Nahost: Hamas stimmt Vorschlag für 60-tägige Waffenruhe zu

Bewegung bei Gaza-Verhandlungen:Hamas wohl offen für 60-tägige Waffenruhe

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Die Hamas hat offenbar einem Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen zugestimmt. Nach Ansicht von Israels Ministerpräsident Netanjahu steht die Terrorgruppe unter Druck.

Trümmer und zerstörte Gebäude im Stadtteil al-Tuffah in Gaza-Stadt am 14. August 2025
Durch die israelischen Pläne für eine Besetzung der Stadt Gaza und anderer Gebiete könnte sich die humanitäre Lage im Gazastreifen weiter verschärfen.
Quelle: AFP

Bei neuen Gesprächen für eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln der radikal-islamistischen Terrororganisation Hamas zeichnet sich Bewegung ab. Die Hamas habe einem Vorschlag der Vermittler Ägypten und Katar grundsätzlich zugestimmt, erklärte ein Funktionär der Terrororganisation.
Ein israelischer Regierungsvertreter bestätigte, dass eine entsprechende Mitteilung der Hamas eingegangen sei.

Was der Waffenruhe-Vorschlag beinhaltet

Der Vorschlag der Vermittler sieht laut ZDF-Korrespondent Thomas Reichart in Tel Aviv Folgendes vor: Im Gazastreifen solle es eine 60-tägige Waffenruhe geben, während der ein Austausch von zehn israelischen Geiseln gegen 200 palästinensische Gefangene - darunter 140, die zu lebenslanger Haft verurteilt wurden - stattfinde.
Thomas Reichart | ZDF-Korrespondent in Tel Aviv
"Hier in Israel deutet mehr darauf hin, dass Israel seinen Plan einer Einnahme Gazas bis zum Jahrestag des 7. Oktobers vollführen will", so ZDF-Korrespondent Thomas Reichart zur Situation in Gaza.19.08.2025 | 2:43 min
Israels Armee solle sich aus dem Norden und Osten von Gaza in eine Sicherheitszone 100 Meter von der Grenze entfernt zurückziehen. Die UN und das Rote Kreuz sollen außerdem wieder Hilfslieferungen in den Gazastreifen bringen dürfen.

Von Seiten der Hamas ist das ein entscheidender Schritt, denn genau diesen Bedingungen hat die Hamas vor einem Monat noch nicht zugestimmt und die Verhandlungen sind damals gescheitert.

Thomas Reichart, ZDF-Korrespondent in Tel Aviv

Netanjahu: Hamas steht unter Druck

Eine Stellungnahme der Regierung in Jerusalem in der Sache lag zunächst nicht vor. Der ägyptische Außenminister Badr Abdelatti sagte der AP, die Unterhändler wollten nun auch den US-Gesandten Steve Witkoff zu den Gesprächen einladen.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte in einer Videobotschaft, er habe die Medienberichte über eine "positive Antwort" der Hamas vernommen. Man könne von ihnen nur einen Eindruck gewinnen: Die Hamas stehe unter enormem Druck.
Eine Großdemonstration in Tel Aviv mit vielen Menschen ist zu sehen.
In Israel fanden Proteste für ein Ende des Gaza-Krieges und die Freilassung der Geiseln statt. Viele Straßen wurden blockiert und es wurde zu einem landesweiten Streik aufgerufen.18.08.2025 | 0:18 min

ZDF-Korrespondent: Rechte drohen mit Regierungsende

"Bemerkenswert ist, dass Netanjahu das Angebot nicht rundweg abgelehnt hat", sagte ZDF-Korrespondent Reichart. "Aber Netanjahu hat eben auch erst am Samstag erklärt, dass Israel eigentlich nicht mehr eine stufenweise Lösung will, wie es der Plan von Ägypten und Katar vorsieht, sondern den großen Deal."
Dazu zählten eine Freilassung aller israelischen Geiseln, die Demilitarisierung Gazas, Sicherheitskontrolle durch Israel "und vor allem eine Regierung, der weder die Hamas noch die Palästinensische Autonomiebehörde angehören", so Reichart.
DemonstrantInnen mit Plakaten, in der Mitte sitzt eine Frau auf den Schultern eines Mannes.
Gaza hungert, in Israel bangen Angehörige. Netanjahus Pläne spalten Familien – und das Land.13.08.2025 | 6:51 min
"Die rechtsextremen Kreise in Netanjahus Regierung haben auch schon erklärt, Verhandlungen über diesen Vorschlag Katars und Ägyptens würden zu einem Platzen der Regierung führen."

Hier in Israel deutet mehr darauf hin, dass Israel einen Plan einer Einnahme Gazas bis zum Jahrestag am 7. Oktober vollführen will.

Thomas Reichart, ZDF-Korrespondent in Tel Aviv

Israels Sicherheitskabinett hatte vor gut einer Woche eine Ausweitung des Gaza-Kriegs beschlossen. Der Plan sieht die Einnahme der Stadt Gaza und zentraler Flüchtlingslager zur Zerschlagung der Hamas vor. Eines der Ziele Israels dabei dürfte es sein, die Hamas noch weiter unter Druck zu setzen.

Aktualisierte Fassung von Witkoff-Vorschlag

Ägypten und Katar vermitteln mit Unterstützung der USA in dem Konflikt. Der Waffenruheentwurf basiert laut Medienberichten auf einem Vorschlag des US-Gesandten Witkoff.
Gaza-Stadt
Israel setzt seine verstärkten Angriffe im Gazastreifen fort. Nach palästinensischen Angaben wurden dabei mindestens 89 Menschen getötet.14.08.2025 | 0:22 min
Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas waren Ende Juli erneut ins Stocken geraten. Nach israelischer und amerikanischer Darstellung hatte die Hamas die Verhandlungen mit überzogenen Forderungen zum Entgleisen gebracht.
Die Delegationen der USA und Israels wurden daraufhin zu Konsultationen in ihre jeweiligen Hauptstädte zurückberufen. Seitdem gab es keine Fortschritte.

Nahost-Konflikt
:Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

Israel geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor. Die humanitäre Lage dort spitzt sich zu. Netanjahu will den Einsatz nun ausweiten. Mehr im Blog.
Hilftgüter werden über Gaza von der jordanischen Luftwaffe am Sonntag den 27.07.2025. abgeworfen.
Liveblog
Quelle: dpa, AP, AFP, Reuters

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