Rück- und Ausblick:DFB-Frauen sind wieder zurück an der Weltspitze
von Frank Hellmann
Hinter dem deutschen Frauen-Nationalteam liegt ein bewegtes Jahr. Dabei hat es Christian Wück bei der EM und in der Nations League geschafft, Begeisterung und Hoffnung zu wecken.
Janina Minge stand 2025 in allen Spielen der DFB-Frauen von Bundestrainer Christian Wück in der Anfangself.(Archivbild)
Quelle: ddpStolz überlagerte die Enttäuschung. Als Christian Wück am 2. Dezember im Bauch des Estadio Metropolitano die 0:3-Niederlage im Finalrückspiel der Nations League gegen Spanien erklärte, wirkte der Bundestrainer gar nicht einmal unzufrieden.
Denn der Quereinsteiger blickte auf ein aufregendes Jahr zurück, in dem die deutsche Frauen-Nationalmannschaft viel erlebt und bewegt hatte. Sein Fazit: "Die Entwicklung geht definitiv in die richtige Richtung."
England holt den Titel, die DFB-Frauen scheiden im EM-Halbfinale aus. Doch eine Szene aus dem Viertelfinale überragt: Ann-Katrin Bergers unglaubliche Parade im Rückwärtsgang.
18.12.2025 | 2:00 minDeutschlands Fußballerinnen hatten in der Nations League bis über den Herbst mit spielerischen Fortschritten begeistert, nachdem die EM im Sommer vor allem durch das herzzerreißende Drama im Viertelfinale gegen Frankreich geprägt war. Letztlich zerplatzten beide Male die Titelträume an der spielerischen Klasse der Spanierinnen.
Auf einigen Positionen fehlt noch Qualität
Wück sprach denn auch von "vielen Lernmomente". Letztlich reifte gegen "die beste Mannschaft der Welt" auch beim 52-Jährigen die Einsicht, dass Deutschland neuerdings als Dritter der neuen FIFA-Weltrangliste der Weltspitze zwar näher gekommen ist, aber noch nicht auf allen Positionen wie mit Klara Bühl auf Linksaußen über eine Weltklassespielerin verfügt.
Es war ein Kraftakt der DFB-Frauen im Halbfinale gegen Spanien, nur ohne Happyend. Nach 120 Minuten unterliegen sie dem Titelfavoriten durch ein Tor von Aitana Bonmati in der 113. Minute.
24.07.2025 | 2:06 minDoch es gibt neue Gesichter, die Zuversicht schüren. Franziska Kett und Carlotta Wamser werden auch intern als die größten Entdeckungen bezeichnet, die mit ihren Anlagen bis zur EM 2029 im eigenen Land tragende Rolle einnehmen können. Spielerinnen, die vor einem Jahr beim FC Bayern bzw. Eintracht Frankfurt um jede Einsatzminute kämpfen mussten.
Der Zusammenhalt passt
Der frühere Nachwuchsförderer Wück hat ein Gespür dafür entwickelt, sein Ensemble mit einem passenden Mix und unterschiedlichen Typen zu versehen. Der Zusammenhalt stimmt, dem Teamgedanken ordnen sich alle unter.
Als dem Bundestrainer die Körpersprache seiner besten Torjägerin Lea Schüller bei der EM nicht gefiel, brachte er die robustere Giovanna Hoffmann, die sich allerdings einen Kreuzbandriss zugezogen hat, weswegen auch Lena Oberdorf auf absehbare Zeit kein Thema fürs deutsche Mittelfeld wird.
Die DFB-Frauen haben in 2025 allein 15 Partien bestritten, ausnahmslos Pflichtspiele im Rahmen der Nations League und der EM in der Schweiz. Die Bilanz: acht Siege, vier Unentschieden und drei Niederlagen, wobei zwei gegen den Weltranglistenersten Spanien im EM-Halbfinale (0:1. n.V.) und Finalrückspiel der Nations League (0:3) resultieren. Höchster Sieg war das 6:0 in Österreich kurz vor EM-Start, höchste Niederlage das 1:4 im dritten EM-Gruppenspiel gegen Schweden.
Bei 35:16 Toren in dem Jahr war Lea Schüller mit sieben Treffern die beste Schützin, gefolgt von Selina Cerci (vier) sowie Sjoeke Nüsken, Giovanna Hoffmann, Klara Bühl und Laura Freigang (je drei). Dauerbrennerinnen waren Janina Minge und Elisa Senß, die in allen Partien in der Anfangsformation standen.
Gesucht wird eine treffsichere Torjägerin
Dort hat Wück umformiert: Die neue Anordnung mit Elisa Senß als Sechserin, Sjoeke Nüsken als Achterin und Jule Brand als Zehnern bringt die individuellen Stärken am besten zur Geltung. Bei der EM funktionierte die ursprünglich angedachte Position der Spielmacherin nicht, aber Linda Dallmann und Laura Freigang sind für die Zukunft nicht abgeschrieben.
Wichtigste Aufgabe wird für Wück im neuen Jahr sein, die Effizienz im Abschluss zu verbessern. Ob Mittelstürmerin Nicole Anyomi die Ideallösung ist? Oder findet Schüller wieder in die Spur? Die bei der TSG Hoffenheim so treffsichere Selina Cerci sieht Wück eher am Flügel: "Sie ist nicht die Spielerin, die Bälle festmacht und verteilt." Viel Zeit für Experimente besteht nicht, obwohl 2026 erstmals seit der Corona-Pandemie kein Turnier ansteht.
ZDF-Expertin Kathrin Lehmann blickt im Gespräch mit Marvin Kirsch auf das Abschneiden der DFB-Frauen in der Nations League. Lehmann sieht bei der Wück-Elf eine positive Tendenz.
03.12.2025 | 3:28 minTorhüterin Ann-Katrin Berger macht weiter
Die WM-Qualifikation geht am 3. März mit dem Heimspiel gegen Slowenien in Dresden los. Die weiteren Kontrahenten in der Vierergruppe sind für Wück anspruchsvoller: "Wir haben mit Norwegen einen Gegner, der uns alles abverlangen wird. Auch Österreich wird uns vor komplett andere Probleme stellen, als wir etwa gegen Frankreich hatten.
Im Tor der DFB-Frauen ist eine Entscheidung gefallen: Die 35 Jahre alte Ann-Katrin Berger wird weiter zwischen den Pfosten stehen.
18.12.2025 | 0:31 min"Immerhin ist die Kardinalfrage beantwortet, wer bis zur WM 2027 in Brasilien das Tor hütet. Ann-Katrin Berger brauchte Bedenkzeit, um die Ereignisse insbesondere mit ihren ikonischen Rettungstaten in der Schweiz zu verarbeiten. "Vielen ist gar nicht bewusst, welche Höhen und Tiefen solch ein Turnier in einem Menschen auslöst. Daher wollte ich diese Entscheidung mit Vernunft treffen", sagte die 35-Jährige.
Ich freue mich wirklich, was mit dieser tollen Mannschaft vor uns liegt: Wir haben noch große Ziele.
Torhüterin Ann-Katrin Berger
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