Nahost: Was Israels Angriff auf Iran für die Weltwirtschaft heißt

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Gold, Sprit, Börsen:Weltwirtschaft - was Israels Angriff bedeutet

Klaus Weber
von Klaus Weber
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Die Eskalation in Nahost nach dem israelischen Angriff auf den Iran wirbelt auch die Weltwirtschaft durcheinander. Das sind die wichtigsten Auswirkungen.

Der israelische Präsident Benjamin Netanjahu vor einer Explosion.
Nach Israels Angriff reagiert Iran mit Drohnenangriffen. Droht eine weitere Eskalation? ZDFheute live ordnet die aktuellen Ereignisse ein. 13.06.2025 | 30:11 min

Wie reagieren die Börsen und Märkte auf die Nahost-Eskalation?

Für das größte deutsche Börsenbarometer, den Dax, kam sozusagen das Schlechteste zum Schluss. Nach einer sowieso schon eher bescheidenen Woche, fielen die Kurse am Freitag im frühen Handel um über 300 Punkte, was einen Verlust von etwa 1,5 Prozent bedeutete. Jochen Stanzl von CMC Markets sagt:

Es ist eine alarmierende Eskalation in Nahost, die viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt haben dürfte.

Jochen Stanzl, CMC Markets

Doch nicht nur in Deutschland, sondern rund um den Globus sind die Börsen in Deckung gegangen. Denn neben dem neuen Konflikt im Nahen Osten schwelt ja auch noch das leidige Thema Zölle über den Märkten. Ascan Iredi von der Plutos Vermögensverwaltung sieht die Gefahr, dass diese Themen für die Märkte "nun zeitlich ineinander übergehen könnten"- denn der Zollkonflikt braucht bis zum 09. Juli eine Lösung. Dann läuft die von Donald Trump gesetzte Frist ab.

Wohin fliehen Anleger?

In diesen Krisensituationen sind die Reaktionen im Prinzip immer dieselben. Es werden sichere Häfen gesucht. Meistens sind es dann die üblichen Verdächtigen, die infrage kommen. So hat der Preis beim Gold - dem Klassiker unter den sicheren Häfen - weiter zugelegt. Dieser nähert sich dem Rekordhoch vom April von 3.500 Dollar je Feinunze. Doch hier verstärkt sich nur ein sowieso schon vorhandener Trend, der aus der Unsicherheit der vergangenen Monate entstanden ist.
Feuerwehrleute stehen vor einem zerstörten Haus in Teheran.
Der Konflikt zwischen Israel und Iran ist eskaliert – das könnte Folgen für die gesamte Region haben und auch für die geplanten Atomverhandlungen zwischen Iran und den USA.13.06.2025 | 1:42 min
Da die Schweiz insgesamt als besonders sicher gilt, profitiert auch der Schweizer Franken von der Situation. Etwas überraschend wird auch der zuletzt viel gescholtene Dollar von Anlegern gesucht. Allerdings war die US-Währung in den vergangenen Monaten sehr schwach unterwegs. Iredi glaubt aber auch, dass viele Anleger jetzt erst einmal abwarten:

In Krisensituationen mit unterschiedlichen Herausforderungen hilft es auch, Liquidität aufzubauen und nicht sofort wieder zu investieren.

Ascan Iredi, Plutos Vermögensverwaltung

Was heißt das für den Ölpreis?

"Der Seismograf für eine geopolitische Eskalation, vor allem in dieser Region, ist der Ölpreis. Er schlägt entsprechend nach oben aus", sagt Kapitalmarktexperte Jürgen Molnar von Robomarkets. Die für uns Europäer wichtigste Sorte Brent verteuerte sich am Freitag zeitweise um neun Prozent auf 75,60 Dollar je Fass - der Deutschen Bank zufolge der stärkste Anstieg seit der Corona-Krise im Mai 2020.
ZDF-Korrespondent Thomas Reichart und ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa berichten ins ZDFheute-Studio.
Israel hat Irans Atomanlagen angegriffen. ZDF-Korrespondent Thomas Reichart und ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa berichten über die Reaktionen aus Israel und der Türkei.13.06.2025 | 2:45 min
Der Ausfall des Iran als Öllieferant wäre wohl noch zu verkraften, denn mit 1,6 Millionen Barrel am Tag ist er eher ein kleiner Erdölexporteur. Bei einem längeren Konflikt wird allerdings befürchtet, dass der Iran die Meerenge von Hormus blockieren könnte. Durch das Nadelöhr, das den Persischen Golf mit dem Golf von Oman verbindet, geht etwa ein Fünftel der weltweiten Öltransporte. Rund 21 Millionen Barrel Rohöl werden hier täglich transportiert, sagen Analysten.

Autofahrer in Deutschland müssen sich auch auf höhere Spritpreise einstellen. Die Verteuerung des Ölpreises "wird auch auf dem Kraftstoffmarkt nicht ohne Folgen bleiben", sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Mineralölkonzerne würden die höheren Rohölpreise "wahrscheinlich schnell" an die Endverbraucher weitergeben. "In der Regel lässt eine Preisanhebung an den Zapfsäulen nach einer deftigen Ölpreisverteuerung nicht lange auf sich warten." "Autofahrer, die zu den aktuell noch kaum veränderten Kraftstoffpreisen tanken wollen, sollten dies zeitnah tun", riet Hölzel. Abends sei der Sprit am günstigsten.

Noch gravierender fällt die Abhängigkeit bei LNG aus. Etwa ein Viertel der weltweiten Lieferströme des verflüssigten Erdgases geht durch die Meerenge. Kein Wunder, dass Öl- und Energiekonzerne heute zu den größten Gewinnern an den Börsen gehören.

Was heißt das für die Inflation?

Sollte die Meerenge tatsächlich geschlossen werden, müssten neue und weitere Transportwege in Kauf genommen werden. Das würde sich auf die Preise auswirken. Die Unsicherheit ist bereits jetzt an den Aktien der Airlines abzulesen. Lufthansa verliert beispielsweise deutlich, weil man mit höheren Preisen für Kerosin rechnet.
ZDF-Reporter Bernd Benthin berichtet ins ZDFheute-Studio.
Nach dem israelischen Angriff auf Irans Atomanlagen hat Bundeskanzler Merz das Sicherheitskabinett zusammengerufen. ZDF-Reporter Bernd Benthin berichtet aus Berlin.13.06.2025 | 1:06 min
Auch an den Zapfsäulen würde sich ein längerer Konflikt auswirken. Zudem ist die deutsche Industrie in hohem Maße von Gas und Öl abhängig. Ein ungutes Gemisch, das die zuletzt gesunkene Inflation wieder anheizen könnte.

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