Hungersnot in Gaza: WFP-Mitarbeiter drängt auf deutlich mehr Hilfe

Interview

Kritik an Hilfslieferungen:WFP-Mitarbeiter: Gaza "mit Hilfe überfluten"

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Im Gazastreifen ist die Lage der Menschen katastrophal. Auch Deutschland will jetzt helfen. Antoine Renard vom Welternährungsprogramm (WFP) drängt auf mehr Hilfe.

Größere Mengen an Lebensmitteln erreichen Gaza
In Gaza hätten die Palästinenser keine Grundnahrungsmittel. Täglich brauche es mindestens 100 Lkw mit Lebensmitteln, erklärt Antoine Renard vom UN-Welternährungsprogramm.29.07.2025 | 12:51 min
Erste Hilfsgüter erreichen seit dem Wochenende wieder die notleidenden Menschen im Gazastreifen. An Hilfslieferungen aus der Luft will sich auch Deutschland beteiligen. Hilfsorganisationen und auch die UN warnen, dass die Hilfen nicht ausreichen. Viel Kritik gibt es insbesondere an den Abwürfen aus der Luft.

WFP-Mitarbeiter: Mindestens 100 Lkw pro Tag

Antoine Renard arbeitet für das Welternährungsprogramm (WFP) im Gazastreifen. Er schildert bei ZDFheute live, wie dramatisch die Situation vor Ort ist:

Die Menschen sind wirklich am Rande des Verhungerns.

Antoine Renard, WFP

"Gestern war ich bei einer Familie", berichtet Renard. Die Menschen hätten einfach die Grundnahrungsmittel nicht: "Ein Viertel eines Brotlaibs für ein Kind, das sagte mir die Mutter. Das war alles, was sie hatte. Und sie hat seit drei Tagen kein Brot mehr gegessen."
Antoine Renard
Antoine Renard ist Leiter des Welternährungsprogramms (World Food Program, WFP) in den Palästinensergebieten. Das WFP ist die größte humanitäre Organisation der Welt. Ziel der UN-Organisation ist der Kampf gegen den Hunger.
Quelle: ZDF

Eine Hungerkrise müsse verhindert werden, fordert der WFP-Mitarbeiter. "Wir brauchen dafür mindestens 100 Lkw, die jeden Tag in den Gazastreifen reinkommen."
25.06.2022, Nordrhein-Westfalen, Warendorf: Das größte Transportflugzeug der Bundeswehr, der Airbus A400 M, fliegt beim Tag der Bundeswehr über das Veranstaltungsgelände am Lohwall.
Deutschland startet eine Luftbrücke für Gaza. Zwei A400M-Transporter der Bundeswehr sind in Jordanien gelandet und sollen bald Hilfsgüter über dem Gazastreifen abwerfen.29.07.2025 | 1:51 min

Kritik an der "Luftbrücke"

Mehr Hilfskorridore und verschiedene Strecken für die Lkw seien nötig, um die Katastrophe zu verhindern. Für die Verteilung vor Ort seien sichere Räume nötig. "Wenn wir sichere Straßen haben und verlässliche Routen, dann können wir die Bevölkerung erreichen", sagt Renard.
Zu Hilfslieferungen aus der Luft - einer "Luftbrücke", wie es Kanzler Friedrich Merz genannt hat - sagt Renard: "Jede Unterstützung ist gut, aber die Lösung ist, das Volumen zu erhöhen. Und dieses Volumen kann nur über die Straßen reingebracht werden."
Auch ZDF-Korrespondentin Golineh Atai spricht von einem "minimalen Effekt" der Hilfslieferungen aus der Luft - und von damit einhergehenden Gefahren: Verletzte, Chaos und Diebstahl vor Ort. Die ganze Einschätzung der ZDF-Korrespondentin sehen Sie hier:
SGS Atai
Hilfsorganisationen bewerten die organisierte Luftbrücke nach Gaza kritisch. Sie sehen darin vor allem eine Imagekampagne. ZDF-Korrespondentin Golineh Atai berichtet.29.07.2025 | 1:20 min

Waffenstillstand als Voraussetzung für Hilfe in Gaza

Als Grundvoraussetzung für ausreichende Hilfe nennt Renard einen Waffenstillstand für Gaza: 2,1 Millionen Menschen seien völlig abhängig von humanitärer Hilfe. Renard appelliert an die Völkergemeinschaft:

Wir sollten eigentlich das ganze Gebiet mit Hilfe überfluten.

Antoine Renard, WFP

"Es sollte nicht zehn Stunden für zehn Kilometer dauern, um von einer Plattform mit Nahrungsmittel zum Ziel zu kommen", beklagt der WFP-Mitarbeiter.

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