Freiburgs holpriger Saisonstart: "Stehen vor knallharter Saison"

Hartenbach über Saisonstart:Freiburg "vor knallharter Saison"

von Christoph Ruf
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Nach dem 3:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart ist die Erleichterung in Freiburg groß. Für den Geschmack von Klemens Hartenbach fiel die Kritik am Saisonstart aber zu vehement aus.

Spieler des SC Freiburg jubeln

Freiburger Spieler jubeln beim Spiel gegen den VfB Stuttgart.


Zwei Tage nach dem 3:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart war Freiburgs Sportdirektor Klemens Hartenbach die Erleichterung immer noch anzumerken. Der misslungene Saisonstart mit Niederlagen gegen den FC Augsburg (1:3) und den 1. FC Köln (1:4), dem schwächsten Auswärtsauftritt seit Jahren, hatte auch bei ihm Spuren hinterlassen.

Hartenbach rutscht das Herz in die Hose

Als im prestigeträchtigen Duell mit dem VfB Stuttgart Ermedin Demirovic auch noch die zwischenzeitliche Führung für die Schwaben erzielt hatte, hatte der Freiburger Sportdirektor ein paar unerfreuliche Gedanken.

Klemens Hartenbach

Seit Jahren für den Sportclub tätig: Freiburgs Sportdirektor Klemens Hartenbach

Quelle: Imago

"Ich muss zugeben, dass vor meinen Augen schon Bilder abliefen: Nach drei Spieltagen immer noch keine Punkte, dann ein schweres Auswärtsspiel in Bremen …" Hoffentlich, so habe er in diesem Moment gedacht, "holen wir wenigstens noch einen Punkt."

Freiburgs Igor Matanovic jubelt nach seinem Tor gegen den VfB Stuttgart.

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Joker retten das Spiel - und die Stimmung im Breisgau

Es sind dann bekanntlich doch noch drei geworden, weil zwei Einwechselspieler, Derry Scherhant und Igor Matanovic, in elf Minuten drei Treffer erzielten. Statt 0:1 für Stuttgart stand es plötzlich 3:1 für Freiburg. Dementsprechend erleichtert war auch Routinier Matthias Ginter:

Es ist unfassbar viel Druck draufgewesen. Vor allem die Einwechselspieler haben uns das Spiel gedreht.

Matthias Ginter

Hartenbach: SC kann nicht dauerhaft mit Spitzenteams mithalten

Bei aller Freude über den wichtigen Sieg gab es allerdings auch einen Wermutstropfen: Johan Manzambi, seit Monaten einer der Besten im Team, wurde in der Nachspielzeit vom Platz gestellt.

Klemens Hartenbach, seit 2013 Sportdirektor beim SCF, treibt derweil dieser Tage eine viel grundsätzlichere Sorge um als die Sperre für den talentierten Schweizer. Seit 1998 arbeitet er für den Verein, für den er zuvor als Torwart spielte. Und ähnlich wie der langjährige Trainer Christian Streich, sein einstiger WG-Genosse, warnt er regelmäßig davor, dass die Erwartungshaltungen im Umfeld ins Bodenlose schießen.

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Dass nach zwei Niederlagen zu Saisonbeginn von einer "Krise" die Rede war, stimmt ihn da bereits sehr nachdenklich: "Vorsicht, wir stehen vor einer knallharten Saison", warnte er. War der Verkauf von Merlin Röhl wirklich alternativlos?

Wir sind alle verwöhnt von den letzten Jahren, aber zu glauben, wir könnten jetzt dauerhaft in die Phalanx der ersten sechs, sieben reinstoßen, wäre völlig falsch.

Klemens Hartenbach

Der SC ist ein Ausbildungsverein - und will es bleiben

Verwunderlich fand Hartenbach auch die Kritik am Verkauf von Merlin Röhl. Der fußballerisch versierte Mittelfeldspieler war kurz vor Ende der Transferfrist zum FC Everton gewechselt - für die kolportierte Ablöse von etwa 25 Millionen Euro.

Als der 23-Jährige zwei Jahre zuvor vom damaligen Zweitliga-Absteiger FC Ingolstadt geholt wurde, kostete er nicht einmal drei Millionen - derer 22 kann sich der SC also als Gewinn gutschreiben lassen. Und auch, wenn Hartenbach noch gerne ein paar Jahre mit Röhl weitergearbeitet hätte - 25 Millionen Euro sind eine Summe, bei der Freiburg als klassischer Ausbildungsverein nicht "Nein" sagen kann.

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Als Stammspieler war Röhl nicht gesetzt

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Röhl, einer der fußballerisch besten Spieler im Kader, sich unter Trainer Julian Schuster nie als Stammspieler fühlen konnte. Dass er unbedingt wegwollte, dürfte also nicht nur finanzielle Gründe gehabt haben. So oder so: Die derzeit kursierenden Summen stimmen Hartenbach nachdenklich.

"Das erinnert ein wenig an Aktienhandel, nur mit Menschen. Man setzt auf Optionen, kauft Spieler für Unsummen, die man vielleicht gar nicht als potenzielle Stammspieler sieht. Zehn, 20, 30 Millionen, das ist alles völlig beliebig geworden." Umso froher wäre er, wenn wenigstens die SC-Fans nicht der "Schneller-höher-weiter"-Mentalität verfielen.

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