Krieg in Gaza: Breite Kritik an Israel im UN-Sicherheitsrat

Ausweitung des Militäreinsatzes:Breite Kritik an Israel im UN-Sicherheitsrat

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Im UN-Sicherheitsrat gibt es heftige Kritik am Vorgehen Israels in Gaza. Netanjahu hält indes weiter an den Plänen fest. Sie seien "der beste Weg, um den Krieg schnell zu beenden".

Gebäude, die während der israelischen Boden- und Luftoperationen zerstört wurden, stehen im nördlichen Gazastreifen, vom Süden Israels aus gesehen.
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Bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage im Gazastreifen hat es heftige Kritik am Vorgehen Israels gegeben. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hält trotz der massiven Kritik an den Plänen zur Ausweitung des Militäreinsatzes im Gazastreifen fest.
Das Vorhaben sei "der beste Weg, um den Krieg zu beenden, und der beste Weg, ihn schnell zu beenden", sagte Netanjahu am Sonntag in Jerusalem vor Journalisten.

Scharfe Kritik im UN-Sicherheitsrat

Bei der Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats verurteilten mehrere europäische Staaten die jüngsten militärischen Pläne der Regierung in Jerusalem und forderten ein Umdenken.
Der beigeordnete UN-Generalsekretär Miroslav Jenca sagte, die Pläne würden "wahrscheinlich zu einer weiteren Katastrophe in Gaza führen, mit Auswirkungen auf die ganze Region und weiteren erzwungenen Vertreibungen, Tötungen und mehr Zerstörung". Kritik kam auch von Großbritannien und Frankreich, während die Vertreter Israels und der USA dagegenhielten.
Der britische Vize-UN-Botschafter James Kariuki warnte, Israels Pläne würden "das Leiden der palästinensischen Zivilisten in Gaza nur vergrößern".

Dies ist kein Weg hin zu einer Lösung. Es ist ein Weg zu noch mehr Blutvergießen.

James Kariuki, Vize-UN-Botschafter Großbritanniens

Der französische Diplomat Jay Dharmadhikari sagte, wegen der israelischen Pläne müsse "Alarm" geschlagen werden. Frankreich verurteile das Vorhaben Israels "auf das Schärfste".

Leid in Gaza "schlimmer als fürchterlich"

Während der Sitzung beschrieben Teilnehmer in oft dramatischen Worten die Lage in dem Küstengebiet. Das Leid dort sei "schlimmer als fürchterlich" und habe sich "in viele Seelen eingefressen", hieß es unter anderem.
Der Leiter des Amtes für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), Ramesh Rajasingham, sagte:

Gaza liegt in Ruinen und nahezu jeder wurde in den vergangenen zwei Jahren zu Unrecht aus seinem Zuhause vertrieben.

Ramesh Rajasingham, Leiter des Amtes für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten

Benjamin Netanjahu bei einer PK in Jerusalem
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Vertreter Israels und der USA halten dagegen

Israels stellvertretender UN-Botschafter Jonathan Miller sagte dagegen, nicht auf Israel, das mit dem Hamas-Großangriff vom 7. Oktober 2023 "den schlimmsten Angriff auf das jüdische Volk seit dem Holocaust erlitten" habe, müsse Druck ausgeübt werden, sondern auf die Hamas. "Das ist keine Eroberung – Israel hat keine Pläne oder Wünsche, Gaza dauerhaft zu besetzen. Das ist eine Befreiung von einem brutalen Terrorregime", sagte Miller.
Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Dorothy Shea, warf den Ländern, die die Sitzung des Sicherheitsrates befürwortet hatten, vor, "den Krieg durch die Verbreitung von Lügen über Israel aktiv zu verlängern".
"Israel hat das Recht zu entscheiden, was für seine Sicherheit notwendig ist und welche Maßnahmen angemessen sind, um die Bedrohung durch Hamas zu beenden", sagte die US-Diplomatin.
Proteste in Tel-Aviv gegen die Regierung und für die Freilassung der übrigen Hamas-Geiseln.
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Ausweitung des Einsatzes in der Nacht zum Freitag beschlossen

Das israelische Sicherheitskabinett hatte in der Nacht zum Freitag eine Ausweitung des Militäreinsatzes gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen beschlossen. Netanjahu stellte die Pläne am Sonntag genauer vor.
Derzeit würden "70 bis 75 Prozent" des Gazastreifens von der israelischen Armee kontrolliert, sagte der Regierungschef. Der Hamas seien zwei wichtige Stellungen geblieben, die Stadt Gaza und die in Al-Mawasi im Zentrum des Gazastreifens liegenden Vertriebenenlager. "Das israelische Sicherheitskabinett hat die Armee angewiesen, diese zwei verbleibenden Hamas-Hochburgen [...] zu zerschlagen", sagte Netanjahu.
Zum "exakten Zeitplan" für den Einsatz wolle er sich nicht äußern, sagte der Ministerpräsident weiter.

Aber wir reden über einen ziemlich kurzen Zeitraum, weil wir den Krieg beenden wollen.

Benjamin Netanjahu, Israels Ministerpräsident

Israel werde zudem "sichere Korridore" für die "Lieferung und Verteilung von Hilfsgütern" in das Palästinensergebiet ermöglichen, kündigte Netanjahu an.
Zudem werde Israel den palästinensischen Zivilistinnen und Zivilisten ermöglichen, die Kampfgebiete vor dem Beginn der Einsätze über "sichere Korridore" zu verlassen.
Zugleich kündigte er an, es sollten mehr ausländische Journalisten das israelische Militär im Gazastreifen begleiten dürfen.

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Quelle: AFP, dpa

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