Gazastreifen - Ärztin: "Die Leute sterben an Hunger da draußen"
Interview
Ärztin berichtet aus Gaza:"Die Leute sterben an Hunger da draußen"
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Die Zeit zu reden, sei vorbei, sagt Joanne Perry von Ärzte ohne Grenzen über die Lage in Gaza. Es brauche einen sofortigen Waffenstillstand und schnelle Hilfslieferungen.
Früher kamen täglich mehr als 500 Hilfslaster nach Gaza. Was jetzt passiere, sei unzureichend, so Dr. Joanne Perry von Ärzte ohne Grenzen. Sie arbeitet in einem Krankenhaus in Nord-Gaza.28.07.2025 | 3:27 min
Vor dem Hintergrund der katastrophalen Lage im Gazastreifen kommt nun offenbar Bewegung in die Bemühungen, die palästinensische Bevölkerung mit Hilfslieferungen zu versorgen. Die Bundesregierung kündigte eine Luftbrücke an, Israel ließ erstmals seit Monaten wieder Hilfslieferungen im größeren Stil über die Grenze zu Gaza zu und warf ebenfalls Hilfsgüter über dem Küstenstreifen ab.
Insbesondere Kinder leiden unter dem Nahrungsmangel. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sei allein in Gaza-Stadt bereits jedes fünfte Kind akut unterernährt.
Seit Monaten harren die Menschen in Gaza aus, inmitten der Kämpfe von Hamas und israelischer Armee – sie sind bedroht durch den Krieg und leiden Hunger. Seit gestern treffen erste Hilfen ein. 28.07.2025 | 2:30 min
Ärztin zu Gaza: Sechs Babys starben wegen Stromausfall
Joanne Perry arbeitet für Ärzte ohne Grenzen in einem Krankenhaus im Norden Gazas, sie behandelt Frühgeborene auf einer Intensivstation. Es fehle an medizinischen Geräten, Windeln, und manchmal auch an Babynahrung, insbesondere an spezieller Babynahrung für Frühgeborene, berichtet sie bei ZDF spezial.
Das ist jetzt mein dritter Einsatz in Gaza im letzten Jahr und das ist jetzt noch viel katastrophaler als die letzten zwei Einsätze.
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Joanne Perry, Ärztin im Gazastreifen
Die eigenen Mitarbeiter hätten nicht genug zu essen, den ganzen Tag seien sie auf der Suche nach Nahrung für ihre Familien. Und die Patienten bekämen ebenfalls nicht genug zu essen, "und es ist schwierig, gesund zu werden, wenn man keine Nährstoffe bekommt".
Auf der Frühgeborenenstation sei zudem der ständige Stromausfall ein Problem. "Traurigerweise haben wir im letzten Monat sechs Babys verloren wegen des Mangels an Strom", berichtet sie.
Die geplante Luftbrücke der Bundesregierung solle zeigen, dass Deutschland helfen wolle die Not vor Ort in Gaza zu lindern, so ZDF-Korrespondent Wulf Schmiese.28.07.2025 | 2:40 min
Perry: "Müssen aufhören zu reden"
500 bis 600 Lkws müssten Gaza täglich erreichen, um die Bevölkerung ausreichend zu versorgen. Dazu brauche es in erster Linie einen Waffenstillstand.
Und ich habe ja jetzt schon einige Medieninterviews gegeben, aber wir müssen aufhören zu reden. Es muss was passieren, und zwar heute. Die Leute sterben an Hunger da draußen.
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Joanne Perry, Ärztin im Gazastreifen
Das Interview führte Shakuntala Banerjee, zusammengefasst hat es Marie Ahlers.
Israels Armee geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor - die Verhandlungen in Katar über eine Waffenruhe wurden abgebrochen. Die Entwicklungen im Blog.