Bericht zu Situation in Deutschland:Antisemitismus hat seit Hamas-Überfall zugenommen
Seit dem Überfall der Hamas auf Israel hat Antisemitismus hierzulande zugenommen. Das dokumentiert ein RIAS-Bericht. Der Verfassungsschutz sieht eine erhebliche Gefährdungslage.
Antisemitische Schmierereien an einer Gedenkstätte (Archivbild)
Quelle: dpaSeit dem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 und der folgenden israelischen Militäroffensive im Gazastreifen erleben viele Jüdinnen und Juden in Deutschland Antisemitismus.
Das geht aus einem Bericht des Bundesverbandes der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) hervor. Der Verband sieht zudem eine Zunahme von Protesten mit antisemitischen Inhalten.
In München haben Menschen ein Zeichen gegen zunehmenden Judenhass gesetzt. Seit Beginn des Gaza-Kriegs nehmen in Deutschland Drohungen und Übergriffe auf Juden deutlich zu.
05.10.2025 | 1:31 min"Bedrückende Normalität" von israelbezogenem Antisemitismus
Für den neuen Bericht hat RIAS 2.225 Versammlungen vom 7. Oktober 2023 bis Ende 2024 ausgewertet, bei denen antisemitische Inhalte dokumentiert wurden.
Täglich sind demnach durchschnittlich fünf Versammlungen mit antisemitischen Inhalten in Deutschland zu verzeichnen. Vor dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vor zwei Jahren sei es lediglich eine Veranstaltung pro Tag gewesen.
Aufrufe zur Vernichtung Israels, offene Unterstützung des Terrors der Hamas und die Relativierung der Schoa - all das ist zur bedrückenden Normalität geworden.
Benjamin Steinitz, Geschäftsführer des Bundesverbands Rias
Der Bericht sieht insgesamt eine Vernetzung über verschiedene politische Lager hinweg, die teilweise auch gemeinsam mobilisiert hätten. Damit würde Antisemitismus zunehmend zu einer "verbindenden Strategie sehr unterschiedlicher Milieus". Es drohe eine Normalisierung von Antisemitismus.
Die Gefahr von offen ausgelebtem und ausgetragenem Antisemitismus nimmt zu, sagt Extremismusexperte Hans-Jakob Schindler. Immer häufiger schlage er in Gewalt um.
02.10.2025 | 5:23 minVerfassungsschutz: "Erhebliche Gefährdungslage"
Der Überfall der radikalislamistischen Hamas auf Israel vor zwei Jahren wirkt sich auch negativ auf die Sicherheitslage in Deutschland aus. Das Bundesamt für Verfassungsschutz warnt vor einer "erheblichen Gefährdungslage". Eine heute vorgestellte Gefährdungsanalyse ergebe eine weiterhin zunehmende Gewaltbereitschaft gegenüber Jüdinnen und Juden in Deutschland.
Unter dem Deckmantel legitimer Kritik geraten Grenzen zu Hass und Gewalt zunehmend ins Wanken.
Sinan Selen, Vizepräsident des Bundesamts für Verfassungsschutz
Hamas-Überfall jährt sich zum zweiten Mal
Der bevorstehende zweite Jahrestag des Hamas-Angriffs habe das Potenzial, "weite Teile des Protestspektrums zu emotionalisieren und zur Teilnahme an propalästinensischen extremistischen Veranstaltungen zu bewegen", so Selen weiter.
Am 7. Oktober 2023 verübten Hamas-Anhänger und andere Terroristen Massaker in Israel, bei denen rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren. Israel reagierte darauf mit einer Militäroffensive.
In Ägypten beraten Vertreter Israels und der Hamas über US-Präsident Trumps Friedensplan. Wie die Chancen einer Einigung stehen, schätzt ZDF-Reporterin Alica Jung ein.
06.10.2025 | 1:06 minSeit Kriegsbeginn wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 67.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet.