Trumps Krisenmanager? So arbeiten Jared Kushner und Steve Witkoff

Analyse

Schlüsselfiguren beim Gaza-Abkommen:So arbeiten Trumps Nahost-Berater Kushner und Witkoff

von Beatrice Steineke, Washington, D.C.

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Sie sind Trumps enge Berater und haben maßgeblich das Gaza-Abkommen verhandelt: Jared Kushner und Steve Witkoff. Über ihren ungewöhnlichen Ansatz und private Geschäftsbeziehungen.

Steve Witkoff (R) and Jared Kushner (L) auf einem Flugplatz

Steve Witkoff und Jared Kushner sind erneut zu Verhandlungen im Gaza-Abkommen nach Tel Aviv gereist.

Quelle: AFP

Sie bezeichnen sich selbst als "deal guys". Ihr Verhandlungsstil ist ungewöhnlich und nicht uneigennützig. Seit Monaten verlassen sich viele auf den US-Sondergesandten für den Nahen Osten, Steve Witkoff, und auf Trumps Schwiegersohn, Jared Kushner, der kein offizielles Amt in der Regierung innehat.

Zwei, die maßgeblich das Gaza-Abkommen auf den Weg gebracht hatten, denen Israels Ministerpräsident Netanjahu persönlich dankte, die das uneingeschränkte Vertrauen des US-Präsidenten genießen, sind erneut nach Tel Aviv gereist.

Am zehnten Tag der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas - nach einem Wochenende, an dem beide Seiten sich gegenseitig vorwarfen, diese verletzt zu haben - bezeichnen Experten die Lage als "sehr angespannt". Ohne Vermittlung von außen - etwa durch die USA, Katar, Türkei und Ägypten - drohe das Abkommen zu scheitern.

Ein LKW mit Hilfslieferungen wartet am Grenzübergang Rafah auf der ägyptischen Seite.

Nach den jüngsten Kämpfen hält die Waffenruhe im Gazastreifen offenbar wieder. Auch Hilfslieferungen dürfen wieder über die Grenze - unklar ist die Lage jedoch am Übergang Rafah.

20.10.2025 | 0:23 min

Witkoff und Kushner: Langjährige Trump-Berater

Als der 20-Punkte-Friedensplan mit einer Waffenruhe und der Freilassung aller israelischen Geiseln von beiden Seiten akzeptiert wurde, wurden Steve Witkoff und Jared Kushner als Helden auf dem "Hostages Square" (Platz der Geiseln) in Tel Aviv gefeiert.

Witkoff ist ein enger Freund des US-Präsidenten, der auch an dessen Kryptogeschäften beteiligt ist. Er verhandelt für die USA nicht nur im Gaza-Krieg, sondern auch im Ukraine-Krieg.

Kushner ist Trumps Schwiegersohn und war in dessen erster Amtszeit unter anderem Berater in Nahost-Fragen. Damals wurde Kushner, der aus einer jüdisch-orthodoxen Familie in New Jersey stammt, noch belächelt, als er angab, er habe 25 Bücher zu diesem Thema gelesen und mit jeder wichtigen Person in der Region gesprochen.

Jahre später sind ihre Beziehungen zu führenden israelischen und arabischen Köpfen in der Region die Stütze, auf die sich Donald Trump uneingeschränkt verlässt.

Ich möchte besonders Steve Witkoff und Jared Kushner für ihren unermüdlichen Einsatz danken, Israel und die arabischen Staaten in der Region einander näher zu bringen.

US-Präsident Donald Trump, 29.09.2025

Busse über die Situation in Gaza

Im Gazastreifen ist die Lage immer noch höchst angespannt. Es brauche jetzt das Verhandlungsgeschick der USA und der anderen Vermittler, sagt Konfliktforscher Jan Busse.

19.10.2025 | 20:19 min

Kushner: Zunächst zählt ein "Ja", dann Details

In einem Interview mit der "New York Times" erklärte Jared Kushner, warum sie als ehemalige New Yorker Immobilienmakler anders verhandeln würden. Es gehe darum, zu erkennen, wer Spielchen spiele und wie viel Spielraum da sei, um Dinge voranzutreiben. Zunächst sei ein "Ja" wichtig, später zählten die Details.

Viele der Leute, die das tun, sind Geschichtsprofessoren, weil sie viel Erfahrung haben, oder Diplomaten. Das ist einfach etwas anderes als Geschäftsleute zu sein - einfach eine andere Sportart.

Jared Kushner, Berater und Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump

Die wichtigste Botschaft der USA an Israel sei, dass es einen Weg finden müsse, dem palästinensischen Volk eine sichere Zukunft zu bieten, so Kushner in einem weiteren Interview gemeinsam mit Witkoff beim US-Sender CBS.

