Gaza-Hilfslieferungen: Was bringt eine Luftbrücke?

Kritik an Israels Plänen:Was bringt eine Luftbrücke nach Gaza?

Oliver Klein
von Oliver Klein
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Hilfsorganisationen warnen: Luftabwürfe von Hilfsgütern über Gaza sind ineffizient und sogar gefährlich. Nur über Landtransporte könne man den hungernden Menschen effektiv helfen.

Hilftgüter werden über Gaza von der jordanischen Luftwaffe am Sonntag den 27.07.2025. abgeworfen.
Am Sonntag wurden über Gaza auch Hilfsgüter aus der Luft abgeworfen.
Quelle: AP

Hilfsorganisationen schlagen Alarm: Die aktuell geplanten Luftabwürfe von Hilfsgütern über dem Gazastreifen seien kein nachhaltiger Weg, die Hungersnot zu bekämpfen. Israel hatte angekündigt, dass die Abwürfe humanitärer Hilfsgüter im Gazastreifen rasch wieder aufgenommen würden. Sie würden von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Jordanien koordiniert.
Das reiche jedoch nicht, erklärte beispielsweise Ciarán Donnelly vom International Rescue Committee (IRC) im US-Sender "Bloomberg TV". Die Situation für die Menschen in Gaza werde von Tag zu Tag schlechter. Die Diskussion um Luftabwürfe bezeichnet Donniciar dabei als "Ablenkung": "Das wird niemals die Menschen erreichen, die wir erreichen müssen", so der Experte. Über die Luft sei weder die Menge noch die Qualität der Hilfe ausreichend.

Was wir wirklich brauchen, ist ein Zugang über Land - keine Luftabwürfe.

Ciarán Donnelly, International Rescue Committee (IRC)

Donnelly im Bloomberg-Interview bei X

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Palästinenser tragen Mehlsäcke, die aus einem humanitären Hilfskonvoi abgeladen wurden, der am Samstag, dem 26. Juli 2025, aus dem nördlichen Gazastreifen nach Gaza-Stadt kam.
Die israelische Armee hat eine Kampfpause in Teilen des Gazastreifens angekündigt. Dort sollten sichere Routen für Konvois mit humanitären Hilfslieferungen ausgewiesen werden.27.07.2025 | 0:29 min

Hilfsorganisationen: Abwürfe sind ineffizient und gefährlich

Auch das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA geht davon aus, dass Abwürfe aus der Luft "die sich verschlimmernde Hungersnot nicht beenden" würden. UNRWA-Chef Philippe Lazzarini erklärte im Onlinedienst X: "Sie sind teuer, ineffizient und können sogar hungernde Zivilisten töten."
Tatsächlich warnen Hilfsorganisationen immer wieder vor den Gefahren durch die Abwürfe: Shaina Low vom Norwegischen Flüchtlingsrat sagte, es seien bereits Menschen von Hilfspaketen erschlagen worden. Andere seien ertrunken, als sie versuchten, ins Meer gefallene Hilfsgüter einzusammeln, berichtet die "BBC". Es komme auch immer wieder zu Rangeleien und Verletzten, wenn Menschen um die Hilfsgüter kämpfen.

Zu wenig Flugzeuge, um alle zu versorgen

Berechnungen der "BBC" zeigen außerdem die Grenzen solcher Luftbrücken auf: Rund 160 Flüge wären demnach nötig, um nur eine einzige Mahlzeit für alle rund 2,1 Millionen Menschen in Gaza bereitzustellen. Die Flotten der beteiligten Länder seien dafür bei weitem nicht groß genug: Jordanien soll etwa zehn Transportmaschinen für die Hilfsflüge haben, die Vereinigten Arabischen Emirate acht.
Auch die israelische Armee beteiligte sich mit ihren Maschinen nach eigenen Angaben an den Abwürfen. Einer Erklärung der Armee zufolge enthielt die erste Hilfslieferung sieben Paletten mit Mehl, Zucker und Lebensmittelkonserven.
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Hilfsorganisationen fordern Zugang über Land

Beim UNRWA in Jordanien und Ägypten warten Lazzani zufolge eine Menge an Hilfsgütern, die in 6.000 Lastwagen füllen würde. Mit Blick auf Israel fordert er: "Heben Sie die Belagerung auf, öffnen Sie die Tore und garantieren Sie sichere Bewegungen und würdigen Zugang für Menschen in Not."
Das israelische Militär hatte angekündigt, bis auf Widerruf jeden Tag von 10 bis 20 Uhr Ortszeit eine selbst erklärte humanitäre Feuerpause in Teilen des Gazastreifens einzuhalten, außerdem würden Korridore eingerichtet, um die sichere Durchfahrt von Konvois der UN- und anderer Hilfsorganisationen zu ermöglichen. Diese sollen Lebensmittel und Medikamente an die Bevölkerung im gesamten Gazastreifen liefern und verteilen. 
Am Sonntag fuhr eine Kolonne von rund 100 Lastwagen mit Gütern für die notleidende Bevölkerung über den israelischen Grenzübergang Kerem Schalom in den Gazastreifen, wie Quellen im Palästinensergebiet bestätigten.
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