Trumps Gaza-Plan: Hamas, Geiseln und Entwaffnung als Knackpunkte

Hamas, Geiseln, Entwaffnung:Das sind die Knackpunkte von Trumps Friedensplan

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Donald Trump präsentiert seinen Plan für Gaza - doch zentrale Punkte bleiben offen. Hamas prüft, Israel nickt. Was sind die größten Knackpunkte? ZDFheute mit einem Überblick.

US-Präsident Donald Trump schüttelt dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu die Hand, nachdem sie am 29. September 2025 auf einer Pressekonferenz im State Dining Room des Weißen Hauses in Washington, DC, USA, gesprochen haben.

Der von US-Präsident Donald Trump vorgeschlagene Friedensplan für den Gazastreifen stößt international auf große Zustimmung. Entscheidend ist jetzt, wie die Hamas darauf reagiert.

30.09.2025 | 1:29 min

US-Präsident Donald Trump hat die Vorstellung seines eigenen Friedensplans zur Beendigung des Gaza-Kriegs über alle Maßen gelobt. Es sei ein großer Tag gewesen, "vielleicht einer der größten Tage in der Zivilisation", sagte Trump in Washington, wo er mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zusammengekommen war.

Wie schon oft weckte der Republikaner Hoffnungen auf ein Ende des Konflikts, in dem die USA vermitteln. Folgende Knackpunkte gibt es in dem Plan:

ZDF-Reporter Andreas Kynast in Tel Aviv

Israels Premierminister Netanjahu hat dem Friedensplan von US-Präsident Trump weitgehend zugestimmt. ZDF-Reporter Andreas Kynast schätzt ein, wie die Hamas reagieren könnte.

30.09.2025 | 1:05 min

Hamas fehlte bei den Verhandlungen

An der Hamas hängt alles. Sie hat laut Kreisen den Vorschlag inzwischen von Vermittlern erhalten und will diesen prüfen. Es stellt sich die Frage, ob für sie nun tatsächlich der Moment erreicht ist, an dem sie die 48 Geiseln freilässt, die sie noch in ihrer Gewalt hat. 20 der Entführten sind nach israelischen Informationen noch am Leben.

Entwaffnung der Hamas

Laut dem US-Plan soll es auch einen "Prozess der Entmilitarisierung des Gazastreifens unter der Aufsicht unabhängiger Beobachter geben". Dieser Punkt dürfte bei der Hamas auf Widerstand stoßen: Die Islamisten haben auf ähnliche Forderungen bei Verhandlungen über einen Gaza-Deal immer wieder betont, dass sie eine Niederlegung ihrer Waffen entschieden ablehnen, solange es keinen unabhängigen palästinensischen Staat gibt.

David Sauer

"Trump positioniert sich als Friedensstifter, der aber nicht verantwortlich ist, wenn es am Ende nicht gelingt", so ZDF-Korrespondent David Sauer aus Washington. "Trump möchte den Friedensnobelpreis."

30.09.2025 | 2:41 min

Würden Nachbarländer Hamas-Mitglieder aufnehmen?

Der Friedensplan sieht vor, dass nach der Freilassung der Geiseln Hamas-Mitgliedern, die sich zu friedlicher Koexistenz und zur Abgabe ihrer Waffen verpflichten, Amnestie gewährt wird. Wenn sie den Gazastreifen verlassen möchten, erhalten sie laut Plan sicheren Zugang zu Aufnahmeländern. Aber ist das überhaupt realistisch?

Die Hamas hat zwar Verbindungen in andere Länder, etwa zu Katar. Das Hamas-Büro dort brachte dem Land aber auch viel Kritik ein und ist zur Belastung und Gefahr geworden. Auch die Türkei beheimatet zwar Hamas-Funktionäre. Der Angriff Israels auf die Hamas-Spitze in Katar vor Wochen dürfte das Land jedoch alarmiert haben.

Marietta Slomka spricht im Schaltgespräch mit Claudia Bates und Andreas Kynast über Trump und Netanjahu

Trump "spricht von einem historischen Tag", sagt US-Korrespondentin Bates. Netanjahu habe dem Plan "nur in Details widersprochen", sagt Reporter Kynast in Tel Aviv.

29.09.2025 | 4:10 min

Trumps Wirtschaftsplan: Profit für Gaza - oder für Amerika?

