Gaza-Krieg: Israel wirft Hilfslieferungen über Gazastreifen ab

Hungersnot:Israel wirft Hilfsgüter über Gazastreifen ab

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Israel steht wegen der humanitären Lage im Gazastreifen massiv in der Kritik. Nun hat das Militär erstmals seit langem wieder Abwürfe von Hilfsgütern aus der Luft aufgenommen.

Kinder und Hilfsbedürftige versuchen verzweifelt Essen zu bekommen
Es fehlt an Hilfsgütern: Laut Welternährungsprogramm leiden 470.000 Menschen in Gaza unter extremem Hunger. Hilfsorganisationen berichten von einer verzweifelten humanitären Lage.26.07.2025 | 1:14 min
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben Hilfsgüter aus der Luft über dem Gazastreifen abgeworfen. Einer Erklärung der israelischen Armee zufolge enthielt die erste Hilfslieferung sieben Paletten mit Mehl, Zucker und Lebensmittelkonserven.
Die Aktion werde in Abstimmung mit internationalen Hilfsorganisationen durchgeführt, hieß es. Palästinensische Quellen bestätigten der Nachrichtenagentur Reuters den Abwurf von Hilfsgütern. Auch israelische Medien berichteten unter Berufung auf palästinensische Quellen darüber.

SGS Walpot Sievers Gaza
26.07.2025 | 2:56 min
Die Regierung werde den Bericht der "New York Times", dass die Hamas nicht systematisch UN-Hilfsgüter abzweige, "natürlich dementieren", sagt ZDF-Reporter Luc Walpot. Es gebe aber seitens der Vereinten Nationen "seit langem das energische Dementi, dass aus ihren Hilfslieferungen nichts an die Hamas ging und auch nichts abgezweigt wurde".

Der Bericht stelle zwar heraus, dass "bei einigen kleinen Hilfsorganisationen durchaus die Hamas mal zugegriffen hat", aber eben nicht beim großen System der UN. Denn dabei werde sichergestellt, dass die gesamte Lieferkette in Händen der Vereinten Nationen bleibe.

Dass Israel behaupte, dass von UN-Hilfslieferungen etwas an die Hamas ginge, "zeigt eben auch das Verhältnis von Israel zu den Vereinten Nationen", so Walpot. "Israels Regierung möchte nicht, dass die Vereinten Nationen dort weiter Hilfsmittel verteilen, aber dieser Bericht wird sie unter Druck setzen."

In Israel gebe es nun zumindest "einige Hinweise darauf, dass man das System nicht mehr so weiterführen kann wie bisher". Die Armee habe bereits seit Monaten in internen Sicherheitssitzungen "ganz klar ihre Bedenken geäußert, dass das System nicht funktioniert". Über diese Warnungen habe sich die Regierung aber hinweggesetzt. Nun seien jedoch eine neue Luftbrücke und Hilfskorridore angekündigt. "Offenbar kommt da etwas in Bewegung. Wie effizient das dann ist, müssen wir in den kommenden Tagen sehen", so Walpot.

Die Lieferung über den Luftweg gilt Helfern zufolge als die teuerste und ineffektivste Form humanitärer Hilfslieferungen - auch, weil es dabei meist um relativ geringe Mengen geht.

Israel verkündet "humanitäre Pause in zivilen Zentren"

Das israelische Militär erklärte sich zudem bereit, in dicht besiedelten Gebieten "humanitäre Pausen" einzulegen, um die Verteilung von Hilfsgütern zu ermöglichen. Gleichzeitig betonte die Armee, weiter gegen "Terroristen" in den Einsatzgebieten vorzugehen.
Die Kampfpause solle für diese Korridore und belebte Zentren gelten, hieß es von Seiten des israelischen Außenministeriums.
SGS Sievers Pizzaballa
Er habe sich bei seinem Besuch im Gazastreifen macht- und hilflos gefühlt, sagt Pierbattista Kardinal Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem. "Wir müssen etwas tun."25.07.2025 | 6:07 min

Hungerkrise in Gaza

Im Gazastreifen leben rund zwei Millionen Palästinenser, die dringend auf Hilfe angewiesen sind. Trotz heftiger internationaler Kritik lässt Israel aktuell nur sehr wenig Hilfe in den abgeriegelten Küstenstreifen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Mittwoch vor einer drohenden tödlichen Hungerkrise gewarnt. Auch zahlreiche weitere Hilfsorganisationen äußern ähnliche Befürchtungen.
Die israelische Regierung weist diese Warnungen zurück und bezeichnet sie als Teil einer Desinformationskampagne der radikal-islamistischen Hamas. Diese hatte mit ihrem Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 eine weitere Eskalation des Nahost-Konflikts ausgelöst.

Nahost-Konflikt
:Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

Israels Armee geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor - die Verhandlungen in Katar über eine Waffenruhe wurden abgebrochen. Die Entwicklungen im Blog.
Ein palästinensisches Mädchen steht auf den Trümmern des Hauses der Familie Al-Aimawi, das durch israelische Luftangriffe in Al-Zawaideh im Gazastreifen zerstört wurde, aufgenommen am 01.07.2025
Liveblog
Quelle: dpa, AFP, Reuters

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