Ex-Merkel-Berater Heusgen fordert deutsche Palästina-Anerkennung

Ex-Chef von Sicherheitskonferenz:Heusgen fordert deutsche Palästina-Anerkennung

|

Christoph Heusgen fordert die Bundesregierung zur Anerkennung eines palästinensischen Staates auf. Dies würde "weltweit als besonders starke Geste" wahrgenommen werden.

Pressekonferenz zur Münchner Sicherheitskonferenz

Heusgen, fordert die Bundesregierung angesichts des Leids im Gazastreifen zur Anerkennung eines palästinensischen Staates auf.

Quelle: dpa

Der frühere Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hat die Bundesregierung zur Anerkennung eines Palästinenserstaates aufgerufen und gewarnt, Israel könne sich zu einem "Apartheidstaat" entwickeln.

"Israels Sicherheit ist deutsche Staatsräson, aber zur israelischen Sicherheit gehört auch, dass sich das Land nicht durch den exzessiven Einsatz militärischer Gewalt und den Bruch des Völkerrechts weltweit Feinde macht und isoliert", betonte Heusgen in einem Gastbeitrag für das Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag).

proteste in Gaza-Stadt.Die Menschen halten palästinensische Flaggen in die Luft. Im Hintergrund stehen verwahrloste Gebäude.

Laut dem israelischen Armeesprecher habe die „nächste Phase des Krieges“ begonnen. Erste Vororte der Stadt wurden bereits eingenommen. Die UNO warnt vor dramatischen Folgen.

21.08.2025 | 1:42 min

Heusgen: Symbolische Zeichen setzen als Instrument der Diplomatie

Deutschland solle in dieser Situation einen palästinensischen Staat anerkennen, "denn ein Instrument der Diplomatie - wenn es auf dem Verhandlungsweg gar nicht weiter geht - ist es, symbolische Zeichen zu setzen", erklärte Heusgen.

Zwar werde eine solche Anerkennung "die Situation kurzfristig nicht verändern, aber ein starkes Signal der Solidarität mit dem palästinensischen Volk senden". Es würde weltweit als besonders starke Geste wahrgenommen, "weil Deutschland zu Recht als treuer Freund Israels gilt", fügte Heusgen hinzu.

Der ehemalige deutsche UN-Botschafter und ehemaliger Sicherheitsberater von Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte in dem Beitrag das Ausmaß der israelischen Bombardierungen im Gazastreifen und des Siedlungsbaus im Westjordanland.

Es steht zu befürchten, dass die Voraussage des ehemaligen US-Außenministers John Kerry in Erfüllung geht, nämlich dass sich Israel zum Apartheidstaat entwickelt.

Christoph Heusgen, ehemaliger Berater von Angela Merkel

Sturm der Empörung gegen Israel

Israel steht wegen seines militärischen Vorgehens im Gazastreifen seit Monaten massiv in der Kritik. Die Ankündigung der Regierung, den Militäreinsatz zu verstärken sowie die Genehmigung eines Siedlungsplanes für das Westjordanland haben in dieser Woche einen neuen Sturm der Empörung ausgelöst.

Mehrere Staaten, darunter Frankreich, Großbritannien und Kanada, hatten in den vergangenen Wochen angekündigt, im September einen Palästinenserstaat offiziell anzuerkennen. Von Israel und den USA wird der Vorstoß scharf kritisiert. US-Außenminister Marco Rubio sprach zuletzt von einer "rücksichtslosen Entscheidung, die nur der Hamas-Propaganda dient", Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu von einer "Belohnung für Terror". Netanjahu lehnt eine Zweistaatenlösung ab - ebenso wie die islamistische Hamas im Gazastreifen.

This handout picture released by the Palestinian press office (PPO) shows President Mahmud Abbas (R) meeting with German Foreign Minister Johann Wadephul in Ramallah in the Israel-occupied West Bank on August 1, 2025.

Außenminister Wadephul hat die deutsche Position zur Zweistaatenlösung verteidigt. Eine vorzeitige Anerkennung eines Palästinenser-Staates lehnte er erneut ab.

01.08.2025 | 1:47 min

Bundesregierung: Anerkennung steht "am Ende des Prozesses"

Die Bundesregierung erklärte im Juli, dieser Schritt käme für sie "kurzfristig" nicht in Frage. Außenminister Johann Wadephul (CDU) betonte kürzlich, Deutschland setze weiter auf "eine verhandelte Zweistaatenlösung". Die Anerkennung eines palästinensischen Staates stehe damit "eher am Ende des Prozesses". Einer Erklärung der Außenminister von 21 Staaten, die am Donnerstag die Rücknahme der Siedlungspläne für das Westjordanland forderten, schloss sich Deutschland nicht an.

Eine Reihe von EU-Ländern, vor allem in Ost- und Südosteuropa, haben schon vor Jahren einen Staat Palästina anerkannt.

Nahost-Konflikt
:Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

Israel geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor. Die humanitäre Lage dort spitzt sich zu. Netanjahu will den Einsatz nun ausweiten. Mehr im Blog.
Hilftgüter werden über Gaza von der jordanischen Luftwaffe am Sonntag den 27.07.2025. abgeworfen.
Liveblog
Quelle: AFP, dpa

Aktuelle Nachrichten zum Nahost-Konflikt