Analyse zu den DFB-Frauen:Die erste Titeloption seit neun Jahren
von Frank Hellmann
Mit dem Finaleinzug in der Nations League belegen die deutschen Fußballerinnen ihren Reifeprozess unter Christian Wück. Nach dem Kraftakt gegen Frankreich wartet jetzt Spanien.
Die deutschen Fußballerinnen jubeln nach dem Sieg im Nations-League-Halbfinale über Frankreich. Im Finale wartet nun Spanien.
Quelle: action pressVor ziemlich genau einem Jahr hat Christian Wück auf großer Bühne in Wembley seinen Einstand als Bundestrainer der deutschen Fußballerinnen gegeben. Der Vortrag beim furiosen 4:3 auf dem heiligen Rasen gegen den heutigen Europameister England deutete in jenem Freundschaftsspiel an, was deutsche Fußballerinnen in petto haben, wenn sie mutig aufspielen.
Zum ersten Mal überhaupt stehen die DFB-Frauen im Finale der Nations League. Die DFB-Elf sichert sich durch ein 2:2-Unentschieden gegen Frankreich das Weiterkommen und trifft nun auf Spanien.
29.10.2025 | 1:39 minIrgendwie kein Zufall, dass unter Wücks Anleitung mit einem Kraftakt im Halbfinal-Rückspiel gegen Frankreich (2:2) diesem Team nun nach zwölf Monaten unter diesem Trainer erstmals der Einzug ins Finale der Nations League gelungen ist. Erstmals nach neun Jahren können die DFB-Frauen wieder einen Titel holen: Der Sieg im Olympischen Finale von Rio de Janeiro 2016 gegen Schweden (2:1) bescherte dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) das bislang letzte Gold.
Wück will Trophäen holen - wie mit der U17
Der mit den U17-Junioren Welt- und Europameister gewordene Nachwuchsförderer Wück will seinen Weg auch bei den Frauen mit Trophäen krönen. Sich jetzt mit Spanien im Finale messen zu können - Hinspiel bereits am 28. November im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern, Rückspiel am 2. Dezember im Estadio Metropolitano von Atlético Madrid - ist eine willkommene Herausforderung für den gebürtigen Franken.
Das Weiterkommen gegen spielstarke Französinnen, die mit Unterstützung von 18.112 Fans in Caen deutlich verbessert gegenüber dem Hinspiel in Düsseldorf (0:1) auftraten, sei für ihn die "Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind".
Spaniens Fußballerinnen stehen wieder im Finale der Nations League. Im Halbfinale gegen Schweden reicht ein 1:0-Sieg. Dabei leisten die Schwedinnen mehr Widerstand als beim 4:0 im Hinspiel.
28.10.2025 | 1:02 minDer 52-Jährige freute sich auf die Neuauflage aus der EM in der Schweiz: "Ich denke vor allem an unser Halbfinale, und dass das eine ganz enge Kiste war. Dass die Spanierinnen zwar überlegen waren, aber wir hatten unsere Chancen. Da hatten wir die Effizienz nicht", erklärte Wück. "Das ist für uns der nächste Entwicklungsschritt."
Spanierinnen haben wieder Selbstvertrauen gesammelt
Die Spanierinnen haben den Schock des im Elfmeterschießen verlorenen EM-Endspiels gegen die Engländerinnen längst abgeschüttelt. Das Nations-League-Halbfinale gegen Schweden war eine deutliche Angelegenheit (4:0, 1:0) und zwischendrin erteilten Aitana Bonmati und Co. mit dem FC Barcelona mal eben in der Champions League dem Deutschen Meister FC Bayern eine Lehrstunde (7:1).
Es wartet der härteste Prüfstein auf ein deutsches Team, das in der Kabine zu Schlagern tanzte. Warum sich in der Normandie nicht freuen dürfen? Vize-Kapitänin Janina Minge fand:
Es war ein Kampfspiel und ich bin super stolz, dass wir es geschafft haben.
Vizekapitänin Janina Minge
Minge verdiente sich wie ihre Mitspielerinnen vor allem gegen den Ball eine Bestnote.
Auch wegen Verletzungen und Sperren hatte Wück mal schnell eine neue Achse gezimmert: Mit Stina Johannes im Tor, Debütantin Camilla Küver in der Abwehr, Jule Brand als Spielmacherin und Nicole Anyomi rückten neue Kräfte auf zentralen Positionen in die Verantwortung. Die Frankfurter Stoßstürmerin Anyomi bot am Dienstag zu später Stunde eine herausragende Leistung. Ihr sehenswerter 1:1-Ausgleich (12.) war die Antwort auf den frühen Rückstand durch Melvine Malard (3.).
Auch Sportdirektorin Künzer kann sich freuen
Nachdem Klara Bühl fulminant den Ball zum 1:2 unters Tordach jagte (50.), bejubelte Anyomi bereits ihren Doppelschlag, doch Vorlagengeberin Bühl hatte nach VAR-Eingriff im Abseits gestanden (67.). So wurde es nach dem Kopfball von Clara Mateo zum 2:2 (89.) noch hochspannend, doch ein Elfmeterdrama wie im EM-Viertelfinale brauchte es diesmal nicht.
Wück wirkte genau wie Sportdirektorin Nia Künzer, die nach dem dritten Platz bei Olympia, dem leidenschaftlichen Auftritt bei der EM nun auch die Nations League schon jetzt als Pluspunkt verbuchen kann, unheimlich erleichtert. Sein Matchplan sei über weite Strecken aufgegangen, sagte der Bundestrainer im ZDF, "aber wir müssen unser Passspiel noch verbessern. Großer Respekt an die Mannschaft, diese Entwicklung habe ich mir erhofft. Gegen Spanien werden es zwei sehr harte Spiele."
Nationaltorhüterin Ann-Katrin Berger soll in den Nations-League-Finalspielen gegen Spanien in den deutschen Kader zurückkehren. "Es sieht gut aus, sie trainiert schon wieder", sagte Bundestrainer Christian Wück der Deutschen Presse-Agentur in Caen. Die 35 Jahre alte Berger vom US-Klub Gotham FC fehlte in den beiden Halbfinals wegen einer Knieverletzung.
Sie wurde von Stina Johannes vom VfL Wolfsburg ersetzt, die ein Sonderlob von Wück nach dem wilden Rückspiel gegen die Französinnen erhielt: "Sie hat ihre Chance genutzt. Sie hat auf sehr, sehr hohem Niveau zwei Spiele abgeliefert, die nicht einfach waren - vom Druck her, von der gegnerischen Klasse her."
Relive: Im Halbfinale der Frauen-Nations-League trifft Deutschland auf Frankreich: ein Wiedersehen nach dem mitreißenden Viertelfinale der EM in diesem Sommer in der Schweiz.
28.10.2025 | 203:21 minSie wollen über Sport stets auf dem Laufenden bleiben? Dann ist unser sportstudio-WhatsApp-Channel genau das Richtige für Sie. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten News direkt auf Ihr Smartphone. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: sportstudio-WhatsApp-Channel.
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