Niederlande: Wilders bei Wahl geschlagen - Linksliberale siegen

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Partei D66 um Jetten siegt vor Wilders:Niederlande: Linksliberale gewinnen Wahl - so geht's weiter

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So spannend war eine Wahl in den Niederlanden selten. Jetzt ist klar: Die linksliberale Partei D66 mit Spitzenkandidat Rob Jetten liegt vor den Rechtspopulisten um Geert Wilders.

Der Vorsitzende der D66 (Demokraten 66), Rob Jetten, reagiert, als er am Tag nach den niederländischen Parlamentswahlen am 30. Oktober 2025 im Fraktionsraum der D66 (Demokraten 66) im Unterhaus in Den Haag vor Journalisten spricht.

Der Vorsitzende der D66 (Demokraten 66): Rob Jetten

Quelle: AFP

Nach einem langen Kopf-an-Kopf-Rennen in den Niederlanden steht der Sieger fest: Die linksliberale D66 um Spitzenkandidat Rob Jetten liegt uneinholbar vor dem Rechtspopulisten Geert Wilders und wird mit mindestens 26 der 150 Mandate im Parlament stärkste Kraft.

Die Partei hat auch Aussicht auf ein weiteres Restmandat und käme dann auf 27 der 150 Mandate im Parlament. Wilders' Partei für die Freiheit (PVV) gewinnt 26 Sitze - ein deutlicher Verlust zur Wahl von 2023. Damals wurde die Partei mit 37 Mandaten noch stärkste Kraft.

Andreas Stamm

"Die Rechtspopulisten und die Rechtsradikalen zusammen haben aber nicht eingebüßt. Es ist nur eine Verschiebung weg von Wilders", so ZDF-Korrespondent Andreas Stamm.

30.10.2025 | 3:07 min

Wie geht es nun weiter? Antworten auf wichtige Fragen.

Wer ist Wahlsieger Rob Jetten?

Rob Jetten kann mit 38 Jahren der jüngste Regierungschef des Landes werden und auch der erste, der offen homosexuell ist. Er hat jahrelang Erfahrung in Den Haag, früher als Klimaminister und auch als Fraktionschef seiner Partei. Er ist europafreundlich und macht sich für den Klimaschutz stark.

Im Wahlkampf war Jetten optimistisch und voller Elan aufgetreten. Er präsentierte sich als Anti-Wilders und will mit "20 Jahren griesgrämigem Hass" von Wilders abrechnen. Sein Slogan war "Und es geht doch" - damit spielte er auch auf sein großes Vorbild an: den früheren US-Präsidenten Barack Obama.

Als Wahlsieger bekommt Jetten nun die Initiative, eine Koalition zu bilden. Zunächst wird er einen Sondierer beauftragen, die Chance für eine Koalition auszuloten. Wenn eine solche Chance deutlich wird, können erst die Koalitionsverhandlungen beginnen. Das kann Monate dauern.

Wer kommt als Koalitionspartner in Frage?

Jetten will "schnell eine stabile Koalition", sagt er. Doch für eine stabile Mehrheit im Parlament sind mindestens vier Parteien nötig. Ohne die großen Drei geht gar nichts, und das sind:

  • Die linksliberale D66 - mit 26 Sitzen
  • Die rechtsliberale VVD - mit 22 Sitzen
  • Die christdemokratische CDA - mit 18 Sitzen

Polling station staff count postal votes from voters abroad at the World Forum in The Hague

Die Parlamentswahl in den Niederlanden endet knapp. Sowohl die rechtspopulistische PVV als auch die linksliberale DGG erreichten ersten Auszählungen zufolge zunächst 26 Sitze.

30.10.2025 | 1:44 min

66 Sitze allein reichen jedoch nicht. Jetten und die CDA hätten wohl gerne das rotgrüne Bündnis mit 20 Mandaten an Bord - eine solche Koalition hätte eine satte Mehrheit im 150 Sitze umfassenden Parlament. Doch die rechte VVD will lieber eine Mitte-Rechts-Koalition mit der rechtspopulistischen JA21 (9 Sitze). Das dürften schwierige Gespräche werden.

Was wird nun aus Geert Wilders?

Der 62 Jahre alte radikal-rechte Populist hat die niederländische Politik rund 20 Jahre lang geprägt - und die jüngste, am weitesten rechts stehende Regierung des Landes im Juni platzen lassen. Er bleibt nun wohl als Oppositionsführer im Parlament. Eine Regierungsoption hat seine Partei nicht, denn die Brandmauer steht wieder - alle großen Parteien lehnen eine Zusammenarbeit mit ihm ab.

Der Vorsitzende der niederländischen rechtsradikalen Partei PVV, Geert Wilders (L), spricht zu den Medien, nachdem er an den wöchentlichen Koalitionsgesprächen im Unterhaus in Den Haag teilgenommen hat, am 3. Juni 2025.

Der niederländische Rechtpopulist Geert Wilders ließ die Regierung in Den Haag platzen. Anlass ist der Konflikt um die Migrationspolitik. Nun gibt es eine Neuwahl.

04.06.2025 | 2:11 min

Wilders Popularität ist dennoch ungebrochen. Seine Anhänger halten ihm die Stange und machen ihn auch nicht für das Scheitern der vorherigen Regierung verantwortlich. Doch viele seiner Anhänger haben nun taktisch gewählt und ihre Stimme einer anderen rechten Partei gegeben. Denn wegen der Abgrenzung zu Wilders fürchteten sie, dass eine Stimme für die PVV verloren sei.

Ist der rechte Block in den Niederlanden geschwächt?

Im Gegenteil. Extrem rechte Parteien haben Stimmen gewonnen und kommen auf fast ein Drittel aller Mandate. Das Forum für Demokratie, das als noch extremer als die PVV von Wilders gilt, hat beispielsweise sieben Mandate gewonnen - mehr als doppelt so viele wie 2023. Oder die rechtspopulistische JA21, die nun mit 9 Abgeordneten ins Parlament einzieht - bisher war es nur einer.

Quelle: dpa, AFP, ZDF

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