Folgen des Nahost-Konflikts unklar:Bundesbank-Chef: Mini-Wachstum 2025 möglich
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Hoffnungsschimmer für die deutsche Wirtschaft: Bundesbank-Präsident Nagel hält 2025 einen "leichten Anstieg" für möglich. Eine Unsicherheit ist der Nahostkonflikt.
Joachim Nagel, Präsident der Bundesbank, sieht Unsicherheiten, etwa die sprunghafte Zollpolitik von Donald Trump.
Quelle: dpa
Die deutsche Wirtschaft könnte nach Einschätzung von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel 2025 knapp am dritten Jahr ohne Wachstum vorbeischrammen. Ein "leichter Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung" könnte im Jahresdurchschnitt möglich sein, sagte Nagel am Montag beim "Frankfurt Euro Finance Summit".
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In ihrer Anfang Juni veröffentlichten Konjunkturprognose hatte die Bundesbank für dieses Jahr eine Stagnation vorhergesagt. Bei dieser Prognose konnte Nagel zufolge allerdings nicht mehr berücksichtigt werden, dass das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal mit plus 0,4 Prozent doppelt so stark ausfiel wie zunächst errechnet.
Bundesbank-Präsident: Lage für die Wirtschaft bleibt "herausfordernd"
"Für die deutsche Wirtschaft zeichnet sich das Ende der langen Durststrecke ab", sagte Nagel. "Der Weg führt uns aber nicht direkt in eine grüne Oase, sondern bleibt herausfordernd zwischen wachstumsschädlichen Zolleffekten und wachstumsfördernder Fiskalpolitik."
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Allgemein erwarten Ökonomen, dass die geplanten Milliardenausgaben für Infrastruktur und Verteidigung die Konjunktur spätestens ab 2026 anschieben werden. Nagel betonte jedoch:
Mit Geldausgeben allein ist beileibe nicht alles getan.
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Joachim Nagel, Bundesbank-Präsident
"Ein anhaltend höheres Wachstum in Deutschland lässt sich nur erreichen, wenn parallel auch strukturelle Anpassungen erfolgen", sagte er.
"Daraus könnte tatsächlich eine Turn-Around-Story werden", sagte Nagel. "Deutschland muss eine Erfolgsgeschichte werden." Es müsse gelingen, wirtschaftliche Strukturprobleme entschlossen anzugehen und zu lösen.
Folgen des Nahost-Konflikts noch nicht absehbar
Neben der sprunghaften Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump gibt es jedoch weitere Unsicherheiten. So lassen sich die wirtschaftlichen Auswirkungen des Konflikts im Nahen Osten gegenwärtig nicht abschätzen, wie Nagel ausführt. "Sollte es zu einem langanhaltenden, gravierenden Konflikt kommen, könnten beispielsweise die Ölpreise erheblich steigen. Die wirtschaftlichen Perspektiven könnten sich dann spürbar verändern gegenüber dem, was ich Ihnen heute sage in Bezug auf die Konjunktur ebenso wie auf die Preise", sagte der Bundesbank-Präsident.
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Inflation ist derzeit stabil
Derzeit sei er zuversichtlich, "dass sich die Inflation nachhaltig bei zwei Prozent einpendeln wird und wir damit unser mittelfristiges Inflationsziel erreichen werden", sagte Nagel. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt Preisstabilität bei einer mittelfristigen Teuerungsrate von 2,0 Prozent im Euroraum an. Je höher die Inflationsrate, umso geringer die Kaufkraft der Menschen, weil sie sich dann für einen Euro weniger leisten können.
Nagel, der im EZB-Rat über die Geldpolitik im Euroraum mitentscheidet, mahnte zugleich: "Auch wenn die Inflation im Euroraum wieder bei rund zwei Prozent liegt und auch mittelfristig nach einer Delle wieder dort liegen dürfte, hat die Geldpolitik keinen Grund nachzulassen."