Iran und Israel: Wie reagiert die Bevölkerung auf die Angriffe?

Krieg in Nahost:Das macht der Krieg mit Israelis und Iranern

Katja Belousova
von Katja Belousova
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Es herrschen Schock und Anspannung - aber auch unversöhnliche Töne fallen: So reagieren die Menschen in Israel und Iran auf die gegenseitigen Angriffe.

ZDF-Korrespondent Thomas Reichart.
Israel und Iran haben sich in der Nacht erneut gegenseitig angegriffen. Wie die Menschen vor Ort die Situation sehen, berichtet ZDF-Korrespondent Thomas Reichart.15.06.2025 | 1:05 min
Dutzende Tote und Verletzte vermelden Israel und Iran: Infolge der israelischen Angriffe am Freitag und der iranischen Gegenreaktion finden sich die Menschen in beiden Ländern inmitten einer tödlichen Eskalation.

"In Teheran wächst die Angst der Menschen mit jedem Tag"

"Seit gestern Abend sehe ich Bilder, die man sonst nicht sieht: Menschen schlafen mit ihren Familien und Kindern im Auto", erzählt Frau Hosseini dem ZDF am Samstag in Teheran. Seit Freitag ist die iranische Hauptstadt Ziel israelischer Angriffe.
Die Iranerin berichtet, dass die Angriffe die Menschen sehr belasten. Gleichzeitig kritisiert sie die politische Führungsriege: "Wo sind denn die Offiziellen?", fragt sie. Die seien in Sicherheit, während die Bevölkerung leide, so ihre Kritik.
Thomas Reichart und Phoebe Gaa berichten.
Israel und Iran beschießen sich weiter gegenseitig. Über Israels Reaktion auf den Gegenangriff und den Druck auf das iranische Regime, berichten Thomas Reichart und Phoebe Gaa.14.06.2025 | 2:17 min
"In Teheran wächst die Angst der Menschen mit jedem Tag", fasst ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa die Lage zusammen. Die Sorge werde dadurch verstärkt, dass es im Iran keine öffentlichen Schutzräume oder Warn-Apps gibt. "Gerüchte machen schnell die Runde, die Informationslage ist undurchsichtig. Immer wieder drosseln die Behörden das Internet", sagt Gaa.

Die Schlangen an den Tankstellen werden länger, Iranerinnen und Iraner decken sich mit Vorräten ein oder verlassen die Stadt.

Phoebe Gaa, ZDF-Korrespondentin

Versöhnliche Töne, aber auch Hass in Teheran

Frau Hosseini wünscht sich derweil vor allem eines: "Wir müssen Kompromisse eingehen. Das heißt nicht, dass wir unsere Rechte aufgeben sollen. Nein. Aber wir müssen miteinander auskommen."
So versöhnlich klingen andere nicht. "Tod Israel" skandieren konservative Hardliner während einer Versammlung anlässlich eines schiitischen Feiertages am Samstag in Teheran.
Dort trifft das ZDF einen Mann namens Omran - er spricht von der "satanischen Moral des zionistischen Regimes" und hat eine klare Forderung: "Wir sollten uns wehren und Widerstand leisten und es schließlich mit Gottes Hilfe vernichten." Vor allem Hardliner wie er sehen sich nun in ihrem Hass gegen Israel weiter bestärkt.
Menschen inspizieren ein zerstörtes Gebäude, das von einer aus dem Iran abgefeuerten Rakete getroffen wurde, in der Nähe von Tel Aviv, Israel.
In der Nacht haben sich Israel und Iran wieder gegenseitig mit schweren Angriffen überzogen. Mindestens sieben Menschen wurden getötet und mehr als 140 verletzt.15.06.2025 | 0:25 min

"Breite Unterstützung, gegen den Iran vorzugehen"

In Israel reagierte die Bevölkerung am Freitag noch "erstaunlich ruhig" auf die Situation, berichtet ZDF-Korrespondent Thomas Reichart aus Tel Aviv.

Es gibt innerhalb Israels eine breite Unterstützung, gegen den Iran vorzugehen.

Thomas Reichart, ZDF-Korrespondent

ZDF-Korrespondent Thomas Reichart.
Aus Sicht Israels war das Angriffszeitfenster günstig. Der Plan soll laut Militär mehrere Stufen und weitreichende Ziele haben, so ZDF-Korrespondent Thomas Reichart in Tel Aviv. 13.06.2025 | 8:59 min
Doch seit den iranischen Gegenangriffen am Samstag machen sich auch in der israelischen Bevölkerung zunehmend Sorgen breit. "In Israel sind sie Luftangriffe und nächtlichen Alarm eigentlich gewohnt. Aber das, was in den letzten zwei Nächten passiert ist, das haben sie auch in Israel so noch nicht gesehen", so Reichart.
"Wenn wir mit den Menschen hier sprechen, dann spüren wir hier den Schock", berichtete er zuvor am Samstag aus Rischon LeZion. Die Wohngegend südöstlich von Tel Aviv wurde von einer iranischen Rakete getroffen - zwei Menschen starben.

So etwas haben sie hier noch nicht erlebt.

Thomas Reichart, ZDF-Korrespondent

Menschen gehen am 14.06025 durch die Trümmer eines zerstörten Gebäudes in Rischon LeZion (Israel)
Der Iran wertet den israelischen Großangriff als Kriegserklärung. Nun attackieren sich beide Länder gegenseitig. Die Atomgespräche zwischen den USA und dem Iran wurden abgesagt.14.06.2025 | 2:30 min

Sorge, dass Israel nicht alle Raketen abschießen kann

Die Anspannung sei spürbar mit Blick auf mögliche weitere Angriffe. "Für viele ist es schon ein Schock, dass Israels Luftabwehr es eben nicht geschafft hat, alle angreifenden iranischen Raketen abzuwehren", sagt Reichart.
Das zeigte sich auch in der vergangenen Nacht: Teherans Raketen durchbrachen an verschiedenen Orten den Abwehrschirm und trafen erneut Wohngebiete. Das dürfte die Sorge der Bevölkerung in Israel weiter verstärken.

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