Interview
TikTok, Instagram und Co:Studie sieht NS-Verharmlosung auf Social Media
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Eine neue Studie zeigt: Auf TikTok und anderen Plattformen häufen sich Inhalte, die den Holocaust relativieren. Die Autoren und Autorinnen fordern mehr politische Bildung im Netz.
Auf TikTok und Co. tauchen immer öfter fragwürdige Inhalte zur NS-Zeit auf. (Symbolbild)
Quelle: Yui Mok/PA Wire/dpa
Besonders besorgniserregend ist die Verwischung der Grenzen zwischen vermeintlich unpolitischen Formaten, kreativen Verarbeitungs- beziehungsweise Aneignungsprozessen und ideologischer Aufladung.
Bildungsstätte Anne Frank
Die Bildungsstätte präsentierte vor Journalisten einen rund 70 Seiten umfassenden Report "Der Holocaust als Meme - Wie in digitalen Räumen Geschichte umgedeutet wird".
... leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet "Brandopfer". Er wird heute vor allem für den systematischen Völkermord an den europäischen Juden im Zweiten Weltkrieg durch die Nationalsozialisten verwendet.
Juden sprechen oft auch von der Schoah, so lautet der hebräische Begriff für den Holocaust.
Juden sprechen oft auch von der Schoah, so lautet der hebräische Begriff für den Holocaust.
Onlineplattformen wie TikTok, Instagram oder Gaming-Seiten und mit Künstlicher Intelligenz erzeugte Inhalte prägten in erheblichem Maße die Erinnerungskultur junger Menschen, heißt es in der Studie. In digitalen Räumen werde "die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit zunehmend zur Bühne für politische Deutungskämpfe". Die dort erreichte Reichweite und Intensität könne weder von klassischen Medien noch vom Schulunterricht eingeholt werden.
Digitale Bildung gegen Holocaust-Relativierung
Im Report wird daher die Etablierung digitaler Streetwork-Arbeit ebenso angeregt wie die stärkere Platzierung von Bildungsangeboten direkt auf den Plattformen. "Ein massiver Ausbau auf der Angebotsseite wäre - 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz und dem Ende des deutschen Faschismus - eine zeitgemäße Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Erinnerungskultur", heißt es weiter.
Grundsätzlich positiv bewerten die Autorinnen und Autoren, dass jüngere Menschen sich weiterhin stark für Geschichte interessierten und diskussionsfreudig sowie lernbereit seien. Die Plattformen könnten somit auch für "qualitativ hochwertige Geschichtsvermittlung" genutzt werden. Dafür müssten jedoch Angebote politischer Bildung digitaler, reaktionsschneller und mehr an Teilhabe orientiert ausgerichtet sein.
Quelle: KNA
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