Vorfälle im DFB-Pokal:Rassismus im Fußball: Kein reines Ost-Problem
Fassungslosigkeit herrscht in Fußball-Deutschland nach den vier rassistisch motivierten Vorfällen im DFB-Pokal. Was dahinterstecken könnte.
Als er im Leipziger Bruno-Plache-Stadion eeinen Einwurf ausführen wollte, sei er rassistisch beleidigt worden, erklärte Christopher Antwi-Adjei (Schalke 04).
Quelle: firo Sportphoto / Ralf IbingVier Mal hat der Rassismus in der ersten Runde des DFB-Pokals seine Fratze gezeigt: Beim Spiel RSV Eintracht Stahnsdorf gegen den 1. FC Kaiserslautern beleidigten drei Personen einen FCK-Spieler.
Das Gleiche widerfuhr den Mainzer Spielern Nadiem Amiri und Arnaud Nordin. Beide wurden nach dem 1:0-Sieg bei Dynamo Dresden im Netz rassistisch beleidigt - genau wie der Essener Spieler Kelsey Owusu, den BVB-Fans übel beschimpften.
Der Essener Kelsey Owusu wurde nach seinem Foul am Dortmunder Yan Couto in den sozialen Medien mehrfach rassistisch beleidigt - ein weiterer Rassismus-Vorfall in der ersten Runde des DFB-Pokals.
20.08.2025 | 1:00 minEin Zeuge, der den Täter wiedererkennen würde
Die größten Wellen schlugen die Ereignisse im Leipziger Bruno-Plache-Stadion, wo das Spiel für über vier Minuten unterbrochen wurde, nachdem Schalkes Christopher Antwi-Adjei von einem Zuschauer mit einer üblen rassistischen Vokabel überzogen worden war.
Mittlerweile hat sich ein Zeuge aus der Leipziger Fanszene gemeldet, der den Täter wiedererkennen würde. Nach Informationen der "Leipziger Volkszeitung" handelt es sich dabei um einen Zuschauer, den er vorher noch nie im Stadion gesehen hatte.
Rechte Problemfans lieben die große Bühne
Das wiederum wäre typisch für Vereine, die aus ihrer Historie heraus ein "rechtes" Image haben. Das hört man nicht nur aus der Fanszene von Lok, die nach Jahren der Kumpanei mit der rechten Szene seit rund 15 Jahren glaubwürdig gegen sie vorgeht, wie es ein Leipziger Fan gegenüber ZDFheute bestätigte.
Bei zwei Spielen des DFB-Pokals ist es offensichtlich zu rassistischen Vorfällen gekommen. Der DFB hat Ermittlungen eingeleitet und auch der FIFA-Präsident hat sich zu Wort gemeldet.
18.08.2025 | 1:19 minPassend dazu hatte es bei Lok schon im DFB-Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt im August 2023 rassistische Vorfälle gegeben. Die Polizei ermittelt seit zwei Jahren. Ergebnisse hat der Verein, der betont, dass er die Täter gerne loshätte, noch nicht bekommen.
Das ärgert auch viele in der eigentlichen Fankurve der "Lokisten", in der weit mehr Fans stehen als im rechts von der Mitte gelegenen Bereich des Dammsitzes. Dort, wo sich sowohl im Spiel gegen Frankfurt als auch nun gegen Schalke die Hooligan-Szene aus den neunziger Jahren tummelte.
Pfiffe gegen Antwi-Adjei
Aber dass so viele Lok-Fans Antwi-Adjei bei jeder Ballberührung auspfiffen, war erschreckend - wenig glaubwürdig, dass die Pfiffe einer angeblich provozierenden Geste Antwi-Adjei in Richtung des Leipzigers Alexander Siebeck gegolten haben.
Dass die offensichtlichsten Rassismusvorfälle - wenngleich deutlich weniger als vor 20 Jahren - so gehäuft im Osten auftreten, ist kein Zufall.
Fußball als Spiegelbild der Gesellschaft
Dass dort rechte Einstellungsmuster verbreitet sind, zeigen diverse Studien, darunter auch von der Universität Leipzig aus dem vergangenen Jahr. Doch auch im Westen wandelt sich das Bild, rechte Einstellungsmuster kommen auch im Fußball wieder in Mode.
Dank einer bravourösen Einzelleistung von Serhou Guirassy steht der BVB in Runde zwei des DFB-Pokals. Gegner Rot-Weiss Essen zeigt bei der knappen Niederlage ein tolle Leistung.
18.08.2025 | 5:57 minDass die derzeit wieder häufig zu lesende These, wonach die drei Rassismus-Vorfälle "typisch Osten" seien, falsch oder zumindest verkürzt ist, zeigt schon der Schauplatz der Vorfälle beim Heimspiel des RSV Eintracht 1949, das in Potsdam ausgetragen wurde.
Dort - im Karl-Liebknecht-Stadion - ist normalerweise die Fanszene des Regionalligisten Babelsberg 03 beheimatet. Die ist klar antifaschistisch verortet - wie auch die vom FC Carl Zeiss Jena oder von Chemie Leipzig.
"Unmengen an hasserfüllten Kommentaren"
Am Dienstag - nach dem Spiel in Essen - wurde schließlich bekannt, dass nach dem üblen Foul von RWE-Profi Kelsey Owusu an dem Dortmunder Yan Couto Unmengen an hasserfüllter Kommentare, die zu rassistischen Beschimpfungen eskalierten, in den Essener Online-Kanälen aufploppten. Der Verein war zu einer vorübergehenden Schließung seines Accounts gezwungen, wie das Portal "Ruhr 24" berichtete.
Dortmund liegt nicht im Osten. Rassismus war und ist ein gesamtdeutsches Problem.
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