Es ist auffällig, dass eine Person prominent in dem Papier vorkommt: Donald Trump. Er soll nicht nur eine Führungsrolle bei der Kontrolle der Übergangsregierung spielen, es soll auch einen weiteren Trump-Wirtschaftsentwicklungsplan zum Wiederaufbau des Gazastreifens geben. Die Rede ist von "vielen durchdachten Investitionsvorschlägen und spannenden Entwicklungsideen", die Investoren vorgelegt hätten.

Trump, selbst einst in erster Linie Immobilien-Mogul, hatte früher einmal die Idee ins Spiel gebracht, die Kontrolle über das Gebiet zu übernehmen und die palästinensische Bevölkerung in Drittländer umzusiedeln, um Gaza in eine "Riviera des Nahen Ostens" zu verwandeln. Der Vorschlag löste international und in den USA scharfe Kritik aus. Die Frage ist, was Trump stattdessen nun genau vorschwebt und ob es womöglich eine Lösung sein könnte, die vor allem einem Land wirtschaftlich nützt: Amerika.

Andreas Kynast

"Die wichtigsten arabischen und muslimischen Staaten stehen hinter diesem Friedensplan und seit gestern auch Israel", so ZDF-Reporter Andreas Kynast aus Tel Aviv zu Trumps Friedensplan.

30.09.2025 | 2:58 min

Wo verläuft die Landlinie, auf die sich Israel zurückziehen würde?

Das bleibt unklar. Es ist nur die Rede von einer "vereinbarten" Linie, auf die sich die israelischen Soldaten zurückziehen sollen, um die Freilassung der Geiseln vorzubereiten. Die Frontlinien sollen eingefroren werden, bis ein Rückzug erfolgen kann.

Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu speaks to press after a meeting in the US Capitol in Washington, DC on Tuesday, July 8, 2025.

US-Präsident Trump empfängt heute den israelischen Premier Netanjahu im Weißen Haus. Beide wollen über ein Ende des Gaza-Kriegs sprechen. Elmar Theveßen mit den Einzelheiten.

29.09.2025 | 1:34 min

Bodentruppen - aber welche?

Die USA wollen laut Plan mit arabischen und internationalen Partnern eine vorübergehende Stabilisierungstruppe aufbauen, die im Gazastreifen stationiert sein soll. Sie soll etwa Polizeikräfte schulen, damit innere Sicherheit aufgebaut werden kann. Die Frage ist, wer sich an dieser Truppe beteiligen würde.

Unklar bleibt in der Formulierung, ob die USA auch eine aktive Rolle spielen würden - also mit eigenen Bodentruppen. Im Wahlkampf hatte Trump immer wieder versprochen, das US-Militär aus internationalen Konflikten herauszuhalten. Er hätte ein Erklärungsproblem.

Katja Storck, Notfallpflegerin bei "Ärzte ohne Grenzen". Im Hintergrund ein zerstörtes Haus im Gazastreifen.

Die israelische Offensive in Gaza-Stadt zwingt Hunderttausende zur Flucht. Eine Notfallpflegerin von Ärzte ohne Grenzen berichtet über die katastrophale Lage vor Ort.

29.09.2025 | 9:58 min

Wer kann sich als Sieger sehen?

Die mit der Hamas verbündete Terrororganisation Islamischer Dschihad (PIJ) kritisierte den Vorstoß bereits als "amerikanisch-israelisches" Abkommen, das uneingeschränkt die Position Israels widerspiegele. Auch der PIJ war am Massaker und den Geiselnahmen am 7. Oktober 2023 in Israel beteiligt. Der Plan sei "ein Rezept für die Fortsetzung der Aggression gegen das palästinensische Volk", hieß es weiter.

Auch Netanjahu sprach in Washington vom "nächsten Schritt, um den Krieg zu gewinnen". Aus Sicht der Hamas wird es nötig sein, den Plan ebenfalls als Sieg für sich verbuchen zu können. Ob sie den Plan so interpretieren wird, ist ungewiss. Womöglich sieht die Islamistenorganisation aber in ihrem Überleben schon einen Sieg. Bereits bei einer früheren Waffenruhe hatte die Hamas gefeiert, dass sie Israel dazu gezwungen habe, die Aggression einzustellen.

Nahost-Konflikt
:Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

Israel geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor. Die humanitäre Lage dort spitzt sich zu. Netanjahu weitete den Einsatz dennoch aus. Mehr im Blog.
Ein israelisches gepanzertes Fahrzeug bewegt sich in einem Gebiet im Gazastreifen, vom Süden Israels aus gesehen.
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Quelle: dpa

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