Hungersnot in Teilen Gazas:Netanjahu: "Hungerkampagne" hält uns nicht ab
Israels Regierungschef hält auch nach der offiziell erklärten Hungersnot in Teilen Gazas an seinen Plänen fest. Der Bericht sei eine "inszenierte Hungerkampagne" der Hamas.
Die Vereinten Nationen haben für das Gebiet in und um Gaza-Stadt offiziell eine Hungersnot ausgerufen.
22.08.2025 | 2:46 minIsraels Regierungschef Benjamin Netanjahu hält auch nach der Erklärung einer Hungersnot im Raum der Stadt Gaza durch internationale Experten an seinen Kriegszielen unbeirrt fest.
Die von der islamistischen Terrororganisation Hamas "inszenierte Hungerkampagne wird uns nicht davon abhalten, unsere Geiseln zu befreien und die Hamas zu beseitigen", sagte er in Reaktion auf einen aufsehenerregenden Bericht der weltweit als Autorität für Ernährungssicherheit anerkannten IPC-Initiative.
Netanjahu hatte zuvor Pläne für die Einnahme der Stadt Gaza im Norden des abgeriegelten Gazastreifens gebilligt. Israels Militär bereitet sich darauf vor, die Schätzungen zufolge rund eine Million Bewohner in Zeltlager im Süden umzuquartieren.
Hungersnot: Wie die Initiative IPC die Situation in Gaza einschätzt
Die IPC-Experten (IPC steht für Initiative Integrated Food Security Phase Classification) beurteilten für ihre Einschätzung die Situation im Gazastreifen bis zum 15. August. Laut der Initiative ist das Leben von 132.000 Kindern unter fünf Jahren wegen Unterernährung bedroht. 41.000 davon würden als besonders bedrohliche Fälle betrachtet, doppelt so viele wie bei der vorherigen Einschätzung im Mai. Es geht um den Bezirk Gaza, in dem auch Gaza Stadt liegt.
Während die israelische Armee Gaza-Stadt weiter angreift, droht Israels Verteidigungsminister die Stadt zu zerstören. Israel fordert von der Hamas eine Freilassung der Geiseln.
22.08.2025 | 1:40 minDie Experten gehen davon aus, dass sich die humanitäre Lage weiter verschlechtert und auch die Gegenden um die Städte Deir el-Balah und Chan Junis in dem Palästinensergebiet bis Ende September offiziell als Gebiete mit Hungersnot eingestuft werden.
Netanjahu: Bericht ist "glatte Lüge"
Netanjahu bezeichnete den Bericht als eine "glatte Lüge". Nach israelischer Darstellung basiert die Einschätzung der IPC-Initiative auf falschen Angaben der Hamas. "Der Bericht ignoriert bewusst Daten, die den Autoren in einem Treffen vor seiner Veröffentlichung vorgelegt wurden und übersieht die in den letzten Wochen unternommenen Bemühungen zur Stabilisierung der humanitären Lage im Gazastreifen völlig", erklärte die zuständige israelische Behörde Cogat. Um welche Daten es sich dabei handelt, blieb jedoch offen.
In Gaza sei "kein Ort mehr sicher". "Selbst von ehemaligen Militärs" wachse die "Kritik an diesem Vorhaben", die Gaza-Bewohner umzusiedeln, so ZDF-Korrespondent Thomas Reichart.
22.08.2025 | 3:03 minUN-Generalsekretär António Guterres sprach im Zusammenhang mit der Hungersnot von Vorsatz. Was nun passiere, sei der "vorsätzliche Zusammenbruch der Systeme, die für das menschliche Überleben notwendig sind". Als Besatzungsmacht habe Israel eindeutige Verpflichtungen. Israel weist solche Aussagen und Vorwürfe stets zurück.
Israel wegen Lage in Gaza international unter Druck
Israel steht unter erheblichem internationalen Druck, das Leid der Palästinenser im Gazastreifen zu lindern. Berichte über unterernährte Kinder lösten weltweit Empörung aus und trugen dazu bei, dass Länder wie Frankreich, Kanada und Australien Pläne zur Anerkennung eines palästinensischen Staates ankündigten. Deutschland stoppte einen Teil der Waffenexporte an Israel, nachdem Israel erklärt hatte, es werde den Gaza-Krieg noch ausweiten.