Arbeiten Kushner und Witkoff an Zwei-Staaten-Lösung?

Was wiederum die Hamas in den Verhandlungen gewollt hätte, sei das Versprechen der USA gewesen, genügend Druck auf Israel auszuüben, das Gaza-Abkommen einzuhalten. Die Terrororganisation versuche zwar, sich neu zu formieren, doch wenn Israel und die internationale Gemeinschaft eine tragfähige Alternative schaffen würden, werde die Hamas scheitern.

Die CBS-Moderatorin fragte: Arbeiten Witkoff und Kushner an einer Zwei-Staaten-Lösung?

Wie man es letztendlich nennen wird, werden wir den Palästinensern selbst überlassen.

Jared Kushner, Berater und Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump

Hans-Jakob Schindler

Die Hamas untermauere nach dem Abkommen mit Israel ihren Machtanspruch, sagt Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler im ZDF-Morgenmagazin.

17.10.2025 | 4:44 min

US-Medien: Kushner und Witkoff im Interessenkonflikt

Doch beim Gaza-Abkommen geht es nicht nur um Druck und Einfluss, sondern auch um finanzielle Interessen - so scheint es. Immerhin hat Jared Kushner 2020 eine Investmentfirma gegründet, die zum größten Teil durch ausländische Investoren finanziert wird - etwa Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Auch die Familie von Steve Witkoff pflegt langjährige Geschäftsbeziehungen in die Region. Mehrere US-Medien berichteten daher über einen Interessenkonflikt, den beide zurückwiesen.

Weder Steve noch ich werden daran beteiligt sein, Verträge zu vergeben oder zu entscheiden, wer Geschäfte macht - in Gaza später.

Jared Kushner, Berater und Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump

nahost-konflikt-waffenruhe-gaza-100

Israel und die Terror-Organisation Hamas warfen sich gegenseitig vor, mit Angriffen die Waffenruhe gebrochen zu haben. ZDF-Korrespondent Thomas Reichart mit einer Einschätzung.

19.10.2025 | 1:25 min

Ohne ihre Beziehungen gäbe es kein Abkommen, hieß es. Witkoff betonte, das sei so wahrgenommen worden, weil sie Scheich Mohammed in Katar, Benjamin Netanjahu oder den türkischen Außenminister direkt anrufen könnten.

Wir glauben nicht, dass es ein Interessenkonflikt gab oder wir irgendwelche ethischen Grenzen überschritten haben.

Steve Witkoff, US-Sondergesandter für den Nahen Osten

Experte: Korruption kann Waffenruhe aufrechterhalten

Auf jeden Fall liege hier ein Interessenkonflikt vor, analysiert Politikwissenschafter Matt Duss in der US-Ausgabe des britischen "Guardian". Jedoch sei das Bizarre, dass die Trump Organization so stark im Nahen Osten vertreten sei, dass Korruption die Waffenruhe aufrechterhalten könnte.

Da alle Beteiligten so viel Geld verdienen können, besteht ein Interesse und ein Anreiz, den Krieg irgendwie zu beenden.

Matt Duss, Vize-Geschäftsführer Center for International Policy

Wadephul: "Ich bin optimistisch"

Es gebe einen "gemeinsamen Willen in der gesamten Region, dass dieser Frieden, dass dieser Waffenstillstand jetzt bewahrt wird", sagt Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU).

14.10.2025 | 7:55 min

Die Rolle von Jared Kushner habe sich im Vergleich zu Trumps erster Amtszeit verändert, sagt Gabriel Mitchell zu ZDFheute. Aus der Sicht des Nahost-Experten hat Kushner über seine Geschäfte und Investitionen weitaus tiefere persönliche Verbindungen zu der Region.

Das kann man zynisch sehen - oder alternativ als Beleg dafür, dass er selbst involviert ist und ein echtes Interesse daran hat, Ergebnisse zu erzielen, die zu einer Beendigung der Feindseligkeiten führen.

Gabriel Mitchell, Nahost-Experte und Gastwissenschaftler beim German Marshall Fund

Mitchell betont, die Bereitschaft Kushners und Witkoffs, mit neuen Partnern zusammenzuarbeiten, die zuvor als tabu galten, berge Risiken. Die Waffenruhe sei ein Grund zur Freude, doch für eine langfristige und dauerhafte Lösung des Konflikts seien die Details wichtig.

Für einen dauerhaften Frieden müssen die Verhandler Steve Witkoff und Jared Kushner nun das liefern, was sie versprochen hatten: erst eine Zustimmung zum Friedensplan, später die Details. Später wäre jetzt.

Beatrice Steineke ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington, D.C.