Einschätzung: "Trump hat Flucht nach vorn angetreten"
Einschätzung der Korrespondenten:"Trump hat Flucht nach vorn angetreten"
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Die USA haben in Israels Krieg mit Iran eingegriffen. Lesen Sie hier, wie die ZDF-Korrespondenten Reichart, Theveßen und Atai die Lage in Israel, den USA und Iran einschätzen.
Die Gefahr für US-Militärbasen im Nahen Osten sei groß und werde ernstgenommen, so ZDF-Korrespondent Theveßen. Die USA bereite sich auf Attacken vor.22.06.2025 | 2:21 min
Die USA haben in der Nacht auf Sonntag in den Krieg zwischen Iran und Israel eingegriffen. Präsident Donald Trump sagte am Samstagabend (Ortszeit) in einer Fernsehansprache an die Nation, durch die US-Luftangriffe seien die drei wichtigsten Atomanlagen vollständig zerstört worden. Er drohte zugleich mit weiteren Angriffen, Teheran kündigte wiederum Konsequenzen an.
Am späten Samstagabend (Ortszeit) richtete sich US-Präsident Donald Trump mit einer Ansprache an die Nation zu dem Militäreinsatz im Iran. Sehen Sie die Rede hier in voller Länge. 22.06.2025 | 3:38 min
"Donald Trump hat gewissermaßen die Flucht nach vorn angetreten", sagt Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios in Washington, in einer ersten Einschätzung." Mit der Konzentration der Angriffe auf die drei Atomanlagen Fordo, Natans und Isfahan könne Trump Israel daran hindern, einen Regimewechsel in Iran herbeizuführen.
Jetzt Raum für Verhandlungen?
"Es ist der Versuch, das Heft des Handelns wieder in die Hand zu bekommen", erklärte Theveßen weiter. Sollte das iranische Atomprogramm komplett zerstört werden, "kann er Premierminister Benjamin Netanjahu und das Regime in Teheran vielleicht von einer Feuerpause überzeugen und Raum für Verhandlungen schaffen".
Theveßen warnt aber auch:
Das militärische Eingreifen der USA kann auch zu einer massiven Eskalation führen, falls Iran amerikanische Militärbasen in der Region angreift.
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Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent
Nach der Rede des US-Präsidenten stünden nun zwei Fragen im Raum: "Ist das iranische Atomprogramm tatsächlich komplett zerstört? Und wird Iran in irgendeiner Weise zurückschlagen, zum Beispiel durch Angriffe auf amerikanische Militärbasen in der Region und die Fortsetzung der Angriffe auf Israel?"
Elmar Theveßen weiter, dass ein Frieden jetzt von Iran abhänge. "Wenn Iran Gegenangriffe, vor allem gegen amerikanische Einrichtungen in der Region, vollzieht, dann würden die USA wieder zurückschlagen", so der Journalist. Es stünden etwa 40.000 US-Soldaten auf Militärbasen in der Region und Flugzeugträger bereit.
In den USA sind in einigen Großstädten die Sicherheitsmaßnahmen drastisch verschärft worden aus Angst vor möglichen Terroranschlägen.
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Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent
In Israel seien die Reaktionen auf den US-Angriff trotz Gegenangriffen positiv, so ZDF-Korrespondent Reichart. Es sei aber zu früh, von einem Erreichen des Kriegsziels zu sprechen.22.06.2025 | 1:25 min
Reichart: Für Israel ist Kalkül aufgegangen
Bisher sei für Israels Regierung "das Kalkül aufgegangen", dass sich die USA früher oder später in den Krieg hineinziehen lassen würden, sagt Korrespondent Thomas Reichart, der das ZDF-Studio in Tel Aviv leitet. Als Trump am Donnerstag erklärt habe, er wolle erst binnen zwei Wochen entscheiden, ob die USA eingreifen, sei das zunächst "ein erheblicher Rückschlag für Israel" gewesen, sagt Reichart. Nun sei genau das passiert.
Die Erleichterung merkt man den fast schon überschwänglichen Reaktionen aus Israel an.
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Thomas Reichart, ZDF-Korrespondent
Israels Premier Netanjahu etwa habe Trump gratuliert und spreche von einer "mutigen Entscheidung", die die "Geschichte verändern" werde, sagt Reichart.
Gleichzeitig sei die Anspannung in Israel groß, wie Iran auf den US-Angriff reagieren werde. "Am Morgen gab es hier bereits neue Angriffe mit iranischen Raketen. Außerdem wurden schon in der Nacht die Regeln für den Zivilschutz in Israel verschärft. Öffentliche Versammlungen sind verboten, Schulen und die meisten Betriebe bleiben geschlossen", berichtet Reichart aus Israel.
Israel ist wieder im Ausnahmezustand.
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Thomas Reichart, ZDF-Korrespondent
Wie sieht die Antwort aus Teheran aus?
Und Iran? ZDF-Korrespondentin Golineh Atai schaut mit Sorge nach Teheran und fragt: "Wird das Regime - wie so oft - dogmatisch antworten?" Iran habe das Atomprogramm über Jahrzehnte als existentiell notwendig erklärt, "als ein Kernstück seines ideologischen Widerstands gegen den Westen" - und dafür in Kauf genommen, dass die westlichen Sanktionen seine Bevölkerung hart getroffen haben.
Grafikvideo zur Bedeutung der Meerenge18.06.2025 | 1:13 min
Atai sieht wenig Optionen für das Land. "Die meisten Vergeltungsoptionen, die das Mullah-Regime noch hat - ob nun Schläge auf US-Botschaften und -Militärbasen in der Region, die Schließung der für die Weltwirtschaft strategischen Meerenge von Hormus im Persischen Golf, das Nadelöhr für die Öltanker - könnten zur Folge haben, dass das Regime selbst die Antwort auf seine Vergeltung nicht überlebt."
Bis jetzt spiele Teheran die amerikanischen Militärschläge herunter.
Für die Iranerinnen und Iraner aber ist klar: Falls das System überlebt, wird es sich in erster Linie an der Bevölkerung rächen.
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Golineh Atai, ZDF-Korrespondentin
Viele Menschen in Iran befürchteten nun "massive Einschüchterungen und Drohungen der Staatssicherheitsorgane sowie Hinrichtungen".
Israel greift Iran seit Tagen an und begründet das Vorgehen mit dem iranischen Atomprogramm. Iran reagiert mit Gegenschlägen auf Israel. Alle Entwicklungen im Liveblog.