Playoff gegen Celtic: Der Wandel in Bayerns Abwehr

Die Aussage hätte vor nicht allzu langer Zeit unglaubwürdig geklungen. Doch jetzt konnte Bayern Münchens Sportdirektor Christoph Freund sie vortragen, ohne ein Stirnrunzeln zu ernten. "Man sieht, dass es unsere Verteidigung aktuell gut macht, sie haben sich richtig gefestigt", sagte Freund nach dem 0:0 in Leverkusen. "Daher sind wir aktuell sehr, sehr happy."

Der Österreicher hat seine Aussagen zwar mit dem Zusatz "aktuell" versehen. Doch das war wohl vor allem der Erfahrung geschuldet, sich besser nie ganz festzulegen.

Besonders zufrieden sind sie beim FC Bayern mit Dayot Upamecano. Der Innenverteidiger steht stellvertretend für den Wandel in Bayerns letzter Reihe, die im Playoff-Rückspiel der Champions League gegen Celtic Glasgow am Dienstag dazu beitragen soll, nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel ins Achtelfinale einzuziehen.

Nachdem der französische Nationalspieler Upamecano 2021 für 42,5 Millionen Euro Ablöse aus Leipzig kam, haftete ihm lange der Ruf an, zwar über optimale Anlagen zu verfügen, allerdings auch häufig Schnitzer einzustreuen.

In dieser Saison unter Trainer Vincent Kompany, früher selbst Innenverteidiger, bekam Upamecano auch nach schwächeren Auftritten stets das Vertrauen. Das trug zu seiner neuen Stabilität bei, ebenso bei seinem Nebenmann Min-jae Kim.

Auch der Südkoreaner war in der vergangenen Saison mit einigen Aussetzern aufgefallen. Kompanys Vorgänger Thomas Tuchel entzog ihm öffentlich das Vertrauen. Doch unter Kompany sind Upamecano und Kim gesetzt. Überwiegend zahlen sie Kompanys Vertrauen zurück.

Beim 2:1-Sieg in Glasgow wurde Upamecano sogar als Man of the match ausgezeichnet. "Upa ist für mich ein herausragender Innenverteidiger“, sagte Sportvorstand Max Eberl danach. In Leverkusen ließ Upamecano den nächsten starken Auftritt folgen, der 26-Jährige war in der Abwehrschlacht Bayerns Bester. Das fügte sich ins Gesamtbild.

Upamecano sei "eine absolute Führungspersönlichkeit“ geworden und spiele "konstant auf einem richtig hohen Level. Die Wichtigkeit von Upa wird immer mehr“, befand Freund in Leverkusen.

Upamecano hat sich mit seiner resoluten Spielweise vom Sorgenkind zum Abwehrchef entwickelt. Vieles deutet darauf hin, dass sein 2026 auslaufender Vertrag bald verlängert wird. "Eine prägende Rolle“ sei ihm auf Dauer zugedacht, sagt Freund. Er erklärt Upamecanos Wandel zur verlässlichen Instanz mit Kompanys nach vorne gerichtetem Spielstil, der ihm liege.

Zum Wandel in der Abwehr trägt Hiroki Ito bei. Für 23 Millionen Euro Ablöse war der Japaner im Sommer aus Stuttgart gekommen. Nach seinem Mittelfußbruch und der langen Reha kam er erst in Glasgow zu seinem Pflichtspieldebüt, direkt danach stand er in Leverkusen als Linksverteidiger überraschend erstmals in der Startelf. Dort ist er nun die erste Wahl, zumindest bis Alphonso Davies nach seinem Faserriss zurückkehrt.

Auch der lange verletzte Josip Stanisic entwickelt sich zur Alternative, vor allem zu Konrad Laimer hinten rechts. Dort kommt auch noch Sacha Boey hinzu. Verbunden mit den neuen Optionen durch die auch als Innenverteidiger einsetzbaren Ito und Stanisic sind mögliche Variationen im System mit einer Dreier- statt Viererkette.

Eingetrübt hat sich die Perspektive vor allem für Innenverteidiger Eric Dier und für Raphaël Guerreiro. Letzterer musste nach zuletzt einigen schwächeren Leistungen in Leverkusen von der Bank aus mitansehen, wie ihm nach Itos Auswechselung sogar der Rechtsverteidiger Laimer hinten links vorgezogen wurde. Auch dieser Denkzettel war ein Signal des Wandels ins Bayerns letzter Reihe.