Nach EM-Viertelfinaldrama im Sommer:Vergangenheit als Ansporn: DFB-Frauen treffen auf Frankreich
von Frank Hellmann
Die Erinnerungen ans EM-Viertelfinale gegen Frankreich sind noch frisch. Jetzt spielen die DFB-Frauen im Nations-League-Halbfinale wieder gegen den Nachbarn.
Eines weiß Sjoeke Nüsken schon heute: Der 19. Juli dieses Jahres wird bei ihr "immer in Erinnerung bleiben". Zu aufwühlend das EM-Viertelfinaldrama gegen Frankreich (6:5 i.E.), als sich die Ereignisse überschlugen.
Die denkwürdige Trotzreaktion nach Roter Karte und Rückstand, die sagenhafte Rettungstat von Ann-Katrin Berger - und Vorderleute, die in einer verschworenen Gemeinschaft in Basel alles an Tugenden offenbarten, die einst den deutschen Fußball stark machten.
Trotz langer Unterzahl und eines verschossenen Elfmeters: Deutschland schlägt Frankreich in einem epischen Spiel im Elfmeterschießen.
20.07.2025 | 10:06 min"Es ist immer noch Gänsehaut pur, wenn man sich das anschaut", verriet die Mittelfeldspielerin vom FC Chelsea vor der Neuauflage im Halbfinal-Hinspiel der Nations League in Düsseldorf am Freitag, 17.45 Uhr (ARD). Sie war selbst in jener Sommernacht durch ein Wechselbad gegangen.
So ein emotionales Hoch und Tief hatte ich in meiner bisherigen Karriere noch nicht.
Sjoeke Nüsken, Fußballspielerin
Nüsken glaubt an ein "cooles Spiel" gegen Frankreich
Dass zwei Tore des Gegners wegen Abseits aberkannt worden seien, habe Nüsken beispielsweise in dem wahnwitzigen Verlauf gar nicht richtig mitbekommen. Die 24-Jährige hatte im St. Jakob-Park per Kopfball getroffen, in der zweiten Hälfte einen Strafstoß verschossen, ehe sie im Elfmeterschießen zum 6:5 verwandelte.
Nun glaubt sie erneut an "ein cooles Spiel" der DFB-Frauen gegen die Französinnen. Mehr als 35.000 Tickets sind dafür bereits verkauft.
Der erste Auftritt seit der EM-Endrunde ist gleichzeitig ein harter Prüfstein. Im Finale der Nations League stand die deutsche Auswahl noch nie. Im Februar 2024 gab es im Zuge der Olympia-Qualifikation gegen Frankreich im Halbfinale in Lyon eine 1:2-Niederlage. Die Entscheidung über den Endspieleinzug fällt vermutlich erst im Rückspiel in Caen am kommenden Dienstag, 21.10 Uhr (ZDF live ab 20.45 Uhr).
Spanien oder Schweden würden warten
Sowohl das Finale als auch das Spiel um Platz drei werden Ende November in Hin- und Rückspiel ausgetragen. Mit Spanien oder Schweden warten pikanterweise jene Teams, gegen die Deutschland bei der EM den Kürzeren zog.
Gleichwohl möchte Bundestrainer Christian Wück nicht zu viel in der Vergangenheit schwelgen: "Uns ist bewusst, dass wir gegen Frankreich mit einer gehörigen Portion Glück gewonnen haben. Das wird ein komplett neues Spiel."
Wück fehlen zentrale Stützen
Mit Mittelstürmerin Giovanna Hoffmann und der erneut am Kreuzband verletzten Lena Oberdorf muss Wück länger auf zentrale Stützen verzichten. Dennoch glaubt seine Flügelspielerin Klara Bühl: "Die EM hat gezeigt, was wir für ein Potenzial haben. Bei der Mentalität haben wir einen riesigen Schritt gemacht."
Schock-Diagnose für Lena Oberdorf: Die Fußball-Nationalspielerin von Bayern München hat sich zum zweiten Mal das Kreuzband im rechten Knie gerissen und fällt mehrere Monate aus.
20.10.2025 | 0:59 minDoch genau an dieser Stelle setzt der Bundestrainer bei einer EM-Analyse an. Dauerhaft wird Mentalität nicht immer Qualität schlagen. Wück sieht vor allem im spielerischen Bereich noch viel im Argen: "Wir müssen uns mit Ball verbessern, im ersten Kontakt, im Passspiel." Zudem habe die Position der Spielmacherin überhaupt nicht funktioniert.
Die Entwicklung ist erst am Anfang
Obwohl die formschwache Laura Freigang und die nachnominierte Linda Dallmann erneut im Kader stehen, wird die Zehnerposition aufgelöst. Nüsken deutete zur neuen Ausrichtung an: "Wir brauchen mehr Stabilität mit Ball, und mehr Anspielmöglichkeiten." Spannend wird die Rolle für Janina Minge, die beim VfL Wolfsburg im defensiven Mittelfeld spielt, beim Nationalteam aber die Abwehrchefin gab.
Dass Vereinskollegin Stina Johannes die verletzte EM-Heldin Berger vertritt, bereitet Minge die geringsten Sorgen. "Stina ist eine Persönlichkeit, die viel Präsenz zeigt und lautstarke Kommandos gibt. Sie wird ein guter Rückhalt sein." Allerdings hat die 25 Jahre alte VfL-Torhüterin erst drei Länderspieleinsätze vorzuweisen.
Die DFB-Sportdirektorin Nia Künzer über den Gesundheits-Zustand von Lena Oberdorf, das Nations-League-Halbfinale gegen Frankreich und den neuen Modus der Nations League.
22.10.2025 | 3:43 minVerbessert werden muss auch der Abschluss. Sein Team sei unter den Viertelfinalisten in der Schweiz "bei der Effizienz am schwächsten" gewesen, so Wück. Eine Menge Arbeit für den 52-Jährigen, der glaubt, dass die zwei Spiele "uns mit Sicherheit genauso fordern werden wie das Viertelfinale bei der EM". Aber wird es wieder ein fesselnder Schlagabtausch fürs Geschichtsbuch?
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