Flicks Erfolgsrezept beim FC Barcelona: Eine Analyse

Analyse

Barcelona wieder erfolgreich:Hansi Flicks katalanisches Meisterstück

von Sebastian Ungermanns
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Als Hansi Flick den FC Barcelona übernahm, beherrschte Chaos den Verein. Nun ist Barca wieder erfolgreich. Wie hat Flick das gemacht?

Hansi Flick jubelt zusammen mit Spieler Inigo Martinez
Bejubelt eine starke Saison: Hansi Flick
Quelle: firo Sportphoto | Matthieu Mirville

Argwohn beschreibt das Gefühl der meisten Fußballfans wohl am besten, als Hansi Flick Anfang der Saison als neuer Trainer des FC Barcelona vorgestellt wurde. Bei seiner vorigen Station als Nationaltrainer Deutschlands hatte es so gar nicht funktionieren wollen.
Dazu nahm er mit Heiko Westermann und Marcus Sorg zwei Co-Trainer mit, die seinerzeit bestenfalls den Kennern in Spanien bekannt waren. Überhaupt - der große FCB war zu dem Zeitpunkt dank finanzieller Schwierigkeiten und mangelnden Erfolgs sowieso in unruhigen Zeiten angelangt.
Yann Sommer
Inter Mailand und der FC Barcelona bieten ein Spiel für die Geschichtsbücher. Nach 120 Minuten und sieben Toren stehen die Gastgeber im Finale. Yann Sommer ist der gefeierte Held.07.05.2025 | 2:59 min
Nicht wenige fragten sich: Kann so ein Neustart gelingen? Knapp ein Jahr später muss die Antwort lauten: Und wie!

Offensive als Trumpf

Der FC Barcelona macht wieder Spaß. Unter Flick kennt die Blaugrana nur das Spiel nach vorn. Die Abwehrreihe steht in nahezu jedem Spiel so hoch, dass man sich fast ungläubig die Augen reiben muss. Selbst in Führung liegend, spielt der FCB mutig nach vorn.
Das resultiert immer mal wieder auch in wilden Spielen (man erinnere sich an das denkwürdige Halbfinale der Champions League gegen Inter Mailand). Alles ist darauf ausgelegt, den Künstlern in Barcelonas Offensive den Raum zu gewähren, den sie brauchen - und das mit Erfolg.

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Die hochtalentierte junge Mannschaft profitiert von dem System. Wunderkind Lamine Yamal beeindruckt jede Woche aufs Neue, Pedri hat sich spätestens unter Flick zu einem der besten Mittelfeldregisseure der Welt entwickelt. Aber auch etwas erfahrenere Spieler blühen plötzlich auf.

Empathie Flicks große Stärke

Raphinha beispielsweise konnte vor Flick die hohen Erwartungen seit seinem Wechsel aus Leeds nur selten erfüllen. Diese Saison steht der Brasilianer wettbewerbsübergreifen bei 59 (!) Scorerpunkten - Tendenz steigend. Nicht nur die Freiheiten in der Offensive machen die Spieler des FC Barcelona besser.
Flick ist ein Menschenkenner, einer dessen große Stärke vielleicht in der Empathie liegt, die er für seine Akteure aufbringen kann. Es ist wahrscheinlich das, was dieses überaus junge Team braucht - ein Trainer der ihnen zuhört und sie versteht, auch in schwierigen Phasen.

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Bekanntlich sind nicht nur Titel wichtig für das Selbstverständnis der Blaugrana. Immer geht es auch um den Vergleich mit dem Erzrivalen Real Madrid. Anfang der Saison war das Bild klar: In Barcelona herrschte die Unruhe, in Madrid die Vorfreude auf Ausnahmekönner Kylian Mbappé.

Madrid in die Schranken gewiesen

Doch das hat sich seit Flicks Antritt gewandelt. Nicht nur schreibt Real dank regelmäßiger Schiedsrichter-Eskapaden negative Schlagzeilen, auch sportlich haben sie gegen die Katalanen das Nachsehen.
Alle vier (!) Clasicos dieses Jahr gewann der FC Barcelona, inklusive dem Finale der Copa del Rey. Barca hat am Ende der Saison drei Titel gewonnen, Madrid nicht einen. Hansi Flick ist auf dem Weg zur Legende.

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Barcelona-Spieler Jules Kounde (r) jubelt nach dem dritten Tor im Match gegen Real Madrid.
Längst ist der Deutsche den Fans ans Herz gewachsen. Alle reden sie über ihn, den der Barcelona den Spaß zurückgebracht hat. Trotzdem ist nicht alles perfekt gewesen in seiner ersten Saison. Die hochstehende Defensive bleibt eine Baustelle.

Champions League das nächste Ziel

Borussia Dortmund hat im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals gezeigt, wie man diese Schwäche der Katalanen ausnutzen kann. Auch der verpasste Titel in der Königsklasse ist ein Makel.
Sollte sich die Mannschaft aber so weiterentwickeln und ihre Defensive verbessern, dürfte es für jedes Team in Europa schwer werden, die Katalanen zu schlagen. Dann wird auch der Champions-League-Triumph nur noch eine Frage der Zeit sein - und Flick würde sich wohl endgültig in den Geschichtsbüchern Barcelonas verewigen.

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