Gaza: Wie kann die Entwaffnung der Hamas gelingen?

Gaza-Friedensplan:Wie kann die Entwaffnung der Hamas gelingen?

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Viele Teile des Nahost-Friedensplans stehen derzeit in den Sternen. Das betrifft neben der Rückgabe aller toten Geiseln vor allem die Frage: Wie soll die Hamas entwaffnet werden?

Archiv:  Vermummte Kämpfer der Al-Kassam-Brigaden, des militärischen Flügels der islamistischen Terrororganisation Hamas, hantieren mit Waffen

Die Entwaffnung der Hamas ist ein zentraler Teil des Nahost-Friedensplans - nur wie?

Quelle: dpa

Seit Montag ist das Nahost-Friedensabkommen zwischen Israel und der islamistischen Hamas in Kraft. Die Waffenruhe halten beide Seiten weitgehend ein. Doch es hapert an einem weiteren, zentralen Teil des Deals: Die Hamas soll ihre Waffen abgeben. Zuletzt hatten Aufnahmen mutmaßlicher Exekutierungen durch die Hamas für Entsetzen gesorgt.

Experte: "Hamas nicht bereit, Waffen abzugeben"

Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Project sieht eine Entwaffnung der Hamas derzeit in weiter Ferne. Im ZDF-Morgenmagazin sagte der Terrorismusexperte:

Die Hamas hat wiederholt bekundet: Sie ist bereit, die administrative Verantwortung im Gaza-Streifen abzugeben - aber nicht ihre Waffen.

Hans Jakob Schindler, Terrorismus-Experte

Hans-Jakob Schindler

Die Hamas untermauere nach dem Abkommen mit Israel ihren Machtanspruch, sagt Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler im ZDF-Morgenmagazin.

17.10.2025 | 4:44 min

Die Idee, sagt Schindler, sei offensichtlich, "die Verwaltung abzugeben, aber ihre Waffen zu behalten, um dann die neue Administration mit Waffengewalt zu dominieren".

Für Israel wäre das kaum hinnehmbar. Verteidigungsminister Katz verlangte laut der israelischen Nachrichtenseite "ynet" die Einhaltung der Vereinbarung - inklusive der Entwaffnung. Andernfalls werde Israel die Kämpfe wieder aufnehmen.

Trump droht Hamas: Entwaffnung notfalls mit Gewalt

Auch deshalb pocht Friedensstifter Donald Trump darauf, dass die Terrororganisation ihr Wort hält. Er habe persönlich mit Vertretern der Hamas gesprochen, und sie hätten ihm zugesagt, dass sie die Waffen ablegen werden, sagte der Republikaner am Donnerstag.

Wenn sie sich nicht entwaffnen, werden wir sie entwaffnen, und das wird schnell und vielleicht gewaltsam passieren.

US-Präsident Donald Trump

Was genau Trump unter "schnell" versteht, konkretisierte er nicht - ebenso wenig, wen genau er mit "wir" meint.

 Zerstörte Gebäude und Trümmer sind zu sehen, als vertriebene Palästinenser nach dem Rückzug der israelischen Streitkräfte am 14. Oktober 2025 in die Region Akkad in Khan Yunis im Gazastreifen zurückkehren. Nach Inkrafttreten des Waffenstillstands entdecken Zivilisten weitreichende Zerstörungen, ganze Wohnblocks und Hochhäuser sind zu Ruinen geworden.

Noch immer sind nicht alle Leichen der Geiseln zurück bei ihren Familien. Derweil droht US-Präsident Trump der Hamas: „Wenn sie sich nicht entwaffnen, werden wir sie entwaffnen.“

14.10.2025 | 2:57 min

Wer beteiligt sich an der "Gaza Stabilisation Force"?

Der 20-Punkte-Friedensplan sieht die Einführung einer internationalen Friedenstruppe ("Gaza Stabilisation Force") in Gaza vor. Doch wie diese aussehen soll, sei noch völlig offen, betonte Schindler im ZDF-Morgenmagazin.

Bei dieser 'Gaza Stabilisation Force', die eigentlich für Ruhe und Ordnung im gesamten Gaza-Streifen sorgen soll, ist noch vieles unklar: Wer? Wie groß? Welche Waffen? Welches Mandat?

Hans Jakob Schindler, Terrorismus-Experte

Diesbezüglich müsse noch viel nachverhandelt werden. Das US-Magazin "Politico" spekulierte, dass den Staaten Aserbaidschan, Pakistan und Indonesien eine tragende Rolle zukommen könnte. Indonesiens Präsident Prabowo Subianto hatte bereits zuvor die Entsendung von rund 20.000 Soldaten zugesagt. Zudem erklärte der malaysische Ministerpräsident Anwar Ibrahim, dass sein Land bereit sei, Truppen zu entsenden.

Trump will keine Soldaten für Gaza bereitstellen

Dass sich amerikanische Soldaten an dieser Truppe beteiligen, schloss US-Präsident Trump bisher konsequent aus. Dennoch arbeiten die USA federführend an der Zusammenstellung der Truppe zur Stabilisierung des Gazastreifens. Die US-Nachrichtenseite Axios zitiert einen hochrangigen US-Beamten:

Vieles ist noch unklar […]. Aber eines ist bereits klar: Ihre Soldaten stehen vor einer lebensgefährlichen Mission. Schon allein deshalb, weil die Hamas bislang nicht daran denkt, ihre Waffen abzugeben.

US-Berater gegenüber Axios

Wadephul: Türkei hat wichtige Rolle bei Gaza-Friedensplan

Sollte die Hamas ihre Waffen nicht freiwillig abgeben, könnte politischer Druck anderer muslimischer Staaten ein entscheidender Hebel sein.

Die einzige Hoffnung ist, dass die Garantiestaaten Katar, Ägypten und die Türkei auch durch finanziellen Druck dazu bringen, das Abkommen auch umzusetzen.

Hans Jakob Schindler, Terrorismus-Experte

Gerade die Türkei sei laut Schindler ein wichtiger Knotenpunkt. Auch vor diesem Hintergrund reist Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) heute an den Bosporus. Bei einem Treffen mit seinem türkischen Amtsinhaber soll es um die Lage im Gazastreifen gehen - und wie das Friedensabkommen weiter umgesetzt werden soll.

Andreas Klinner im Gespräch mit Johann Wadephul

Beim Wiederaufbau im Gazastreifen werde Deutschland finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, sagte Außenminister Wadephul nach Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen Israel und der Hamas.

09.10.2025 | 5:10 min

Vor seiner Abreise formuliert Wadephul die klare Erwartungshaltung, dass die Türkei "weiterhin Druck" auf die Hamas ausübe.

Als eine der Unterstützerinnen des Friedensplans - und als ein Staat, von dem wir erwarten, weiterhin Druck auf Hamas auszuüben - kommt der Türkei eine verantwortungsvolle Rolle zu.

Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister

Nach Waffenruhe-Abkommen
:Liveblog: Aktuelle Entwicklungen in Nahost

Seit dem 10. Oktober gilt eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen. Alle überlebenden Geiseln sind übergeben. Wie geht es in Nahost weiter? Mehr im Blog.
Palästinenser laufen durch zerbombte Viertel in Gaza-Stadt am 16. Oktober 2025.
Liveblog
Quelle: dpa, Reuters, AFP

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