Saisonstart nach der EM:Die Frauen-Bundesliga im Umbruch
Die Frauen-Bundesliga bekommt bald eine neue Organisationsform. Denn ohne signifikantes Wachstum wird es schwer, international den Anschluss zu halten.
Steht vor einigen Herausforderungen: Die Bundesliga der Fußballerinnen.
Quelle: dpaDer Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat kurz vor dem Startschuss wichtige Weichen gestellt. Bevor in der Frauen-Bundesliga am Wochenende endlich der Ball rollt, verkündete der Verband, dass sich bald Zuständigkeiten und Organisationsform ändern.
In naher Zukunft wird sich die aktuelle Generalsekretärin Heike Ullrich um den Frauen- und Mädchenfußball kümmern, der ihr schon immer eine Herzensangelegenheit war.
Weg in den Frauenfußball kein Rückschritt
Die gebürtige Hildesheimerin begreift es nicht als Rückschritt, nach fünf Jahren ihren Posten für Holger Blask zu räumen. Nach dem DFB-Bundestag am 7. November in Frankfurt, wo Sabine Mammitzsch nicht mehr als Vizepräsidentin Frauen- und Mädchenfußball kandidiert, rückt die 55-Jährige auf diese Position.
Die Bayern-Fußballerinnen gewinnen den Supercup gegen den VfL Wolfsburg mit 4:2. Die wichtigsten Szenen mit dem Live-Kommentar von Claudia Neumann.
30.08.2025 | 8:25 min"In den vergangenen Jahren ist dieser Bereich mit einer enormen Dynamik gewachsen", sagt Ullrich als bislang mächtigste DFB-Funktionärin.
Es gilt nun weitere wichtige Weichen zu stellen, um den deutschen Frauenfußball in all seinen Facetten national und international optimal aufzustellen.
Heike Ullrich, Generalsekretärin DFB
Zuschauerrekord zur Eröffnung
Das große Interesse aus der EM in der Schweiz sorgt für einen tollen Rahmen beim offiziellen Eröffnungsspiel. Meister FC Bayern wird gegen den Vierten Bayer Leverkusen (Samstag 17:45 Uhr) vor einer Rekordkulisse antreten. Mehr als 50.000 Tickets sind verkauft. Auch die Aufsteiger Union Berlin, 1. FC Nürnberg und Hamburger SV sorgen für viel Schwung.
Dennoch droht die Liga international den Anschluss zu verlieren: sportlich und wirtschaftlich. England und die USA sind in der Vermarktung besser, das Setting ist professioneller. Die US-amerikanische Profiliga NWSL erlöst mit dem neuen Fernsehvertrag jährlich 60 Millionen Dollar, in der Frauen-Bundesliga sind es knapp mehr als fünf Millionen Euro.
Und auch die englische Women’s Super League boomt auf allen Ebenen, der Gewinn der Europameisterschaft tat ein Übriges. Champions-League-Sieger Arsenal will ausschließlich im Emirates Stadium, dem Stadion, in dem auch die Männer spielen, mit seinen Ladies antreten.
Der Frauenfußball boomt: In deutschen Vereinen spielen vermehrt junge Frauen. Wie der VfL Wolfsburg mit der größer werdenden Aufmerksamkeit umgeht.
04.07.2025 | 1:30 minMahnung von Eintracht Frankfurt
Seit 2015 hat kein Bundesligist mehr die Königsklasse bei den Frauen gewonnen. Der 1. FFC Frankfurt feierte vor den Augen der Kanzlerin Angela Merkel den letzten Triumph eines reinen Frauenfußballvereins. Fünf Jahre später musste die Fusion mit der Eintracht her, um den Standort zu erhalten.
Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann hat deutliche Worte für die aus seiner Sicht ungesunde Gesamtentwicklung gefunden. Es würde ein "Wahn" über den Frauenfußball hereinbrechen, was Gehälter und Ablösen angehen, die nicht annähernd durch die Einnahmen gedeckt seien.
Die Lizenzvereine kommen für die Verluste auf
Hinter den Kulissen war die Eintracht der entscheidende Treiber, dass sich die Vereine im Herbst 2024 in einer "Geschäftsplan Frauen-Bundesliga Projekt GbR" zusammengetan haben, um ein wirtschaftlich tragfähiges Ökosystem aufzubauen.
Bislang haben die Lizenzvereine im Schnitt die knapp zwei Millionen Euro Verlust eines jeden Frauen-Bundesligisten ausgeglichen.
Nach vielen Treffen, intensiven Debatten und langen Verhandlungen haben sich Verband und Vereine am Donnerstag auf eine neue Organisationsform verständigt. Die "Eckpunkte des Wachstumsplans" sehen ein Joint-Venture zwischen DFB und einem Ligaverband vor.
Eigene Geldgeber nur für den Frauenfußball
Die Organisation ("Frauen-Bundesliga Gesellschaft") soll sich auf "den Betrieb und die Vermarktung" der Liga fokussieren. Dann können eigenständig Geldgeber angesprochen werden, die vielleicht nur in den Frauenfußball investieren wollen. Kreative Ideen sind willkommen.
Im optimalen Fall erlöst die Liga dann bis zur Saison 2031/32 rund 130 Millionen Euro - mehr als das Dreifache der bisherigen Summe. In dem internen Strategiepapier war auch mal zu lesen, dass die Frauen-Bundesliga die beste Liga der Welt werden solle. Davon redet heute schon keiner mehr.