Waffenruhe im Israel-Krieg: Deutschland und der Weg zum Frieden

Hoffnung auf Frieden in Nahost:Wie sich Deutschlands Verhältnis zu Israel verändert hat

von Juana Guschl
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Die letzten israelischen Geiseln sind frei - nach zwei Jahren Krieg mit der Hamas. Die Freude ist groß, doch der Krieg hat Spuren hinterlassen, weit über den Nahen Osten hinaus.

Moderator Stefan Leifert vor israelischer und deutscher Flagge

Der Gaza-Krieg hat die deutsch-israelische Freundschaft auf die Probe gestellt. Wie hat sich die politische Stimmung gegenüber Israel während der vergangenen zwei Jahre verändert?

14.10.2025 | 9:18 min

Nach 738 Tagen sind am Montag endlich alle noch lebenden 20 Geiseln nach Israel zurückgekehrt. Im Gegenzug lässt Israel fast 2.000 palästinensische Gefangene frei. Freude, Hoffnung und Erleichterung auf beiden Seiten.

Die Freilassung der Geiseln ist die erste Phase des Friedensplans von US-Präsident Trump - und das Ergebnis von Verhandlungen, die vergangene Woche unter Beteiligung der USA, Katar, Ägypten und der Türkei stattgefunden haben.

Elmar Theveßen geschaltet aus Jerusalem

Donald Trump ist nach Israel gereist, um die Umsetzung des Friedensplans zwischen Israel und der Hamas zu begleiten. ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen erklärt, welche Schritte eingeleitet werden.

13.10.2025 | 7:07 min

Israel und Deutschland: Staatsräson

Am 07. Oktober 2023 hatte die islamistische Terrororganisation Hamas Israel angegriffen. Mindestens 1.200 Menschen wurden getötet, 251 in den Gazastreifen verschleppt. Anschließend betont die Bundesregierung die uneingeschränkte Solidarität mit Israel. Deutsche Bundesregierungen fühlen sich historisch mitverantwortlich für das Existenzrecht und die Sicherheit des Staates Israel - sehen es als Staatsräson.

Der Hintergrund: Im Dritten Reich werden sechs Millionen Juden aus ganz Europa Opfer eines beispiellosen Völkermordes. Nur wenige überleben den Holocaust. Viele von ihnen suchen in Palästina eine neue Heimat - damals britisches Mandatsgebiet, mehrheitlich von Arabern bewohnt. 1948 wird dort der Staat Israel ausgerufen. Es folgen jahrzehntelange Konflikte und Kriege im Nahen Osten.

Auf die Frage, ob Deutschland - aufgrund seiner Geschichte - eine besondere Verantwortung gegenüber Israel hat, antworten die Befragten im aktuellen ZDF-Politbarometer gespalten: 41 Prozent meinen ja, eine knappe Mehrheit - 54 Prozent - sagt: nein.

Nach Terrorangriff der Hamas: Krieg in Gaza

Auf den Terrorangriff der Hamas reagiert Israel mit Luftangriffen und einer Bodenoffensive in Gaza. Der Gazastreifen ist abgeriegelt, Hilfslieferungen werden teilweise blockiert. Netanyahus Kriegsziele: Die Zerstörung der Hamas; dass vom Gazastreifen aus keine Gefahr mehr für Israel ausgehen soll und die Befreiung der Geiseln.

Doch nur wenige Geiseln können militärisch befreit werden. Immer wieder kommt es in den vergangenen zwei Jahren zu Deals mit der Hamas. Das heißt, Geiseln kommen im Austausch gegen palästinensische Gefangene frei. Viele Geiseln kehren tot in die Heimat zurück. Die Situation in Gaza spitzt sich immer weiter zu:

Im August 2025 ruft die führende Initiative für Ernährungssicherheit eine Hungersnot in Gaza aus. Laut Angaben der von der Hamas kontrollierten palästinensischen Gesundheitsbehörde sind inzwischen mehr als 64.500 Menschen im Gazastreifen ums Leben gekommen.

 Palästinensische Gebiete, Gaza: Palästinenser kämpfen um gespendete Lebensmittel in einer Gemeinschaftsküche im nördlichen Gazastreifen.

Die Vereinten Nationen haben für das Gebiet in und um Gaza-Stadt offiziell eine Hungersnot ausgerufen. Immer mehr Kinder seien von akuter schwerer Mangelernährung betroffen.

22.08.2025 | 2:46 min

Israelisches Vorgehen: Stimmung in Deutschland kippt

Während zu Kriegsbeginn die Hälfte der Befragten im ZDF-Politbarometer das israelische Vorgehen in Gaza für gerechtfertigt hält, kippt die Stimmung in der deutschen Bevölkerung bereits nach wenigen Wochen. Im September 2025 hält eine deutliche Mehrheit der Befragten den harten Kurs Israels für nicht mehr gerechtfertigt.

Trotz massiver internationaler Kritik kündigt Israel im Sommer eine Bodenoffensive auf Gaza Stadt an. Daraufhin reagiert Bundeskanzler Merz: Deutschland wird keine Waffen mehr an Israel liefern, die im Gaza-Streifen eingesetzt werden könnten. 82 Prozent der Befragten des ZDF-Politbarometer empfinden das als richtig.

Anerkennung von Palästina - Bundesregierung zögert

Kanzler Merz betont, Deutschland stehe weiterhin eng an der Seite Israels - und stehe weiter für die Existenz und Sicherheit des Landes ein. Außerdem wolle man sich am Wiederaufbau Gazas beteiligen.

Kann es zu einer friedlichen Koexistenz kommen und auf lange Sicht eine Zwei-Staaten-Lösung geben? Schon seit zwei Monaten befürwortet die Mehrheit der Deutschen, dass Deutschland Palästina als eigenen Staat anerkennen sollte. Doch die Bundesregierung zögert: Die Anerkennung Palästinas sei ein letzter Schritt in einem Friedensprozess hin zu einer Zwei-Staaten-Lösung.

Nahost-Frieden: "Alles sehr kompliziert"

"Politischer Frieden in Israel und Palästina könne erst kommen, wenn bestimmte menschliche und geopolitische Bedingungen geschaffen worden sind", so der Nahost-Experte Tom Khaled Würdemann.

13.10.2025 | 6:11 min

Nach wie vor ist die Lage in Gaza fragil, die Hamas nicht entwaffnet, die israelische Armee im Gazastreifen präsent. Das nächste Ziel wird sein, einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen und daran anschließend ein stabiles Friedensabkommen.

Aktuelle Nachrichten zum Nahost-Konflikt