Historische Geldspritze:Wie 100 Millionen die Frauen-Bundesliga verändern sollen
von Frank Hellmann
Die Frauen-Bundesliga bekommt 100 Millionen Euro vom DFB als Anschubfinanzierung. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit ist trotzdem in Gefahr.
Sollen in Zukunft mit mehr Geld ausgestattet werden: Die Klubs der Frauen-Bundesliga.
Quelle: Imago / CEPixBesser hätte die Terminhatz im November für die Aushängeschilder des deutschen Frauenfußballs kaum beginnen können.
Meister FC Bayern beim 1. FC Nürnberg (6:0) und Vizemeister VfL Wolfsburg bei Union Berlin (4:1) setzten zum 9. Spieltag der Frauen-Bundesliga gleich klare Zeichen bei den Aufsteigern - vor beachtlichen Kulissen mit mehr als 7.000 Zuschauern.
Die Frauen des FC Bayern lassen auch im Bundesliga-Derby gegen den 1. FC Nürnberg nichts anbrennen. Nach dem 6:0 bleiben sie souveran an der Spitze.
04.11.2025 | 7:25 min"Es war wahrscheinlich eine unserer komplettesten Leistungen dieser Saison - präzise, konstant und mit voller Kontrolle", freute sich Bayern-Trainer José Barcala. Wolfsburg-Coach Stephan Lerch sagte: "In der zweiten Halbzeit haben wir viel mehr Druck erzeugt und so ein souveränes Ergebnis auf den Platz bekommen."
Die Machtverhältnisse sind seit einem Jahrzehnt unverändert
In der auf 14 Teams aufgestockten Liga hat sich an den Machtverhältnissen wenig geändert: Bayern und Wolfsburg machen seit einem Jahrzehnt die Meisterschaft unter sich aus.
Am Freitag auf dem DFB-Bundestag in Frankfurt soll die höchste Frauen-Spielklasse den größten finanziellen Push ihrer Geschichte erfahren: 100 Millionen Euro gibt der Verband für ein geplantes Joint Venture, in dem die DFB GmbH Co. KG und die 14 Klubs als gleichberechtigte Gründer auftreten.
Der VfL Wolfsburg bleibt in der Frauen-Bundesliga an den Bayern dran, hat aber leicht zu kämpfen: Bei Union liegt der VfL 0:1 zurück, um am Ende doch noch klar mit 4:1 zu siegen.
04.11.2025 | 7:11 minDie Frauen-Bundesliga müsse "dringend professionalisiert werden", sagte Präsident Bernd Neuendorf, der mit dieser von den Delegierten formell noch abzusegnenden Geldspritze sich an der Basis nicht nur Freunde gemacht hat. Der eine oder andere Funktionär aus Regional- und Landesverbänden hätte sich gewünscht, dass lieber Sportschulen oder Vereinsheime saniert werden.
Vereine wollen erhebliche Mitsprache
Neuendorf machte für den 100-Millionen-Anschub eine entscheidende Einschränkung: "Der Investitionszeitraum soll sich über acht Jahre ab 2026 erstrecken." Pro Jahr bleiben also 12,5 Millionen Euro übrig. Wird von dem Geld auch das Personal der neuen Gesellschaft bezahlt?
Viele Fragen seien noch offen, sagen Klubvertreter, die es keineswegs hinnehmen wollen, dass sich bloß DFB-Leute in dem Konstrukt wiederfinden.
Bundestrainer Christian Wück sieht die vom DFB angekündigte 100-Millionen-Euro-Investition für den Frauenfußball als "gerechtfertigt und auch unbedingt nötig" an. "Es zeigt, dass wir alle in Deutschland in eine Richtung gehen wollen und dass wir alle die richtigen Schlüsse ziehen, um einfach den nächsten Schritt zu machen", sagte Wück dazu. "Der DFB tut zusammen mit den Vereinen alles dafür, die Wege einzuschlagen, die wichtig sind, damit die deutschen Spielerinnen in Deutschland bleiben. Damit unsere Liga so attraktiv ist, dass sie eben auch mit den englischen und französischen Ligen mithalten kann."
Es brauche dringend frischen Wind, vor allem kreative Ideen durch kluge Köpfe, die aus anderen Bereichen rekrutiert werden sollten. Die Vermarktung soll auf ein neues Niveau gehoben werden, um höhere Umsätze zu generieren.
Strukturelle Verbesserungen geplant
Strukturelle Verbesserungen sind geplant, wobei die Stadioninfrastruktur gesondert betrachtet werden soll. Deshalb können sich die Klubs sogar vorstellen, bis 2033 das Drei- bis Fünffache von der DFB-Summe selbst zu investieren, wie eine interne Abfrage ergab.
Nicht gedacht ist das Geld für die steigenden Gehälter. Frankfurts Vorstandschef Axel Hellmann hat offen von "einem Wahn" gesprochen, der durch die Treiber aus England und den USA um sich greife. Die Eintracht nimmt in Kauf, dass Topspielerinnen weiterziehen - und verliert vielleicht die Rolle als "dritte Kraft".
Bayern-Vorstand Dreesen kritisiert Gehaltsentwicklung
Bayerns Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen kritisierte auf der Mitgliederversammlung ebenfalls die Tatsache, dass sich bei den Frauen der Gehaltsetat verdoppelt habe. Er glaube nicht, "dass das Abzwacken anderer Budgets der Sache dient."
Sprich: Für seine Fußballerinnen baut der Branchenprimus nicht um jeden Preis einen Kader, der die Champions League gewinnen kann, obwohl Dreesen "nicht nur in Deutschland eine große Rolle spielen will".
Wolfsburg bekennt sich zum Frauenfußball
In Wolfsburg hat übrigens der von Eigner VW dominierte Aufsichtsrat um Sebastian Rudolph jüngst ein klares Bekenntnis für die Förderung des Frauenfußballs erneuert.
100 Millionen vom Verband:DFB will Frauen-Bundesliga kräftig pushen
Es erscheint dennoch für den Werksklub kaum möglich, wie 2023 noch mal ein Champions-League-Finale zu erreichen. Zuletzt erhielten Bayern und Wolfsburg im Viertelfinale wahre Lehrstunden.
Die Konkurrenzfähigkeit steht nächste Woche auf dem Prüfstand. Dann erwartet der FC Bayern in der Allianz-Arena den amtierenden Champions-League-Sieger FC Arsenal (Mittwoch 18.45 Uhr), Wolfsburg tritt tags zuvor beim Rekordgewinner Olympique Lyon (Dienstag 21 Uhr) an. Frankfurt spielt übrigens im Europa-Cup-Achtelfinale gegen PSV Eindhoven (Mittwoch 19 Uhr).
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