Antisemitismus: Beauftragter sieht höhere Bedrohung für Juden

Antisemitismusbeauftragter:Klein warnt: Erhöhte Bedrohungslage für Juden

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Der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein warnt vor einer höheren Bedrohung: Deutschlands jüdische Bevölkerung werde bei Spannungen in Nahost in "Kollektivhaft" genommen.

Polizeibeamte schützen eine Synagoge in Düsseldorf.
Polizeibeamte schützen eine Synagoge in Düsseldorf.
Quelle: dpa

Nach dem israelischen Angriff auf Atomanlagen und militärische Ziele im Iran hat der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, vor einer erhöhten Bedrohungslage für Juden in Deutschland gewarnt.
"Durch die Eskalation der Spannungen zwischen Israel und Iran müssen wir leider davon ausgehen, dass hierzulande die Bedrohungslage für Jüdinnen und Juden sowie jüdische Einrichtungen erheblich steigt", sagte Klein der "Rheinischen Post".
Ron Dekel, Präsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland, Bianca Loy, wissenschaftliche Referentin beim Bundesverband RIAS e.V. (Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus), und Benjamin Steinitz, geschäftsführender Vorstand des Bundesverbands RIAS e.V., nehmen an der Pressekonferenz des Bundesverband RIAS zum Jahresbericht Antisemitische Vorfälle teil.
Die Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland ist im vergangenen Jahr erneut stark angestiegen. 2024 wurden 8.627 Fälle erfasst, was eine Zunahme um 77 Prozent bedeutet.04.06.2025 | 0:25 min

Klein begrüßt verstärkten Schutz jüdischer Einrichtungen

Die Vergangenheit habe gezeigt, dass immer, wenn im Nahen Osten die Spannungen zunähmen, "ein Mechanismus in Gang gesetzt wird, wodurch die jüdische Bevölkerung in Deutschland in Kollektivhaft genommen und für israelisches Regierungshandeln verantwortlich gemacht" werde. Klein plädierte dafür, diesen antisemitischen Automatismus zu erkennen und zu durchbrechen, da er "wie ein Bumerang unsere Gesellschaft als Ganzes" treffe.
Vor diesem Hintergrund begrüße er es sehr, dass die Bundesregierung bereits gehandelt und das Sicherheitskabinett einen verstärkten Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen in Deutschland beschlossen habe. Er sei erleichtert zu wissen, "dass in Deutschland enge und direkte Verbindungen zwischen Sicherheitsverantwortlichen" bestehen würden, etwa den Landeskriminalämtern beziehungsweise dem Verfassungsschutz und jüdischen Gemeinden. 
Verwüsteter Hörsaal
Im April hatten antisemitische Aktivisten einem Hörsaal der Humboldt-Universität in Berlin besetzt und verwüstet. Die Schäden im denkmalgeschützten Saal belaufen sich auf mehreren Zehntausend Euro.23.04.2025 | 1:55 min

Anhaltende Angriffe von Israel und Iran

Israel hatte am Freitagmorgen damit begonnen, militärische Ziele im Iran anzugreifen, darunter in der Hauptstadt Teheran, in der zentralen Provinz Isfahan sowie in anderen Teilen des Landes. Der Iran startete seit Freitagabend in mehreren Angriffswellen ballistische Raketen auf Israel. Die gegenseitigen Angriffe hielten am Samstag an.
Quelle: AFP

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