Finale der Nations League winkt:Die spielerische Befreiung der DFB-Frauen
von Frank Hellmann
Mit neuer Formation und frischen Kräften verzücken die deutschen Fußballerinnen das Publikum in Düsseldorf. Christian Wück ist nach dem 1:0 gegen die Französinnen hochzufrieden.
Belohnung für einen starken Auftritt: Die DFB-Frauen bejubeln mit Klara Bühl (Mitte) deren Tor zum 1:0-Sieg im Halbfinal-Hinspiel der Nations League gegen Frankreich.
Quelle: APWenn am Ende massenhaft Handylichter leuchten und viele der 37.191 Zuschauer mit Schlusspfiff noch nicht den Heimweg antreten, hat ein deutsches Nationalteam viel richtig gemacht. Die DFB-Frauen haben am Freitagabend die Stimmungshochburg Düsseldorf mit einem schwungvollen Vortrag beglückt, der nach der EM in der Schweiz nicht unbedingt zu erwarten war.
Auch spielerisch gegen Frankreich überlegen
Der 1:0-Heimsieg im Halbfinal-Hinspiel der Nations League gegen Frankreich kam fast einem Akt der spielerischen Befreiung nach. Die Entscheidung über den Finaleinzug fällt im Rückspiel im nordfranzösischen Caen (Dienstag 21:10 Uhr/live im ZDF).
Nach einem starken Auftritt gegen Frankreich haben die DFB-Frauen das Finale der Nations League vor Augen. Klara Bühl sorgte im Hinspiel des Halbfinales für einen 1:0-Sieg.
22.10.2025 | 8:48 min"Ich bin mit der Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben, sehr zufrieden", erklärte Bundestrainer Christian Wück und schob nach: "Betonung spielen!" Tatsächlich hatte die EM-Analyse ja ergeben, dass die Selbstverständlichkeiten mit Ball teilweise fehlten, dazu gesellten sich Mängel in Passspiel oder Ballverarbeitung. Nun wirkten die Französinnen fußballerisch teilweise sogar unterlegen.
Zuversicht fürs Rückspiel ist groß
Insofern hat Wück in Windeseile seit dem EM-Sommer neue Prioritäten umgesetzt. Grundsätzlich seien ihm die Resultate genauso wichtig wie der Reifeprozess. Der 52-Jährige sah eine "unheimlich gute Entwicklung." Seine Prognose für den zweiten Vergleich in vier Tagen:
Es wird in Frankreich eng bleiben. Wenn wir so spielen, ist mir nicht bange.
Bundestrainer Christian Wück
Denn die DFB-Frauen warfen ganz andere Tugenden als beim EM-Viertelfinaldrama in die Waagschale. Zur Einsatzfreude gesellte sich Spielfreude, die sich in Basel wegen der Unterzahl nicht entfalten konnte.
Kapitänin Giulia Gwinn sagte: "Es war ein super Spiel. Der Ball wollte lange nicht über die Linie. Schön, dass Klara uns erlöst hat." Gemeint war Torschützin Klara Bühl, die mit einem Schuss von der Strafraumgrenze die Anstrengungen in der 79. Minute krönte.
Heute hat man gesehen, was für einen Fußball wir spielen wollen. Es war ein Wahnsinnsabend.
Torschützin Klara Bühl
Dokumentation "Spiel ihres Lebens" über das EM-Viertelfinale 2025 zwischen Frankreich und Deutschland. In Unterzahl kämpft sich das DFB-Team bis ins entscheidende Elfmeterschießen.
24.10.2025 | 31:11 minFranziska Kett kratzt an der Weltklasse
Bloß die Torausbeute gefiel Wück nicht, als er anmerkte, es sei trotz des Jubels auf den Rängen und dem Rasen "nicht alles rosarot" gewesen. Die Effizienz hatte er bei der EM bekanntlich als Manko ausgemacht. Die starke Antreiberin Sjoeke Nüsken oder die als Ersatz für die am Kreuzband verletzte Giovanna Hoffmann aufgebotene Mittelstürmerin Nicole Anyomi ließen beste Gelegenheiten liegen.
Doch am Ende wurden Wücks Umstellungen, aber auch sein Vertrauen in junge Spielerinnen belohnt. Vier Akteure stachen am Rheinufer heraus: Beste Deutsche war Linksverteidigerin Franziska Kett, die beeindruckende Ballgewinne verzeichnete. Die 21-Jährige kratzte am Weltklasseniveau. Der Bundestrainer bescheinigte ihr auf ZDF-Nachfrage eine "Top-Top-Top-Leistung", zudem verfüge Kett über "eine Geschwindigkeit wie nur wenige".
Dokumentation "We Rise" über den wachsenden Frauenfußball in Europa. Spanien, England und Frankreich investieren, verändern Strukturen. Und Deutschland? Mittendrin – aber der Rückstand wird größer.
29.06.2025 | 44:00 minJule Brand überzeugt im Zentrum
Eine Physis wie nicht viele Bundesligaspielerinnen besitzt Camilla Küver, die sich mit einer abgeklärten Vorstellung beim DFB-Debüt zwingend für weitere Einsätze in der Innenverteidigung empfahl. "Sie ist sehr athletisch und bekommt beim VfL Wolfsburg auch international ihre Spielzeit", urteilte der Bundestrainer über die 22 Jahre alte Innenverteidigerin. Vertrauen genoss zudem erneut Carlotta Wamser, erst als Rechtsaußen, später als Rechtsverteidigerin. Das 21-jährige Energiebündel ist kaum mehr aus der Startelf wegzudenken.
Und dann war da ja noch Jule Brand, die auf der Position der Spielmacherin mit Intuition und Tempo gefiel. Auch wenn der zu Olympique Lyon gewechselten 23-Jährigen nicht alles gelang: Ihre Spielintelligenz gefiel dem Offensivliebhaber Wück, der im Falle Brand ganz pragmatisch vorgegangen war: "Sie zieht ohnehin gerne in die Mitte. Dann können wir sie auch gleich dorthin stellen." Was denn seine beste EM-Spielerin gesagt habe, als er ihr die Versetzung vom Flügel erklärte? "Sie hat gelächelt und gesagt: 'ja super!'"
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