Nahost-Friedensprozess: Wadephul sieht Signalwirkung für Ukraine

Interview

Waffenruhe zwischen Israel und Hamas:Wadephul: "Optimistisch" für dauerhaften Frieden in Nahost

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Außenminister Wadephul ist optimistisch, dass es einen dauerhaften Frieden in Nahost geben kann. Zudem müsse der Blick auf weitere Kriegsschauplätze in der Welt gerichtet werden.

Wadephul: "Ich bin optimistisch"

Sehen Sie hier das Interview mit Außenminister Wadephul in voller Länge.

14.10.2025 | 7:55 min

Angesichts des Waffenruheabkommens zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas im Gaza-Krieg hat sich Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) im ZDF-Morgenmagazin zuversichtlich gezeigt, dass ein dauerhafter Frieden in dem Konflikt erreicht werden kann.

Sehen Sie das Interview oben im Video in voller Länge oder lesen Sie es unten in Auszügen. Wadephul sagte auf die Frage, ...

... wie zuversichtlich er sei, dass es einen dauerhaften Frieden geben könne

Er sei optimistisch, weil es einen gemeinsamen Willen in der gesamten Region gebe, dass der Waffenstillstand bewahrt werde "und dass der Weg zu einem wirklichen Frieden, zu einem Ausgleich zwischen Israel und Palästinensern gefunden wird", sagte Wadephul.

Es gebe zudem viele Länder wie Deutschland, die helfen wollten. Im Gazastreifen könnten die Menschen zurzeit "nicht richtig leben", das Gebiet müsse wiederaufgebaut werden. Deutschland und Ägypten planen seinen Worten zufolge eine Wiederaufbaukonferenz in Kairo mit Geberländern. Dabei solle "ganz praktisch" darüber gesprochen werden, wie etwa Häuser und Infrastruktur wieder aufgebaut werden könnten.

World leaders including Donald Trump, Abdel Fattah al-Sisi, Tayyip Erdogan and Emir Sheikh Tamim bin Hamad Al Thani pose for a family photo, at the Sharm El Sheikh Peace Summit in Egypt

Auch nach dem Ägypten-Gipfel ist die Umsetzung des Nahost-Friedensplans unklar. Besonders bei den Fragen der Entwaffnung der Hamas und der Übernahme der Verwaltung in Gaza.

14.10.2025 | 0:27 min

Dann müsse aber der politische Prozess beginnen. "Wir müssen dafür sorgen, dass Ordnung hineinkommt, dass verwaltet wird und dass Sicherheit hergestellt wird." Die Terrororganisation Hamas sei mit dem Waffenstillstand nicht vom Erdboden verschwunden.

Wir brauchen Sicherheitskräfte, die die Hamas entwaffnen. Und das wird ein ganz schwieriger Prozess.

Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister

Man brauche Durchhaltevermögen, Konsequenz und Härte, damit Sicherheit einkehren könne und "dass die Menschen dort menschenwürdig leben können".

Prosor: "Zwei Staaten für zwei Völker"

"Wenn wir etwas neu aufbauen wollen, dann müssen wir auch die Strukturen ändern", es erfordere dafür vor allem Zusammenarbeit, sagt Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland.

14.10.2025 | 8:20 min

... woher er den Optimismus nehme angesichts vieler offener Fragen

Sein Optimismus sei "auch ein bisschen Realismus", sagte Wadephul. Denn er sei an vielen Gesprächen direkt beteiligt gewesen.

Israel will den Frieden, will den Ausgleich, hat die Hand ausgestreckt und sucht auch den Ausgleich einer Verständigung mit den Nachbarstaaten.

Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister

Das werde von "viel mehr Staaten erwidert, als wir es je zuvor erlebt haben". Nicht nur Vermittler wie Katar, Ägypten und die Türkei, auch Jordanien, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und weitere Staaten seien an diesem Prozess beteiligt.

Ich weiß, dass es ein schwieriger Prozess ist und dass manches dagegen spricht, dass es gelingt.

Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister

Aber es gebe einen Plan, der umgesetzt werden müsse. "Und das wird harte, harte Arbeit werden."

Nahost: "Bekenntnis zur Zweistaatenlösung fehlt"

Es sei ein seltenes Zugeständnis der Trump-Administration, dass "Palästinenser und Israelis gleiche Rechte haben sollen", berichtet ZDF-Korrespondentin Golineh Atai aus Scharm el Scheich/Ägypten.

14.10.2025 | 2:34 min

... welche Rolle Deutschland beim Wiederaufbau spielen könne

Wadephul betonte im ZDF, dass Deutschland sich an der Suche nach Kompromissen beteilige. Als Beispiele nannte er das Organisieren einer Verwaltung und das Erreichen eines Mandats beim UN-Sicherheitsrat. Dabei spiele Deutschland eine "wirklich wichtige Rolle". Zudem seien Ägypten und Deutschland die einzigen Länder, die eine Konferenz dazu planten.

Natürlich können wir nicht alles bezahlen. Natürlich haben wir nicht alles Geld, was am Ende des Tages benötigt wird. Aber wir organisieren den Handlungsrahmen.

Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister

In der Bundesregierung müsse darüber gesprochen werden, kurzfristig weitere humanitäre Mittel bereitzustellen, sagte der Außenminister.

... ob der Frieden in Nahost eine Signalwirkung für die Ukraine haben kann

Auch beim Thema Ukraine sei er "vorsichtig zuversichtlich", sagte Wadephul. "Wir wollen jetzt die amerikanische Administration um Präsident Trump ermutigen, den Blick jetzt auf den nächsten Kriegsschauplatz zu werfen." Kanzler Friedrich Merz (CDU) habe darüber am Montag mit dem US-Präsidenten gesprochen.

Wir müssen jetzt zeigen, dass es möglich ist, einen Konflikt nach dem anderen zu lösen.

Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister

Und nun gehe es in der Tat um den Krieg Russlands gegen die Ukraine, betonte der Außenminister. Er glaube, Donald Trump habe den Willen, das zu tun. Für Russland sei es eine Entscheidungssituation. Es gebe die Möglichkeit, dass weitere Waffenlieferungen an die Ukraine erfolgen, sollte Moskau nicht an den Verhandlungstisch kommen. Das solle man in dieser Situation mit einer "ausdrücklichen Einladung" an Kremlchef Wladimir Putin verbinden, endlich zu verhandeln. "Ansonsten muss er wissen: Nicht nur die Vereinigten Staaten, vor allem Europa, wir stehen an der Seite der Ukraine. Und wir werden nicht zulassen, dass Russland diesen Krieg gewinnt."

Das Interview führte Philip Wortmann. Ausgewertet wurde es von Petra Mertens.

Quelle: ZDF

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