Ex-US-General über Iran: Putin in Nahost "hilflos oder unwillig"
Interview
Ex-US-General über Nahost:Putin "hilflos oder unwillig", Iran zu helfen
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Nach dem Angriff der USA auf Atomanlagen in Iran blieb konkrete Hilfe Russlands für Teheran aus. Ex-US-General Ben Hodges glaubt: Putin ist "hilflos oder unwillig", zu helfen.
Bei einem Besuch des iranischen Außenministers Abbas Araghtschi vor wenigen Tagen bezeichnete Russlands Präsident Wladimir Putin die Angriffe auf Iran als "unprovozierte Aggression".
Quelle: ddp
Der pensionierte US-General Ben Hodges hält es für möglich, dass Iran vor den Angriffen der USA Material in Sicherheit gebracht hat. Im Gespräch mit ZDFheute sagt Hodges, der am Donnerstagabend in der Sendung "maybrit illner" zum Thema "Krieg oder Frieden - Sicherheit nur mit den USA?" zu Gast ist, nach den deutlichen Vorwarnungen von US-Präsident Donald Trump wäre es "töricht von den Iranern gewesen, nicht zumindest zu versuchen, Materialien zu verlegen". Zudem äußert er sich über die Rolle, die Russlands Präsident Wladimir Putin derzeit in Nahost spielt.
Ein US-Geheimdienstbericht stellt den Erfolg der Angriffe auf iranische Atomanlagen infrage. Das Atomprogramm sei nur verzögert, nicht vollständig gestoppt worden.25.06.2025 | 1:40 min
ZDFheute: Was wissen Sie über das Ausmaß der Zerstörung der iranischen Atomanlagen?
Ben Hodges: Ich denke, wir sind noch viele Tage davon entfernt, die vollständige BDA ("Battle Damage Assessment", also Gefechts-Schadensbewertung, Anm. d. Red.) der Operation "Midnight Hammer" vom vergangenen Wochenende zu kennen. Es wäre zu diesem Zeitpunkt verfrüht, darüber zu spekulieren.
Quelle: Imago
... war von 2014 bis 2017 Oberbefehlshaber der US-Armee in Europa und in Wiesbaden stationiert. Heute arbeitet er für die Menschenrechtsorganisation "Human Rights First".
ZDFheute: Es gibt Gerüchte, dass vor den Angriffen der USA Ausrüstung oder Ähnliches von Iran beseitigt wurde - wissen Sie mehr darüber?
Hodges: Berichte aus offenen Quellen deuten darauf hin, dass die Iraner möglicherweise einige Materialien vor dem Angriff verlagert haben. Ich halte das für plausibel. Präsident Trump sprach so offen über die Möglichkeit eines Angriffs - er sagte den Leuten sogar, sie sollten Teheran verlassen -, dass es töricht von den Iranern gewesen wäre, nicht zumindest zu versuchen, Materialien zu verlegen.
Die Sendung "maybrit illner" mit dem Thema "Krieg oder Frieden - Sicherheit nur mit den USA?" sehen Sie diesen Donnerstag, 26. Juni 2025, um 22:15 Uhr im ZDF live im TV und auf der ZDF-Streamingplattform, auch auf Abruf.
Es diskutieren: Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU), der Vorsitzende der Linkspartei, Jan van Aken, Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur des Heeres der Bundeswehr, Ben Hodges, ehemaliger Oberkommandeur der US-Armee in Europa, und Florence Gaub, Forschungsdirektorin der Nato-Militärakademie in Rom.
ZDFheute: Welche Rolle spielt Wladimir Putin bei den aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten?
Hodges: Derzeit scheint er hilflos oder unwillig zu sein, Hilfe zu leisten.
Tatsächlich war er (Putin) weder eine Hilfe für Armenien im Krieg gegen Aserbaidschan, noch half er Assad in Syrien, bevor dieser gestürzt wurde, und jetzt hilft er auch Iran nicht.
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Ben Hodges, Ex-US-General
Vielleicht sind die Russen im derzeitigen Krieg in der Ukraine so überfordert, dass sie nicht viel tun können. Oder es liegt daran, dass sie eine besondere Beziehung zu Israel haben und nicht bereit waren, israelische Operationen zu kontern.
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ZDFheute: Wer könnte zwischen Iran und Israel vermitteln?
Hodges: Erstens: Papst Leo. Da es sich hierbei um einen Konflikt zwischen zwei der drei großen monotheistischen adamischen Religionen handelt (also solchen, die Adam als den ersten Menschen betrachten, Anm. d. Red.), sollte die dritte adamische Religion - der Heilige Stuhl - diesen Streit vermitteln, der seit 1.400 Jahren schwelt.
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Zweitens: Oman vermittelte das JCPOA (Joint Comprehensive Plan of Action, auch bekannt als das Iran-Atomabkommen oder Wiener Atomabkommen, Anm. d. Red.). Das Team, das sie damals hatten, könnte möglicherweise immer noch in der Lage sein, die Parteien für ernsthafte Gespräche an einen Tisch zu bringen.
Das Interview führte Sabine Gärtner aus der ZDF-Redaktion "maybrit illner".
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