ZDF-Doku "Spiel ihres Lebens":Als die DFB-Frauen ihr "Herz auf dem Platz" ließen
von Frank Hellmann
Deutschland und Frankreich spielen in der Nations League gerade um den Finaleinzug. Passend dazu erinnert die ZDF-Doku "Spiel ihres Lebens" eindrucksvoll ans EM-Viertelfinaldrama.
Das EM-Viertelfinale 2025 zwischen Frankreich und Deutschland: ein Drama in 138 Minuten. In Unterzahl kämpft sich das DFB-Team bis ins entscheidende Elfmeterschießen
24.10.2025 | 31:11 minEs sind Momente für die Ewigkeit, die am 19. Juli dieses Jahres entstanden. Das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Frankreich (6:5 i. E.) bot so viel Drama, so viele Emotion, so viel Spektakel, dass daraus ein Erweckungserlebnis wurde. Mit der Neuauflage im Nations-League-Halbfinale (Rückspiel am Dienstag, Anstoß 21.10 Uhr im ZDF) werden dieser Tage viele Erinnerungen wieder lebendig.
Die ZDF-Dokumentation "Spiel ihres Lebens" taucht in die Geschehnisse ein, als die DFB-Frauen über Grenzen gegangen sind. "Wenn wir uns in zehn Jahren treffen, werden wir über dieses Spiel reden", glaubt die damals eingewechselte Verteidigerin Sophia Kleinherne.
Trotz langer Unterzahl und eines verschossenen Elfmeters: Deutschland schlägt Frankreich in einem epischen Spiel im Elfmeterschießen. Im Halbfinale wartet Spanien.
20.07.2025 | 10:06 min"Meine Mannschaft und ich gegen den Rest der Welt", beschreibt Torhüterin Ann-Katrin Berger das Happy-End vom Elfmeterpunkt.
Dieses Spiel war das Unfassbarste, das ich je erlebt habe.
DFB-Kapitänin Giulia Gwinn, die wegen ihrer Knieverletzung nur zuschauen konnte.
Klatsche gegen Schweden in der Gruppenphase hilft
Aus dem Ausfall von Anführerin Gwinn erwuchs der Zusammenhalt, der das deutsche Team erst im Halbfinale gegen Spanien (0:1 n.V.) scheitern ließ. Als weiterer Antrieb diente - und so leitet auch der Film ein - dass sich das DFB-Team eine 1:4-Klatsche im letzten Gruppenspiel gegen Schweden eingefangen hatte. "Vielleicht war das genau die Schelle, die nötig war, um richtig aufzuwachen", erklärt Giulia Gwinn.
Nach Basel reisten die deutschen Frauen gegen die hoch gehandelten Französinnen jedenfalls als Außenseiter. Und der Favorit führte schnell, nachdem Kathrin Hendrich eine Rote Karte gesehen und einen Elfmeter verschuldet hatte. Dass sie ihre Hand in die Haare ihrer Gegenspielerin Griedge Mbock führte, hatte die erfahrene Verteidigerin auf dem Feld gar nicht richtig mitbekommen.
Hasskommentare gegen Kathrin Hendrich
"Ich bin in die Kabine und habe es mir angeschaut: Das war für mich ein Schock, wie es aussah. In dem Moment konnte ich die Entscheidung verstehen", erzählt Hendrich, die auch die Hasskommentare in den Sozialen Netzwerken öffentlich machte.
Der Tag danach war ganz schlimm. Ich wurde als Rassistin dargestellt. Ich sollte mich vergraben.
Kathrin Hendrich über die Hasskommentare im Netz nach ihrer Roten Karte
Die deutschen Spielerinnen erzeugten nach der Hinausstellung eine "Jetzt-erst-recht-Mentalität" (Janina Minge). "Wir lassen unser Herz auf dem Platz - und machen es auch für Kathy", erklärt Sjoeke Nüsken, die damals den Ausgleich köpfte, in der zweiten Halbzeit aber auch einen Elfmeter vergab. Trotzdem kämpften sich die DFB-Frauen in Unterzahl ins Elfmeterschießen.
An Dramatik kaum zu überbieten: Das Frauen-EM-Finale in der Schweiz ging ins Elfmeterschießen. Dort setzte sich Titelverteidiger England gegen Spanien durch.
27.07.2025 | 14:03 min"Kein einziger Kopf ist nicht mal einen Millimeter nach unten", erläutert Berger einen weiteren Schlüsselmoment für den epischen Verlauf. Das Auf und Ab zog bei der ZDF-Übertragung weit mehr als zehn Millionen Menschen in seinen Bann.
Giulia Gwinn beeindruckt das Bild nach der finalen Parade
"In der zweiten Halbzeit hatte ich das Gefühl, dass sie keinen Bock mehr haben, weil sie körperlich gegen uns keine Chance hatten", verrät Minge. Berger ("Mental sind wir viel, viel stärker") erzeugte dabei in der Verlängerung nach 103 Minuten mit einer wahnwitzigen Flugeinlage ein Monument des gesamten Turniers, als sie ein Kopfball-Eigentor von Minge ("Ich bin Anne ein Leben lang dankbar") gerade noch so verhindern konnte.
Dass die Torfrau danach die entscheidenden Elfmeter parierte, passierte mit Ansage, wie Bundestrainer Christian Wück sagt: "Ich war hundertprozentig überzeugt, dass wir das schaffen."
Elfmeter gehalten, Elfmeter verwandelt, doch Ann-Katrin Berger sieht die Mannschaft als Matchwinner. Auf ihren Spickzettel fürs Elfmeterschießen habe sie "kein einziges Mal draufgeschaut".
20.07.2025 | 2:19 minGwinn verweist in der Doku auf ein Bild aus der Perspektive von hinter dem Tor nach Bergers entscheidenden Parade im Elfmeterschießen: "Wenn man sich das Bild anschaut, sieht man unsere Mannschaft, wie sie ganz eng, schon fast ineinander steht - und daneben die Französinnen, wie jede für sich einzeln steht. Das beschreibt für mich alles, wie dieses Spiel gelaufen ist." Sie hatten das Spiel ihres Lebens gemacht.
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