WM-Quali: Norwegen mit neuem Selbstbewusstsein gegen Italien

Schaulaufen in WM-Qualifikation:Norwegen mit neuem Selbstbewusstsein gegen Italien

von Claudio Palmieri

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Nicht Italien, sondern Norwegen wird das Ticket zur WM 2026 als Sieger der Gruppe I lösen. Wie stark ist die goldene Generation der Skandinavier um Star-Stürmer Erling Haaland?

Erling Haaland während der Trainingseinheit am Tag vor dem Spiel zwischen Italien und Norwegen.

Starstürmer Erling Haaland lässt Norwegen träumen.

Quelle: dpa

Nach dem 4:1 gegen Estland am Donnerstag ließ Norwegens Nationaltrainer Ståle Solbakken seinen Gefühlen freien Lauf. "Ich bin ein wirklich erleichterter Mann", sagte der frühere Coach des 1. FC Köln. Zur Pause hatte es 0:0 in Oslo gestanden.

Ein Patzer hätte Italien vor dem Spitzenmatch in Mailand am Sonntag (20:45 Uhr) ins Rennen um Platz eins in Gruppe I zurückgeholt. Nach dem siebten Sieg im siebten Spiel hatte Solbakken indes keine Lust mehr, das für ihn typische Pokerface aufzusetzen. 0:9 oder höher müssten die Skandinavier verlieren, um die WM-Qualifikation zu vergeigen.

Neues Selbstverständnis

Wie wahrscheinlich das ist, verriet der ironische Unterton der Fragen, die auf den Pressekonferenzen beider Teams am Samstag dazu aufkamen. Während Italiens Coach Gennaro Gattuso zu Realismus mahnte, fasste sich Solbakken kurz: "Das wird nicht passieren."

Gastgeber (3): USA, Kanada, Mexiko

Afrika (9): Ägypten, Algerien, Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste), Ghana, Marokko, Tunesien, Senegal, Südafrika, Kap Verde

Asien (8): Australien, Iran, Japan, Jordanien, Katar, Saudi-Arabien, Südkorea, Usbekistan

Europa (4): Portugal, Kroatien, England, Frankreich, Norwegen

Ozeanien (1): Neuseeland

Südamerika (6): Argentinien, Brasilien, Ecuador, Kolumbien, Paraguay, Uruguay

Stand 16.11. 2025


Norwegens Bruch mit einem jahrzehntelangen Selbstverständnis des Scheiterns dürfte damit offiziell sein. Seit der EM 2000 haben die Nordeuropäer nicht mehr an einem großen Turnier teilgenommen. 1998 war Norwegen zum letzten Mal bei einer WM. Die Zeit danach war von teils kuriosen Misserfolgen geprägt. 2015 trieb Ungarns Keeper Gábor Király die Norweger in den EM-Playoffs zur Verzweiflung. 2023 gab Solbakkens Team in den Schlussminuten eine 1:0-Führung gegen Schottland ab.

Lange Reihe von Fehlschlägen

"Wir haben oft gedacht, dass jetzt der Moment ist, und dann ist es doch wieder schiefgegangen", fasst der norwegische TV2-Kommentator Endre Lübeck zusammen: "Die Nationalmannschaft war eine Quelle der Frustration."

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Vor allem die verpasste EM 2024 trägt Solbakken noch mit sich. Schon damals war die hohe Qualitätsdichte in seinem Team kein Geheimnis. Die Stürmer Erling Haaland (25 Jahre, Manchester City) und Alexander Sørloth (29, Atlético Madrid) sind wie Regisseur Martin Ødegaard (26, Arsenal) absolute Protagonisten in Spitzenklubs.

Rangnick von Norwegen begeistert

In der Qualifikation machten Offensivtalente wie Antonio Nusa (20 Jahre, Leipzig), Oscar Bobb (22, Man City) und Thelo Aasgaard (23, Rangers FC), aber auch Abwehrarbeiter wie Torbjørn Heggem (26, Bologna) und Kristoffer Ajer (27, Brentford) von sich reden.

Lange war der Begriff "Goldene Generation" nicht mehr so zutreffend. "Ich wäre überrascht, wenn sie nicht zur WM fahren", befand Österreichs Teamchef Ralf Rangnick im Oktober 2024:

Für mich ist das eines der aufregendsten Teams in Europa.

Ralf Rangnick

Verbesserte Abwehr und viel Offensivpower

Beim 1:5 in Linz hatte Norwegen noch viele Defensivlücken offenbart. Davon ist wenig übrig. Nach einem 5:0 in Moldau und einem 4:2 gegen Israel folgte beim dominanten 3:0 im Hinspiel gegen Italien Anfang Juni eine Sternstunde, die ein neues Selbstbild verankert hat. "Niemand im Stadion konnte seinen Augen trauen", erinnert sich Lübeck.

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Im anschließenden Fernduell mit den Azzurri, die seitdem sechs von sechs Spielen gewannen, blieb Norwegen mit massig Offensivpower Herr der Lage. 33 erzielte Treffer sind der Quali-Bestwert. Da bei Punktgleichheit die Tordifferenz greift, war seit dem 11:1 gegen Moldau im September klar: Nur ein Ausrutscher gegen Israel (5:0) oder Estland (4:1) hätte das WM-Ticket in Gefahr bringen können.

Wie weit geht's bei der WM?

Weil die WM die erste große Bühne für Haaland, Ødegaard und Co. sein wird, weiß derweil niemand, wie stark die Norweger wirklich sind. Haaland selbst blockte am Samstag Vergleiche mit Top-Nationen ab: "Es gibt vieles, was wir verbessern müssen", meinte der Ex-BVB-Goalgetter:

Wir sollten uns nicht mit England oder Spanien vergleichen. Das wäre albern.

Erling Haaland

TV-Experte Lübeck traut Norwegen das WM-Viertelfinale zu. Die Euphorie im Land ist sowieso nicht mehr zu bremsen. Über 5.000 Fans wollen ihr Team in San Siro anfeuern. Was danach passieren wird? "Wir haben keine Pläne", sagte Solbakken - und hatte wieder sein Pokerface auf.

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Quelle: Reuters

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