Gaza-Krieg: Wie stehen die Chancen des Friedensplans? | Analyse

Interview

Chancen des Friedensplans für Gaza:Busse: Langer Atem des US-Präsidenten ist entscheidend

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Die Hamas hat dem Friedensplan von Donald Trump teilweise zugestimmt. Ein großer Schritt, doch es brauche nun weiterhin Druck des US-Präsidenten, erklärt Nahost-Experte Jan Busse.

SGS vom 04.10.2025 mit Jan Busse von der Universität der Bundeswehr in München zur Reaktion der Hamas auf den Friedensplan von US-Präsident Trump

Bei ZDFheute live analysiert Nahost-Experte Jan Busse die Chancen für einen dauerhaften Frieden in Nahost.

04.10.2025 | 14:14 min

Die Terrororganisation Hamas hat dem Gaza-Friedensplan von US-Präsident Donald Trump in Teilen zugestimmt, forderte aber auch weitere Verhandlungen. Trump begrüßte die Entscheidung der Hamas und forderte Israel seinerseits auf, die "Bombardierung von Gaza" sofort einzustellen.

Wie wahrscheinlich ist ein dauerhafter Frieden im Gazastreifen? Welche Hürden müssen auf dem Weg zu einem Deal noch genommen werden? Nahost-Experte Jan Busse von der Universität der Bundeswehr München hält die Entwicklungen - trotz vieler offener Fragen - für einen großen Schritt Richtung Frieden. Entscheidend sei jetzt erneut der US-Präsident.

Sehen Sie oben das komplette Interview oder lesen Sie es nachfolgend in Auszügen.

Eine Pappfigur von Trump mit Herz-Luftballon, daneben eine Demonstrantin mit "We Love Trump"-Schild.

Die Terrororganisation Hamas hat Teile des Friedensplans von US-Präsident Trump akzeptiert. Gleichzeitig forderte sie jedoch weitere Verhandlungen.

04.10.2025 | 1:49 min

Warum hat die Hamas in dieser Form reagiert?

Dass die Hamas nur teilweise auf den vorliegenden Plan eingegangen ist, überrascht den Experten nicht. Die Vorbehalte der Terrororganisation passten ins Bild, denn die Übereinkunft sei nur von Israel und dem US-Präsidenten vereinbart worden. Viele Aspekte müssten noch verhandelt werden.

Es ist aber bemerkenswert und wichtig, dass überhaupt eine grundsätzliche Zustimmung da ist.

Jan Busse, Universität der Bundeswehr München

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Stimmt die Hamas ihrer Entwaffnung zu?

Die Frage, ob und wann die Hamas ihrer eigenen Entwaffnung zustimmen wird, wie es der Plan vorsieht, sei von zentraler Bedeutung, erklärt Busse. Die US-Pläne könnten so gedeutet werden, dass eine Entwaffnung die Bedingung für den Rückzug israelischer Streitkräfte sei. Laut Busse, kommt das für die Hamas nicht infrage. Die Islamisten hätten formuliert, dass eine Entwaffnung nur das Ergebnis der "Beendung der Besatzung" sein könne. Offen, ob sich dies nur auf den Gazastreifen oder auch auf das Westjordanland oder Ost-Jerusalem bezieht.

Für die Hamas wäre das etwas, was ganz am Ende stehen würde.

Jan Busse, Nahost-Experte

Auch hier müssten die Einzelheiten weiter verhandelt werden, sagt Busse.

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Wird die Hamas bei der Geiselfreilassung auf Zeit spielen?

Jan Busse erklärt, dass es Hinweise gebe, dass innerhalb der Terrororganisation über den Umgang und Zeitplan der Freilassung der Geiseln intensiv diskutiert würde. In dem Moment, wo die Geiseln übergeben wären, hätte die Hamas kein "Faustpfand" mehr, was instrumentalisiert werden könnte.

Aus der Perspektive der Hamas besteht jetzt das Risiko, dass es womöglich nur einen 72-Stunden-Waffenstillstand gibt - nämlich genau die Zeit, bis alle Geiseln befreit sind.

Jan Busse, Universität der Bundeswehr München

Dann, so womöglich die Sorge der Hamas, könnte Israels Premierminister Benjamin Netanjahu den Krieg "unvermindert fortsetzen", erklärt der Experte. Deshalb hänge viel vom US-Präsidenten ab, ob sich dieser auch langfristig für eine Waffenruhe einsetzen würde.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu steht bei einem Presseauftritt vor vier israelischen Flaggen.

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Was ist die Rolle von Donald Trump?

Die Entwicklungen von Freitag hätten eindeutig gezeigt, dass der Druck von US-Präsident Trump auf beide Kriegsparteien wirke, analysiert Busse. Nachdem Trump am Freitagabend auf seinem Netzwerk ein Ende der Kämpfe gefordert habe, seien die Reaktionen nicht ausgeblieben.

Was wir jetzt brauchen, ist ein langer Atem des US-Präsidenten, der den Druck in den nächsten Wochen hochhalten muss, denn so lange wird es sicherlich dauern, bis die Details verabredet sind.

Jan Busse, Nahost-Experte

Entscheidend sei jetzt, wie dieser Schritt Richtung Frieden in Trumps Umfeld und in der Partei der Republikaner aufgenommen werde. Doch solange Trump bereit sei, "politisches Kapital in die Wagschale zu werfen", sei er "zuversichtlich", sagt Busse.

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Wie kann verhindert werden, dass die Hamas wieder angreift?

Der Nahost-Experte sieht die Terrororganisation heute in einer ganz anderen Situation, Ausstattung und Struktur als noch vor dem Angriff im Oktober 2023. Damals sei sie eine "relativ gut bewaffnete" und "gut organisierte Armee" gewesen. Heute sei die Hamas "zurückgestutzt" auf das Niveau einer Guerilla-Truppe, so Busse.

Sie kann Israel nur noch dann gefährlich werden, wenn Israel angreift.

Jan Busse, Universität der Bundeswehr München

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Wie steht die israelische Regierung zum US-Plan?

Er habe den Eindruck, dass Netanjahu Trump "grundsätzlich folgt", sagt Busse. Die israelischen Kampfhandlungen seien reduziert worden. Man müsse jetzt abwarten, ob die Kämpfe bald "vollständig" beendet werden. Von Seiten Israels heiße es aktuell, man würde offensive Kampfhandlungen einstellen.

Da würde ich dem Ganzen noch ein bisschen Zeit geben und wäre vorsichtig optimistisch.

Jan Busse, Nahost-Experte

Der Druck von Trump habe Netanjahu ein wenig in die Enge getrieben, jetzt den Plänen des US-Präsidenten auch weiter zu folgen. Die möglichen Hoffnungen einiger Mitte-rechts-Politiker Israels, die Hamas würde nicht reagieren und die Kämpfe könnten fortgeführt werden, wurden enttäuscht. Deshalb sei nun eine weitere Frage, inwiefern Netanjahu dem Druck seiner "rechtsextremen Koalitionspartner" standhalten könne.

Für Busse ist aber klar: an einem langfristigen Waffenstillstand sei man so nah dran wie nie zuvor.

Das Interview führte ZDFheute live-Moderatorin Victoria Reichelt. Zusammengefasst hat es ZDFheute-Redakteur Kai Remen.

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