Neuer Trainer bei den Rheinhessen:So will Urs Fischer die Mainzer retten
von Peter H. Eisenhuth
Der neue Trainer der 05er hat am Montag die Arbeit beim Tabellenletzten aufgenommen. Illusionen über seine Aufgabe macht er sich nicht.
Sportdirektor Christian Heidel und Trainer Urs Fischer wollen den Bundesliga-Abstieg vermeiden.
Quelle: dpaMit seinem Vorgänger hat er nicht viel gemein. Weder die Frisur noch die Impulsivität. "Ein Vulkan bin ich nicht", sagte Urs Fischer am Montag bei seiner ersten Pressekonferenz als Trainer des FSV Mainz 05. Genau das war ein Grund, warum der Verein sich für ihn entschieden hat.
Bundesligist FSV Mainz 05 hat den Schweizer Urs Fischer als neuen Trainer unter Vertrag genommen. Der 59-Jährige trainierte zuvor Union Berlin und folgt auf Bo Henriksen.
07.12.2025 | 0:18 minManager Christian Heidel hat bewusst einen ganz anderen Trainertypen verpflichtet als Bo Henriksen, von dem der Klub sich vorige Woche getrennt hat. Jeder Versuch, den eruptiven Dänen durch eine Version 2.0 zu ersetzen, wäre fehlgeschlagen. Was das Original nicht mehr hinbekommt, gelingt auch der Kopie nicht.
Fischer nimmt Kritik nicht persönlich
Jetzt also Fischer, der in Interviews so bedächtig rüberkommt, wie man sich einen Schweizer vorstellt, seit der Kabarettist Emil Steinberger auf deutschen Bühnen unterwegs ist. Dem Fußball, den Fischer bis vor zwei Jahren bei Union Berlin spielen ließ, haftete der Ruf des Zweckmäßigen an: nicht schön, aber erfolgreich.
Das war's für Bo Henriksen bei Mainz 05. Nach einem katastrophalen Saisonstart muss der Trainer gehen. Im Vorjahr hatte Henriksen die Mainzer in die Conference League geführt.
03.12.2025 | 1:05 minKritik an seinem Spielstil, der Union immerhin von der Zweiten Liga bis in die Champions League führte, habe er nie als persönlichen Angriff empfunden, sagt er.
Wenn mir jemand "attraktive Spielweise" definiert, werde ich mich hinsetzen und es mit ihm diskutieren. Kann ein langer Ball nicht attraktiv sein?
Urs Fischer, neuer Mainz-Trainer
Ergebnis vor Erlebnis
In Mainz ist gerade nicht die Zeit, sich mit ästhetischen Fragen zu befassen. Seit dem Wochenende ist der Rückstand des Bundesligaschlusslichts auf den Relegationsplatz des 1. FC Heidenheim auf fünf Punkte angewachsen, einer mehr ist es bis zum sicheren 15. Rang, den der VfL Wolfsburg innehat. In dieser Situation geht es nicht um Erlebnisse, sondern um Ergebnisse.
Mainz 05 verliert das erste Spiel nach dem Aus von Trainer Bo Henriksen. Dabei helfen die 05er tatkräftig mit. Denn ein Billard-Eigentor bringt den Sieg für Mönchengladbach.
08.12.2025 | 8:49 minIm Sommer 2023 als "Trainer des Jahres" ausgezeichnet, endete Fischers Zeit in Berlin nur wenige Monate später. Seither war er vereinslos, habe vor allem viel Zeit mit der Familie verbracht, aber schon seit einiger Zeit wieder Lust verspürt, ins Trainergeschäft zurückzukehren.
Fischer: Dankbar für das Vertrauen
"Es ist nicht selbstverständlich, in der Bundesliga als Trainer zu arbeiten", sagt er. Deshalb sei er dankbar für das Vertrauen, das die Mainzer Verantwortlichen ihm entgegenbrächten. "Sie konnten mich davon überzeugen, dass ich die passende Personalie in dieser nicht einfachen Situation bin."
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04.12.2025 | 16:18 minSelbstverständlich handele es sich um eine schwierige Aufgabe - "andernfalls hätte man den Trainer nicht wechseln müssen, und wenn man während einer Spielzeit einsteigt, kann man es sich nicht aussuchen".
"Ich kann auch eklig sein"
Die Prinzipien, mit denen er die in den vergangenen Wochen zumeist wie ein Trümmerhaufen wirkenden 05er erfolgreich durch den Abstiegskampf führen will, sind die Basics, mit denen er in Berlin erfolgreich war: "eklig und unermüdlich sein, kompakt, organisiert, und ein langer Ball ist auch immer ein Thema. Die einfachen Dinge auf den Platz zu bekommen, das ist der Ansatz."
Sich selbst beschreibt der 59-Jährige als bodenständig und authentisch - "man hat auch immer gesagt 'pragmatisch', das lasse ich gerne zu". Vom gemütlichen Eindruck, den er vermittelt, sollten vor allem seine Spieler sich nicht täuschen lassen. Wenn er etwas einfordere, sei er konsequent: "Dann kann ich auch eklig sein."
Von Posen bis Pauli
Im Winter werden die Mainzer die eine oder andere dringend notwendige Nachverpflichtung tätigen. Bis dahin muss Fischer versuchen, das vorhandene und verunsicherte Personal in die Spur zu bekommen. Die Aufgaben haben es in sich: Am Donnerstag steht das Conference-League-Spiel in Posen an, sonntags geht es zum FC Bayern.
Es folgen die Partien gegen Samsunspor und den Tabellennachbarn FC St. Pauli. Wenn es ganz dumm läuft, ist der Trainereffekt vor Weihnachten fürs Erste verpufft. Dass Fischer die Aufgabe dennoch jetzt angeht und nicht erst mit einem verstärkten Kader im Januar, spricht für ihn.
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