Erhöhte Preise für Öl sind nur ein Aspekt, wie man hierzulande die Folgen des Kriegs in Nahost spürt. (Archivbild)
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Die Existenz und Sicherheit des Staates
Israel sind für die Bundesregierung angesichts des Holocaust Staatsräson. Das versteht die Regierung auch als Auftrag, mit Vermittlungsbemühungen zur Deeskalation beizutragen. Außenminister
Johann Wadephul (CDU) hat deshalb direkt nach Kriegsausbruch Saudi-Arabien, Katar und Oman besucht, um Möglichkeiten für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen auszuloten.
Deutschland auch mit guten Kontakten zum Iran
Traditionell gute Kontakte hat Deutschland auch zum Iran - daran will Wadephul anknüpfen. Die Bundesrepublik unterhält unter den Europäern nach wie vor die größte diplomatische Vertretung in Teheran. Seit Jahren engagiert sich Deutschland mit Frankreich und Großbritannien in Verhandlungen mit dem Iran dafür, den Bau einer Atombombe durch den Iran zu verhindern.
Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran eskaliert weiter: Israels Militär meldet massive Angriffe auf Raketenstellungen im Iran, während aus Teheran Berichte über chaotische Zustände und Fluchtbewegungen zunehmen.16.06.2025 | 1:40 min
Stabilität der Region auch für Deutschland zentral
Ein Atomstaat
Iran dürfte die Stabilität weltweit weiter ins Wanken bringen und international für mehr Unsicherheit sorgen. Auch Deutschland wäre betroffen. Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt (CDU), hatte am Montag den Sendern RTL und ntv gesagt, der Angriff könne für die arabische Welt "realpolitisch" einen Vorteil bringen, indem er das iranische Atomprogramm so weit zurückwerfen könnte, "dass wir in neue vernünftige Verhandlungen eintreten könnten".
Gleichzeitig wird in Berlin das harte Vorgehen der israelischen Regierung im Gazastreifen kritisch gesehen. Doch auch für Deutschlands Sicherheit ist es wichtig, dass am Ende das Pulverfass Nahost nicht explodiert.
Israel hat dem iranischen Mullah-Regime durch die jüngsten Angriffe einen schweren Schlag versetzt. "Ein Regimewechsel steht zumindest im Raum", so Iran-Expertin Azadeh Zamirirad.16.06.2025 | 3:52 min
Tanken und Heizen werden teurer
Der Krieg lässt die Rohölpreise steigen. Autofahrer spüren das an den Tankstellen. Am Montag kostete ein Liter Super E10 nach Zahlen des ADAC 1,695 Euro und ein Liter Diesel 1,586 Euro. Das sind jeweils rund vier Cent mehr als am Donnerstag vor Kriegsausbruch. Unter Umständen könne es an den Tankstellen noch etwas nach oben gehen, sagt eine ADAC-Sprecherin. Man rechne aktuell jedoch nicht mit einem dramatischen Anstieg.
Auch die zuletzt niedrigen Heizölpreise haben deutlich angezogen. 100 Liter Heizöl kosteten nach einer Analyse des Vergleichsportals Verivox zuletzt rund 94 Euro (Stand 16. Juni). Noch im Mai lag der Preis im Schnitt bei 87 Euro.
Nach Israels Angriff auf Iran am Freitag ist der Ölpreis stark gestiegen, befeuert durch die Sorge vor Versorgungsengpässen. Was weiter zu erwarten ist, ordnet Valerie Haller ein.16.06.2025 | 1:33 min
Inflationsrisiko steigt
Vor allem die Sorge um eine Ölkrise ist groß. Der Iran hat immer wieder damit gedroht, die Straße von Hormus zu blockieren, eine wichtige Öltransportroute an der Südspitze des Landes. Bisher hat der Rohölpreis für Brent-Öl relativ moderat zugelegt auf zuletzt rund 74 Dollar je Barrel (159 Liter).
Das dürfte sich ändern, sollte der Krieg noch mehr eskalieren, vermutet Stephen Innes vom Vermögensverwalter SPI Asset Management. Dann könne das den Ölpreis rasch über die 80-Dollar-Marke treiben. Stark steigende Ölpreise würden auch die Inflation in Deutschland anfachen.
Der Krieg könnte sich also auf die Inflation auswirken, warnte auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel kürzlich. Sollte es zu einem langanhaltenden, gravierenden Konflikt kommen, könnten sich die wirtschaftlichen Perspektiven spürbar verändern, so Nagel.
Israels Schlag gegen Iran bringt auch Moskau in Bedrängnis. Ein Experte erklärt, warum Putin den Mullahs wohl nicht zu Hilfe eilen wird – und welche Folgen das für Russland hat.16.06.2025 | 22:36 min
Börsen unter Druck
Zwar halten sich die Börsen bisher überraschend robust, spurlos geht der Konflikt am deutschen Leitindex aber nicht vorbei. Von seinem jüngsten Rekord bei 24.479 Punkten hat sich der Dax deutlich entfernt. Am Dienstag gaben die Kurse weiter nach. Das trifft die gut zwölf Millionen Aktionäre in Deutschland, die oft stark am Heimatmarkt investiert sind.
Flugverkehr
Viele Fluggesellschaften haben Flüge in der Region gestrichen oder umgeleitet - darunter Emirates und Lufthansa. Die größte deutsche Airline hat Flüge von und nach Teheran und Tel Aviv bis Ende Juli ausgesetzt, die Verbindungen von und nach Amman (Jordanien), Erbil (Irak) und Beirut (Libanon) wurden bis 20. Juni gestrichen.
Das gilt auch für das Frachtgeschäft bei Lufthansa Cargo. Die Folgen für den Tourismus dürften sich in Grenzen halten, denn der Nahe Osten zählt nicht zu den großen, klassischen Reisezielen der Deutschen.
Israel hat in der Nacht zum Freitag iranische Atomanlagen und weitere militärische Ziele angegriffen. Der Iran reagiert mit Gegenschlägen. Alle Entwicklungen im Liveblog.
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