Netanjahu: Israel will Gaza-Stadt einnehmen und "Hamas besiegen"
Begrenzt Zugang für Journalisten:Gaza-Stadt: Netanjahu hält an Einnahme fest
|
Israels Ministerpräsident Netanjahu will weiterhin Gaza-Stadt einnehmen. Man werde die Hamas besiegen. Zudem gewährt er Journalisten Zugang - unter Aufsicht.
In Tel Aviv haben Zehntausende gegen die Pläne der israelischen Regierung protestiert, den Krieg in Gaza auszuweiten. Die Polizei nahm mehrere Menschen fest.10.08.2025 | 0:20 min
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hält an der Absicht fest, die Stadt Gaza komplett einzunehmen. Die zuvor vom Sicherheitskabinett gebilligten Pläne seien "der beste Weg, um den Krieg (im Gazastreifen) zu beenden, und der beste Weg, ihn schnell zu beenden", sagte Netanjahu vor Journalisten.
Das Vorhaben stößt international und auch innerhalb Israels auf scharfe Kritik.
In der Union gab es Kritik am Kurswechsel in der Israel-Politik von Kanzler Merz. Heute fand eine Sondersitzung der Unions-Außenpolitiker dazu statt. Wulf Schmiese berichtet.10.08.2025 | 1:15 min
Geisel-Angehörige haben Angst
Angehörige der bei der blutigen Attacke der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln sowie Staats- und Regierungschefs verschiedener Länder warnten vor weiterem Blutvergießen und einer noch größeren Gefahr für die verbliebenen Geiseln.
Selbst Teile des Militärs stehen den Plänen zur Ausweitung des Gaza-Einsatzes kritisch gegenüber. Warum eigentlich? ZDF-Korrespondentin Alica Jung berichtet aus Tel Aviv.08.08.2025 | 0:53 min
Israel wies unterdessen die Armee an, mehr ausländischen Journalisten einen Zugang zum Gazastreifen zu ermöglichen. Sie müssten dort israelische Bemühungen sehen, humanitäre Hilfsleistungen für die Bevölkerung in Gaza in den Küstenstreifen zu lassen, erklärte Regierungschef Netanjahu. Er sagte zudem:
Es gibt ein Problem damit, die Sicherheit zu gewährleisten, aber ich denke, es kann auf vorsichtige und verantwortungsvolle Weise getan werden.
„
Benjamin Netanjahu
Seit Beginn des Gaza-Kriegs konnten ausländische Journalisten nur "eingebettet" (engl. embedded) mit der Armee den Gazastreifen besuchen. Dabei bekamen sie immer nur bestimmte Ausschnitte zu sehen.
Ob Netanjahus Anweisung eine echte Veränderung dieser Praxis bedeutet, war zunächst unklar. Der Auslandspresseverband (FPA) in Israel und den Palästinensischen Gebieten teilte mit, man habe sich an die Armee und das Büro des Ministerpräsidenten gewandt und um mehr Details gebeten. Dann werde man die Mitglieder informieren.
Nach der starken Unions-Kritik am Kurswechsel in der Israel-Politik von Kanzler Merz versuchen Außenpolitiker von CDU und CSU die Wogen zu glätten. Wulf Schmiese berichtet.10.08.2025 | 1:01 min
Netanjahu verteidigt Einnahme-Pläne
Wie Benjamin Netanjahu weiter ausführte, würde das Militär vor der Einnahme von Gaza-Stadt "sichere Korridore" für die Zivilbevölkerung schaffen, damit diese die Stadt verlassen könne, bevor die Operation starten würde. Den Zivilisten würden sichere Zonen im Gazastreifen zugewiesen, in denen sie "mit Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Hilfe" versorgt würden.
Israel wolle den Gazastreifen "nicht besetzen, sondern von den Terroristen der Hamas befreien", fügte er hinzu. Die Hamas ihrerseits erklärte, sie werde ihre Waffen nicht abgeben, bevor nicht ein unabhängiger palästinensischer Staat gegründet worden sei.
Bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage im Gazastreifen gab es am Abend heftige Kritik am Vorgehen Israels. "Wir verurteilen die Entscheidung der israelischen Regierung, den Militäreinsatz in Gaza auszuweiten", teilten die fünf europäischen Teilnehmerstaaten (Großbritannien, Dänemark, Frankreich, Griechenland und Slowenien) nach der Sitzung in einer gemeinsamen Erklärung mit.
Die USA stellten sich hingegen an die Seite Israels. Das Treffen werde zu Unrecht dafür genutzt, Israel einen Genozid vorzuwerfen, sagte die US-amerikanische UN-Botschafterin Dorothy Shea. "Diese Anschuldigungen sind politisch motiviert und kategorisch falsch", erklärte sie. Es handele sich um eine "Propaganda-Aktion" der Hamas, sagte Shea weiter.
Israel will ganz Gaza, auch Gaza-Stadt, erobern. Alle Einwohner sollen innerhalb von zwei Monaten vertrieben werden. Doch wohin? Es gibt scharfe Kritik an Israels Kriegsplänen.09.08.2025 | 2:15 min
Israel kontrolliert derzeit nach eigenen Angaben rund 75 Prozent des Küstengebiets, in dem etwa zwei Millionen Palästinenser leben. Anfang der Woche hatten israelische Medien noch über eine komplette Einnahme des Gazastreifens spekuliert. Der aktuelle Plan geht vorerst jedoch nicht so weit, Netanjahu unterstrich nach der Kabinettsitzung in Onlinediensten:
Wir werden Gaza nicht besetzen - wir werden Gaza von der Hamas befreien.
„
Benjamin Netanjahu
Im Morgengrauen des 7. Oktober dringen hunderte Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Hamas und verbündeter islamistischer Gruppen vom Gazastreifen aus in den Süden Israels ein und verüben Gräueltaten überwiegend an Zivilisten, darunter an vielen Frauen und Kindern. Nach israelischen Angaben werden 1.210 Menschen getötet. Mehr als 251 Menschen werden als Geiseln genommen. Heute - im Sommer 2025 - sind noch etwa 50 Geiseln in der Hand der Hamas. 27 von ihnen sollen tot sein.
Die blutige Attacke ist der Auslöser für den Gaza-Krieg. Seither kämpft Israels Militär gegen die Hamas. Der Krieg hat dort verheerende Zerstörungen verursacht, nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sollen bisher etwa 60.034 Menschen getötet worden sein, mehr als 18.500 davon Kinder. Mehr als 800 israelische Soldaten kamen bei den Kämpfen ums Leben.
Die Angaben zu Toten und Verletzten beider Seiten lassensich nicht unabhängig überprüfen. (Quelle: dpa/AFP - Stand: Juli 2025)
Zwischen rechten Forderungen und Ängsten der Geisel-Familien
Benjamin Netanjahus rechtsextreme Koalitionspartner, auf deren Stimmen der Likud-Politiker zum Zusammenhalt seiner rechtsreligiösen Koalition angewiesen ist, wollen den Krieg im Gazastreifen weiterführen, weil sie dessen erneute Besetzung durch Israel anstreben. Die verzweifelten Geisel-Familien dringen hingegen auf ein Waffenruhe-Abkommen mit der Hamas, damit ihre Angehörigen endlich nach Hause kommen.
Israel geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor. Die humanitäre Lage dort spitzt sich zu. Netanjahu will den Einsatz nun ausweiten. Mehr im Blog.