei Spiele, zwei Remis - so startete Rot-Weiss Essen in die 3. Liga. Hier die Spieler nach der Auftaktpartie im Stadion an der Hafenstraße gegen TSV 1860 München.
Quelle: Imago/ Markus Endberg
Ein Abendspiel unter Flutlicht, die Hütte knackevoll und der Name des Gegners aus dem obersten Regal: Wenn Drittligist Rot-Weiss Essen am Montag (20:45 Uhr/ARD) im Stadion an der Hafenstraße das Bundesliga-Schwergewicht Borussia Dortmund empfängt, sind alle Zutaten für einen großen Fußballabend gegeben.
Großer Fußballabend erwartet
Dementsprechend heiß sind sie beim Pokalsieger von 1953 und Deutschen Meister von 1955 auf das Spiel. "Beim BVB reden wir über eine absolute europäische Top-Mannschaft, über einen der ganz großen Repräsentanten des deutschen Fußballs in den vergangenen Jahren", schwärmt Rot-Weiss-Trainer Uwe Koschinat, ohne gleich in Ehrfurcht zu versinken.
Wir wollen ein großes, ein spannendes Spiel abliefern. Wir werden aber keine Kampfparolen abgeben. Das wäre nicht angemessen.
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Uwe Koschinat, RWE-Trainer
Der hemdsärmelig wirkende 53-jährige gebürtige Koblenzer passt zum Traditionsverein aus dem Ruhrgebiet. Als Koschinat das Amt bei den Essenern Mitte Dezember des vorigen Jahres übernahm, stand RWE auf einem Abstiegsplatz in der 3. Liga.
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Rot-Weiss gilt als Aufstiegskandidat
Im Sommer 2022 war Rot-Weiss nach 14 quälenden Jahren in der Regionalliga oder sogar tiefer in den Profifußball zurückgekehrt.
"Schlafender Riese" war seitdem ein häufig benutzter Begriff für den Verein aus der nach Einwohnern elftgrößten Stadt Deutschlands. So soll die 3. Liga nur eine Durchgangsstation auf dem Weg weiter nach oben sein. Nach der beeindruckenden Aufholjagd unter Koschinat in der vorigen Saison wird RWE nun als Kandidat für den Aufstieg in die zweite Liga genannt.
Fußball im Ruhrgebiet
Das Herz des Fußballs schlägt im Revier? Für den Pokalknaller am Montagabend in Essen mag das stimmen, aber insgesamt hat die Region ihren einstigen Stellenwert eingebüßt. Zum ersten Mal seit Einführung der Bundesliga im Jahr 1963 ist dort nur noch ein Ruhrpott-Klub vertreten - nämlich der BVB.
In der Saison 1991/92 waren es sogar einmal fünf Vereine: neben Dortmund, Schalke und Bochum noch der MSV Duisburg und Wattenscheid 09.
Insgesamt sind es sogar sieben Vereine aus dem Revier, die es bis in die Bundesliga schafften. Auch Rot-Weiss Essen war mal erstklassig, sogar sieben Jahre lang (1966/67, 1969 bis 1971 und 1973 bis 1977). Und Rot-Weiß Oberhausen, heute Regionalligist, war von 1969 bis 1973 für vier Spielzeiten ganz oben dabei.
Der Start in die neue Runde war allerdings holprig, zwei Unentschieden (jeweils 1:1 gegen 1860 München und beim Drittliga-Neuling TSV Havelse) sorgten für Ernüchterung im Stadtteil Bergeborbeck.
Hexenkessel Hafenstraße
Da kommt das Highlight gegen Dortmund gerade recht. Mit einem 2:1-Sieg vor 27.000 Zuschauern im Niederrheinpokal-Finale gegen den Drittliga-Aufsteiger MSV Duisburg hat sich Rot-Weiss Ende Mai für den DFB-Pokal qualifiziert. Es war der dritte Sieg in Folge im Verbandspokal.
Jeder in Essen freut sich auf dieses Spiel.
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José Enrique Rios Alonso, RWE-Verteidiger
"Hier bei uns ist das ein Hexenkessel. Flutlichtspiele sind die geilsten Spiele. Dafür sind wir Profis geworden", ergänzt Klaus Gjasula. Der 29-fache albanische Nationalspieler und langjährige Erst- und Zweitliga-Profi ist einer der wenigen auch deutschlandweit bekannten Kicker im RWE-Kader. Jakob Golz, Sohn des früheren HSV-Keepers Richard Golz, zählt ebenfalls zu dieser Kategorie.
Ansonsten steht Trainer Koschinat ein Kader zur Verfügung, der dem Champions-League-Teilnehmer BVB wohl nur über Leidenschaft und vielleicht auch ein wenig Spielglück Paroli bieten kann.
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"Wir müssen einen sehr, sehr guten Tag erwischen und möchten uns so teuer wie möglich verkaufen, um den BVB ein bisschen ärgern zu können", sagt Gjasula.
2021 bis ins Viertelfinale
In den vergangenen beiden Jahren war für die Essener jeweils nach der ersten Runde Schluss (1:4 gegen RB Leipzig, davor 3:4 nach Verlängerung gegen den Hamburger SV). Besser lief es in der Saison 2020/21. Damals erreichte RWE nach Siegen über Arminia Bielefeld (1:0), Fortuna Düsseldorf (3:2) und Bayer Leverkusen (2:1 nach Verlängerung) das Viertelfinale, wo man mit 0:3 an Holstein Kiel scheiterte.
Das Duell RWE gegen BVB gab es bisher zwei Mal im DFB-Pokal. Der Favorit aus Dortmund setzte sich am 28. August 1982 und am 9. August 2008 jeweils in der ersten Runde mit 3:1 durch. Bis ins Finale schafften es die Essener, außer beim Cupsieg 1953, nur noch einmal: 1994 unterlag man Werder Bremen im Berliner Olympiastadion mit 1:3.