Weiter Streit in der Union über Merz' Stopp von Waffenlieferungen

Union-Streit über Israel-Politik:"Von Emotionen getriebene Symbolpolitik"

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In der Union gibt es weiterhin Streit über Merz' Entscheidung in der Israel-Politik. Stephan Mayer (CSU) spricht von Symbolpolitik, Steffen Bilger (CDU) wirbt für Akzeptanz.

Waffenstop
Nach Israels Ankündigung, den kompletten Gaza-Streifen militärisch einzunehmen, hat Kanzler Merz bestimmte Waffenlieferungen an Israel gestoppt. Die Entscheidung sorgt für Spannungen innerhalb der Unions-Fraktion.11.08.2025 | 2:06 min
Die Entscheidung von Bundeskanzler Friedrich Merz, den Export bestimmter Rüstungsgüter nach Israel auszusetzen, sorgt weiterhin für Diskussionen und Unmut in der Union.
Nach Ansicht des Parlamentarischen Geschäftsführers der Unionsfraktion im Bundestag, Steffen Bilger, müsse die Fraktion Merz' Entscheidung akzeptieren.
"Wir sind ja in einer Koalition, wo aus der SPD heraus schon länger die Forderung kommt, dass man Israel gegenüber noch mal deutlicher macht, was man an der Kriegsführung in Gaza nicht richtig findet", sagte der CDU-Politiker den Sendern RTL/ntv.
Friedrich Merz sei der Kanzler der Bundesregierung insgesamt zwischen CDU, CSU und SPD.

Deswegen müssen wir diese Entscheidung akzeptieren.

Steffen Bilger, CDU

Er wisse, dass Merz und CSU-Chef Markus Söder miteinander gesprochen hätten. "Und ansonsten arbeiten wir immer sehr gut zusammen. Ich finde auch sehr harmonisch", sagte er.
ZDF-Korrespondent Wulf Schmiese in Görlitz
Nach der starken Unions-Kritik am Kurswechsel in der Israel-Politik von Kanzler Merz versuchen Außenpolitiker von CDU und CSU, die Wogen zu glätten. Wulf Schmiese berichtet.10.08.2025 | 1:01 min

Mayer: "Von Emotionen getriebene Symbolpolitik"

Der CSU-Außenpolitiker Stephan Mayer hält hingegen die Einschränkungen deutscher Waffenlieferungen trotz der Erklärung von Merz vom Sonntag für falsch. Im Bayerischen Rundfunk sagte er:

Um es auch hier auf den Punkt zu bringen: Das ist eine sehr stark von Emotionen getriebene Symbolpolitik.

Stephan Mayer, CSU

Auch Mayer kritisierte, dass die Fachpolitiker der CSU vor der Verkündung nicht mit eingebunden gewesen seien.
ZDF-Korrespondent Mathis Feldhoff in Berlin
Nach der Aussetzung der Waffenlieferungen an Israel gibt es in der Union starke Kritik am Kurswechsel von Bundeskanzler Merz. ZDF-Korrespondent Mathis Feldhoff berichtet.09.08.2025 | 1:08 min

Merz verteidigt Entscheidung zu Israel-Politik

Merz hatte die Entscheidung am Sonntag im ARD-Interview verteidigt, aber auch die anhaltende Solidarität mit Israel betont. Der Kanzler sagte auch, er habe die Entscheidung zwar nicht alleine gefällt, müsse diese aber alleine verantworten.
Er könne die Entscheidung aber "auch nicht zur demokratischen Abstimmung stellen", sagte er mit Blick auf den Unmut in der CSU.

Sondersitzung der Union zu Israel-Entscheidung

Außenpolitiker der Unions-Bundestagsfraktion kamen am Sonntag zu einer Sondersitzung der Arbeitsgruppe Außenpolitik zusammen. An der Videoschalte nahm auch der außenpolitische Berater von Merz, Günter Sautter, teil.
Der CSU-Politiker Mayer, der auch Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags ist, bezeichnete die Sitzung als "sehr konstruktiv und sinnvoll". Er sagte zugleich:

Sinn und Zweck der Sitzung gestern war es auch nicht, die Entscheidung zu revidieren. Das steht auch gar nicht in unserer Macht.

Stephan Mayer, CSU

Mehrere Vertreter der Mitgliedsstaaten diskutieren im Plenum über das israelische Vorgehen
In einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats gab es starke Kritik zum israelischen Vorgehen in Gaza. Der israelische Premier Netanjahu will an seinen Plänen festhalten.11.08.2025 | 1:08 min
Obwohl er Verständnis für die emotionalen Erwägungen des Bundeskanzlers habe, teile er die Konsequenzen weiterhin nicht, betonte Mayer: "Ich glaube, dass es in der Sache durchaus gute Gründe gegen diese Entscheidung gibt."
Er verweist auf Deutschlands Abhängigkeit von Waffenimporten aus Israel, "gerade was diese wichtigen Bereiche Cyber-, Drohnenabwehr, Abwehrschirme, geheimdienstliche Zusammenarbeit anbelangt."
Dann sei "der Weg über partielle Waffenembargos gegenüber Israel oder Verbote von Waffen an Israel nicht unbedingt der zielführende Weg".
Quelle: dpa, AFP

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