Kaum Frauen im Profifußball: Nachholbedarf im Top-Management

Kaum Frauen im Profifußball:Weiter Nachholbedarf im Top-Management

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Frauen sind in den Führungsgremien des deutschen Profifußballs weiter eine Minderheit. Nur drei Vereine haben ihre Zielvorgabe erfüllt.

Luise Gottberg wurde Vizepräsidentin vom FC St. Pauli. (Archiv)
Luise Gottberg, Vizepräsidentin vom FC St. Pauli, ist als einzige Frau ins Spitzenmanagement gewählt worden. (Archiv)
Quelle: Imago

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft sorgte bei der EM in der Schweiz für Begeisterung, die Frauen-Bundesliga wird auf 14 Teams aufgestockt und darf einen Zuschauer-Boom erwarten, doch die Führungsetagen der 36 deutschen Profiklubs bleiben fest in Männerhand: Der Nachholbedarf bei den Top-Management-Positionen in der Bundesliga und 2. Bundesliga ist in Fragen der Geschlechtergerechtigkeit weiterhin groß.
Lediglich sechs Prozent der Top-Stellen im Management waren in der Saison 2024/25 mit Frauen besetzt. Das geht aus dem Jahresbericht "Lage der Liga" hervor, den die gemeinnützigen Organisation "Fußball kann mehr" (FKM) zur Diversität in Führungsgremien im deutschen Profifußball veröffentlicht hat.

Nur sechs Frauen in 100 Führungspositionen

An dem Jahresbericht, der zum zweiten Mal erschien, haben sich alle 36 Klubs der beiden Bundesligen beteiligt, vier mehr als vor einem Jahr. Demnach waren wie schon in der Vorsaison lediglich sechs von 100 Führungspositionen - in Präsidium oder Geschäftsleitung - mit Frauen besetzt. Diese verteilen sich auf vier Vereine: FC St. Pauli (3), Werder Bremen, 1. FC Heidenheim und Schalke 04 (jeweils 1).
Sara Däbritz
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Im Verlauf der Saison wurden insgesamt 19 Führungspositionen neu besetzt, nur eine Frau wurde dabei ins Spitzenmanagement gewählt: Luise Gottberg, die bei St. Pauli zur Vizepräsidentin aufrückte.

Die Ergebnisse zeigen, dass noch viel zu tun ist. Die Bundesliga-Klubs schneiden erheblich schlechter ab als vergleichbare kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland.

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"Ich setze darauf, dass aus Zahlen Ziele werden. Denn meine Überzeugung ist, dass an jeder Position im Fußball die Besten stehen sollten - nicht nur auf dem Feld", erklärte Bär.
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Nur drei Vereine mit klaren Zielvorgaben

In den Kontrollgremien lag der Frauenanteil bei 10,3 Prozent (28 Frauen zu 243 Männern), in den Aufsichtsräten bei 10,9 Prozent (26/212). Laut des Berichts haben nur drei Vereine (Werder Bremen, FC St. Pauli und Hamburger SV) klare Zielvorgaben für Diversität in ihren Satzungen verankert.
"Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen im Fußball. Im Männer- und im Frauenfußball", sagte Axel Hellmann, Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt, Präsidiumsmitglied bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und Beiratsmitglied der FKM-Organisation. "Wir werden das aber nur erreichen, wenn dies in den Vereinen, von den Mitgliedern und Fans getragen und vorangetrieben wird."
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Dazu beitragen könnte neben den erfolgreichen DFB-Frauen auch die wachsende Frauen-Bundesliga. Elf der 14 Klubs in der Spielzeit 2025/26 sind auch in der Männer-Bundesliga vertreten. Das Interesse ist groß. Die Double-Siegerinnen von Bayern München werden zum Saisonauftakt gegen Bayer Leverkusen am 6. September vor einer Vereinsrekordkulisse in der Allianz Arena spielen. Aufsteiger Union Berlin hatte schon in der 2. Liga ein Zuschauerschnitt auf internationalem Niveau.

DFB und DFL wollen Wandel

Ein nachhaltiger Effekt auf die Führungsstruktur ist vereinsübergreifend aber (noch) nicht zu erkennen. Die Notwendigkeit zum Wandel sehen der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die DFL, die gemeinsam versuchen, mehr Frauen für eine Arbeit in der Branche zu begeistern.
Mit der Messe "NEXT GOAL: Dein Job im Fußball" wollen Verband und Liga am 16. September auf dem DFB-Campus in Frankfurt/Main "Frauen aus verschiedenen Branchen den Weg in die vielfältigen Berufsfelder des Fußballs ebnen".
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Quelle: Reuters

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Quelle: SID

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